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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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ich? Warum lassen wir uns anbrüllen? Warum lasse ich mir sagen, dass ich einen fetten Arsch habe?
    Mario soll sich mal selbst angucken! Wer von uns hat denn den Bierbauch? Außerdem bekommt er eine Glatze. Seine Geheimratsecken reichen bereits bis an den Hinterkopf.
    Das musste mal gesagt werden. Ich habe Haare. Und eine Taille. Und ich mag meine Beine.
    Deshalb werde ich mich nicht mehr anbrüllen lassen. Mein Kind wird nicht erleben, dass sich seine Mutter heulend im Badezimmer einschließt. Nie.
    Dumm nur, dass ich nicht weiß, wie ich sonst auf einen Streit reagieren soll.
    Aber ich will nicht länger kuschen. Mario wird sicher gleich noch was zu meckern haben, mies, wie er heute drauf ist. Höchste Zeit für ihn zu begreifen, dass er mich nicht länger so behandeln lassen kann. Schließlich bin ich erwachsen. Emanzipiert. Eine moderne Frau. In einer modernen Welt.
    Und ich bin stolz auf meine Beine.

    DERSELBE DONNERSTAG, 22.06 UHR
    Ich habe gekuscht.
    Ich fasse es nicht.
    Ich bin eine Memme. Eine Heulsuse. Ein Feigling. Erbärmlich. Zum Kotzen. Die letzte Stunde habe ich im Badezimmer verbracht. Und geheult.
    Ich heule noch immer.

23.
    »Männer!«
    Danner starrte mich an, als hätte ich behauptet, in unserer Badewanne einen Alligator zu beherbergen.
    »Van Pels Lieblingsleichenentsorger Schlichte hat vorwiegend Männer beerdigt«, bekräftigte ich. »Überhaupt sind seit vier Jahren etwas mehr Männer als Frauen verstorben. Obwohl der größere Teil der Kunden des Pflegedienstes angeblich weiblich ist. Weil Frauen länger leben und so. Wenn mehr Frauen betreut werden, müssten eigentlich auch mehr Frauen versterben.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!« Danner schnappte mir die Bestatterliste aus der Hand. Kopfschüttelnd überflog er den Zettel. Las ihn ein zweites Mal konzentriert. Schüttelte wieder den Kopf.
    »Die vermehrten Todesfälle werden also nicht durch die Spätfolgen des Bergbaus, die hohe Abgasbelastung oder einen mutierten Virus hervorgerufen, denn solche äußeren Umstände hätten Männer und Frauen gleichermaßen gekillt«, schlussfolgerte ich schon mal voraus.
    Danner ließ verblüfft den Zettel sinken: »Du meinst, da hat einer was gegen Männer? Weißt du, was das bedeuten würde?«
    Dass wir es mit einem Mordfall von ungeahntem Ausmaß zu tun hätten.
    »Wenn wir das laut sagen, sind Elsbeth van Pels und ihr Pflegedienst ruiniert. Dabei haben wir nicht einen einzigen Beweis«, staunte Danner.
    Weil nach meiner Entdeckung an Schlaf natürlich nicht mehr zu denken gewesen war, hatte ich mir eine Kanne Kaffee gekocht und weitergedacht: »Aber wir haben endlich eine Richtung, in die wir ermitteln können. Schließlich kennen wir jemanden, der nicht gut auf Männer im Allgemeinen zu sprechen ist.«
    »Tatsächlich?«
    Ich konnte sehen, wie Danners grauen Zellen hinter seiner gerunzelten Stirn ihre Arbeit aufnahmen.
    Zu meiner Verwunderung sagte er nach kurzem Überlegen: »Kuchenbecker?«
    Der machte bei mir nicht das Rennen als Hauptverdächtiger. »Wieso denn der? Ich denke, der steht auf Männer?«
    »Aber nicht jeder konservative Neunzigjährige steht auf ihn. Ich kann mir vorstellen, dass Kuchenbecker eine Sicherung durchbrennen könnte, wenn er den hunderttausendsten schwulenfeindlichen Spruch hört. An wen hast du gedacht?«
    »Gülcan Aydin.« Ich deutete auf den PC.
    »Die Türkin?« Danner trat an den Schreibtisch. »Hat man der nicht beigebracht, Männer zu bedienen?«
    »Boah, Chauvinist!« Wütend funkelte ich ihn an.
    Danner warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er sich in Gülcans schwarz-weißen Feministinnenblog vertiefte. Das Glitzern seiner grauen Augen verriet, dass es ihm Spaß machte, die Emanze in mir Amok laufen zu lassen.
    »Gülcan hat schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht«, erläuterte ich verärgert. »Schlecht genug, um als Frauenrechtlerin politisch aktiv zu werden.«
    Für uns Grund genug, die Türkin genauer zu überprüfen, fand ich.
    »Also Aydin und Kuchenbecker«, murmelte Danner lesend.
    Während er weiter Gülcans Blog studierte, schlüpfte ich in ein blasslila Sweatshirt, dessen Vorderseite ich in der letzten Stunde mit einem schwarzen Edding feinsäuberlich und unübersehbar groß beschriftet hatte.
    Der Blick des Detektivs wanderte vom PC zu den Blockbuchstaben auf meinem Busen.
    »Verdammt, ich muss dich besser bezahlen«, brummte er.
    BLOG YOUR LIFE!, stand auf meiner Brust.
    Tag 44
    BELLAS BLOG:
    SAMSTAG, 15.31 UHR
    Sina will mich als

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