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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Hause. Und musste mir dann noch Marios Gemotze anhören. Dass Sina absichtlich so oft mit Dieter Schluss macht. Damit ich mir ihr Geheul anhöre. Und ihr die Nase putze.
    Ehrlich gesagt, geht mir das auch allmählich auf die Nerven. Außerdem vertrage ich den Wein nicht mehr. Dabei habe ich nur zwei Gläschen getrunken.
    Trotzdem war mir heute Morgen übel. Und als sich der Drachen auf meine Hose übergeben hat, musste ich mir ebenfalls schnell eine Toilette suchen. Dabei bin ich eigentlich nicht übersensibel.
    Vielleicht sollte ich erst mal nichts mehr trinken. Vorsichtshalber. Weil ich meine Tage noch nicht habe. Aber wie soll ich das Sina erklären? Ich könnte schwanger sein, während Dieter nicht mal einen Heiratsantrag hinkriegt. Damit provoziere ich gleich den nächsten Zusammenbruch.
    Vielleicht sage ich Sina heute einfach ab. Ich sollte mal zu Hause sein, wenn Mario von der Arbeit kommt. Ich könnte versuchen, ihm was zu kochen. Spaghetti sind kinderleicht. Sagt Sina.

    DERSELBE MITTWOCH, 23.52 UHR
    Ich hatte vorgehabt, zu Hause zu bleiben. Ernsthaft. Ich hatte Sina abgesagt. Ich hatte sogar den Topf auf dem Herd. Und die Nudeln im Wasser. Als Sina noch einmal angerufen hat.
    Dieter ist wieder aufgetaucht. Allerdings ist er nicht gekrochen. Einen Verlobungsring hatte er auch nicht dabei. Sein Scanner hat den Geist aufgegeben. Er wollte sich Sinas Gerät ausleihen. Für eine wichtige Präsentation. Morgen.
    Ich habe die Nudeln vom Herd genommen. Und den Rotwein eingepackt.
    Als der Wein alle war, war es wieder elf. Ich konnte nicht mehr Auto fahren. Musste Mario anrufen.
    Er war noch wach. Er bleibt ja immer wach, bis ich heimkomme. Dass er sich über meinen Anruf gefreut hat, kann ich aber nicht behaupten.
    Ich kann ihn sogar verstehen. Die ganze Woche war ich nicht vor elf zu Hause. Natürlich ist er nicht begeistert.
    Die dauernden Dieter-Krisen gehen ihm auf die Nerven. Klar. Mir gehen sie auch auf die Nerven. Trotzdem. Der Auftritt bei Sina hätte nicht sein müssen. Zumindest hätte er ihn sich für zu Hause aufheben können.
    »Das nächste Mal wartest du unten vor der Tür, wenn du mich schon mitten in der Nacht rausklingelst! Kapiert?«
    »Ich war auf dem Weg.« Rausreden funktionierte natürlich nicht.
    »Deshalb ist auch dein Glas noch halb voll!«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Wie immer, wenn er in diesem Ton mit mir redet. Außerdem war ich überrumpelt. Ich hatte nicht gedacht, dass er mich vor Sina zusammenfalten würde.
    Also stand ich auf. Wortlos.
    Sina starrte mich an. Ebenfalls sprachlos.
    »Und morgen bleibst du mit deinem Arsch zu Hause! Du kannst nicht nur Party machen und abgammeln, während ich arbeite! Du kümmerst dich endlich mal um das Haus!«
    Daraufhin bin ich sauer geworden. Ich bin keine Hausfrau. Ich werde auch keine mehr werden. War auch nie mein Ziel. Ich hasse es, wenn er mich wie eine behandelt!
    Er weiß das. Genau.
    »Ich arbeite genau wie du!«
    »Tatsächlich? Wie kommt es dann, dass du dich hier schon wieder seit Stunden zukippst? Während ich maloche? Den halben Tag hockst du mit deinem fetten Arsch auf dem Sofa! Ich fahre vor dir weg und komme nach dir zurück! Und solange das so ist, machst du den Haushalt! Verstanden?«
    Mein Kopf war inzwischen tomatenrot. Weil es mir unglaublich peinlich war. Dass Sina das mitbekam. Und weil mir wie immer nichts einfiel, was ich erwidern konnte.
    Mario dagegen war noch nicht fertig.
    »Wer seine Meinung nicht rüberbringen und vertreten kann wie du, hält besser die Klappe!«
    Auch darauf wusste ich nichts zu sagen. Was seine Einschätzung prompt bestätigte.
    Sina starrte immer noch. Offensichtlich in Erwartung meines Gegenangriffs. Der nicht kam.
    Morgen würde ich Mario vor ihr verteidigen müssen. Dass sein Verhalten natürlich nicht richtig war, würde ich sagen. Dass ich mir das natürlich nicht gefallen ließe. Dass seine Wut nur fünf Minuten anhielt. Und er sich hinterher entschuldigt. Dass es ihm furchtbar leidtäte. Dass er sich eben schnell aufregte.
    Im Endeffekt ist das sogar alles wahr. Eigentlich habe ich das Sagen in unserer Ehe. Mario weiß das nur nicht. Wir machen doch immer, was ich will. Sobald er sich ausgetobt hat. Er regt sich eben schnell auf. Schneller, als er nachdenkt.
    Das alles ging mir durch den Kopf, während Mario in Sinas Wohnung herumbrüllte.
    »Beweg dich oder du kannst dir ein Taxi nehmen!«
    Er drehte sich um und ging.
    Ich musste das einfach schlucken. Alles andere hätte es

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