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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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»Jedenfalls hat Karin dafür gesorgt, dass ich nie Kinder bekommen konnte.«
    Wow. Ein glasklares Mordmotiv, begriff ich.
    Nur leider überflüssig, fiel mir im nächsten Moment ein. Denn der Arzt hatte ja grade einen natürlichen Tod bescheinigt.
    Außerdem erklärte ein einzelner Todesfall wie dieser nicht die über Jahre erhöhte Quote des Pflegedienstes.
    Eine Sekunde lang ahnte ich, wie aussichtslos die Ermittlungen in diesem Fall waren. Denn selbst wenn eine Leiche auftauchte, selbst wenn es scheinbar Gründe gab, aus denen der Tod der Person vorteilhaft war, war jeder Fall ein Einzelschicksal. Unmöglich, einen Zusammenhang zu anderen Todesfällen herzustellen, erst recht, wenn diese bereits Jahre zurücklagen.
    »Wann haben Sie Ihre Schwägerin das letzte Mal gesehen?«, erkundigte ich mich trotzdem.
    »Ich habe den Kontakt zur ganzen Familie abgebrochen.« Die alte Frau lächelte boshaft, aber zufrieden. »Nur zu den Beerdigungen komme ich natürlich gern. Die letzte Veranstaltung galt meinem Bruder, also Karins Mann. Außer mir und meinen Kindern – ich habe später adoptiert –, außer uns war nur der Kirchenvorstand da. Danach habe ich noch einmal mit meiner Schwägerin telefoniert, als sie mich informierte, dass sie mich als nächste Verwandte beim Pflegedienst angegeben hat.«
    Karin Küppers war an Herzversagen gestorben. Auch wenn Ingelore Schramm sich darüber freute, gab es keinen Grund, an der Aussage des Notarztes zu zweifeln.
    Tag 38
    BELLAS BLOG:
    SONNTAG, 19.58 UHR
    Die Hormone arbeiten.
    Heute habe ich wieder gekocht. Bereits in der siebten Schwangerschaftswoche verwandele ich mich in eine Mutti. Es gab Grünkernbratlinge mit Selleriegemüse. Was die Sache noch bedenklicher macht.
    Mario hat sich das Motzen verkniffen. Und sogar einen ganzen Bratling hinuntergewürgt. Dabei zählt ein Essen, das ohne ein Viertelpfund Fleisch auskommt, für Mario nicht als Mahlzeit.
    Ich habe beschlossen, mich gesund zu ernähren. Die nächsten achteinhalb Monate. Denn in den letzten Wochen hat mein Baby schon viel zu viel Alkohol abbekommen.
    Dank Dieter.
    Morgen werde ich ein Rezept für Zucchini-Reis-Risotto ausprobieren.
    Für Marios Familie ist meine Schwangerschaft natürlich ein willkommener Anlass zum Feiern. Vorhin haben sich alle versammelt. Sonntagnachmittag. Bei Kaffee und Kuchen.
    Dabei sind meine Mutti-Hormone außer Kontrolle geraten. Als Mario sich eine Zigarette angesteckt hat. Zusammen mit seinem Vater und seinem Cousin.
    Mario raucht nicht regelmäßig. Nur in Gesellschaft. Allerdings verbringen wir jedes Wochenende in Gesellschaft. Also raucht er doch ziemlich regelmäßig.
    Nicht, dass ich zu den militanten Nichtrauchern zähle. Bisher hat es mich nie gestört. Nicht selten habe ich mitgeraucht. Obwohl das paradoxerweise Mario stört. Was der Hauptgrund ist, aus dem ich mitrauche. Weil er raucht, aber mich anmeckert, wenn ich mir eine anstecke. Geschmeckt hat es mir nie. Deshalb fällt es mir auch nicht schwer, jetzt zu verzichten.
    Doch diesmal habe umgekehrt ich ihn angefahren. Weil er sich eine Zigarette anzündete.
    »Bist du bescheuert? Hier drin zu rauchen? Geh vor die Tür!«
    Prompt wurde es still.
    Dann lachte Mario. Zu laut.
    Mit einer Hand packte er mich vor der Brust. Mit der anderen steckte er sich die Kippe in den Mund. Er hielt mich auf Abstand. Mit ausgestrecktem Arm. Lässig.
    »Solange du keinen Zementsack über die Fünf-Meter-Marke wirfst, wäre ich an deiner Stelle vorsichtiger. Sonst vergreife ich mich auch mal im Ton.« Er pustete den Rauch ins Wohnzimmer.
    »Also wirklich!«, tadelte meine Mutter. »Wie redest du mit deinem Mann? Auch wenn ihr jetzt verheiratet seid, kann man doch höflich zueinander sein.«
    »Das sind deine Erziehungsfehler.« Grinsend ließ Mario mich los. »Was du in zwanzig Jahren nicht hingekriegt hast, kann ich auch nicht mehr ausbügeln.«
    Wieder Lacher.
    Ich wunderte mich. Wegen was für Kleinigkeiten meine Mutti-Hormone Streit anzettelten.

21.
    »Wenn du mich fragst, ist dieser ganze Scheißfall eine Sackgasse«, knurrte Danner feindselig. Auch er hatte unseren Streit offensichtlich nicht vergessen. »Ich hab’s ja von Anfang an geahnt.«
    »Findest du?«, bemerkte ich kühl. »Ich habe das Gefühl, es kommt ein bisschen Bewegung in die Sache.«
    Immerhin hatte Agi Friedlich auffällig viel Mitleid, die Bestatter hatten gut zu tun und – es gab eine neue Leiche.
    Langsam drehte sich Danner vom PC weg in meine Richtung. Die Arme

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