8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Andere Male allerdings lechzte ich nach Eis, und kein Mensch kam vorbei.«
Troy lächelte hart. »Das ist ein anderer Punkt, zu dem wir später noch kommen werden. Kehren wir zu den echten Menschen zurück. Der Unterschied zwischen ihnen und den – nun, nennen wir sie ruhig ›unecht‹ – den unechten Menschen also besteht darin, daß die echten Menschen die übrige Welt zur Erfüllung ihrer Wünsche ausnützen.
Zurück zu dem Eiskremwagen. Angenommen, du gehörst zu den echten Menschen. Bewußt oder unterbewußt möchtest du jetzt Eis haben. Gut, dann wird der Eiskremwagen zum Ausführenden deines Befehls. Du schaffst dir Fahrer, Eis und Wagen, wie es dir beliebt.
Oder du bist der Eiswagenfahrer. Du möchtest dein Eis verkaufen. So schaffst du dir Kunden. Oder du bist der Besitzer einer Gesellschaft. Du schaffst dir Wagen, Fahrer und Eis. Und Kunden. Oder du stellst Lastwagenreifen her. Dann schaffst du dir die Eiswagenfirma, weil du Kunden für die Reifen brauchst. Du verkaufst Benzin, Eiskartons, oder sogar das Himbeeraroma für das Eis. Vielleicht bist du auch in der Werbebranche beschäftigt und die Eisfirma ist einer deiner Kunden, die du geschaffen hast, weil du leben mußt.
Begreifst du endlich, wie weitverzweigt das alles ist? Wer ist letzten Endes der echte Mensch? Wer lebt zu wessen Nutzen? Da, beantworte mir folgende Frage: Regnet es, weil du der Ansager bist, der das schlechte Wetter prophezeit hat?«
Delmans Gedanken überschlugen sich. Er versuchte diese neue Anschauung in seine persönliche Philosophie einzubauen, ohne das Gebäude zu beschädigen.
Als Troy die Zelle betrat, hatte er die Vorstellung endgültig aufgegeben, daß er allein die Welt für sich behaupten durfte. Schlimm genug, aber immerhin hatte er dann die Macht über die Welt auf nur zwei Personen verteilt. Jetzt wollte sie ihm klarmachen – und er wußte, daß sie nicht log –, daß es viele seiner Art gab, sogar sehr viele. Er krümmte sich innerlich vor Angst, sie könnte beweisen, daß sie recht hatte. Was würde dann mit ihm und seiner Philosophie geschehen?
»Du hast noch nicht geantwortet«, sagte sie ungeduldig.
»Was hattest du gefragt?« Sein Gesicht spiegelte immer noch seinen inneren Kampf wider.
»Weshalb es regnet.«
Er lachte unsicher. »Meistens regnet es nicht, wenn die Wettervorhersage Regen ankündigt. Es regnet, wenn du die Fenster geputzt oder Wäsche gewaschen hast. Jeder Fernseh-Conférencier weiß das.«
Sie fuhr fort, ohne ihm die Möglichkeit zu einer Unterbrechung zu geben. »Kommen wir wieder zu unserem Eiswagen. Du sagtest vorhin, daß er manchmal auch ausbleibt, wenn man ihn herbeiwünscht. Warum? Du gehörst zu den echten Menschen.« Ihre Stimme wurde sarkastisch. »Du kannst Wunder bewirken. Warum also kommt der Wagen nicht? Warum konntest du die Wirklichkeit nach der Verurteilung nicht verändern?«
Wieder dachte Frederick Delman an die Angst, die er ausgestanden hatte. »Ich weiß nicht«, sagte er so kriegerisch, als trage sie die Schuld daran. »Woher sollte ich auch?«
»Alle echten Menschen haben die gleichen Kräfte wie du. Das ist der Grund. Stell dir vor, dein Nachbar vom zweiten Stock ist auch ein echter Mensch, und er kann das Klingeln des Eiswagens nicht ausstehen. Stell dir vor, irgend jemand bei der Verhandlung war ein echter Mensch und vertrat die feste Überzeugung, du seist ein Mörder. Du bist nicht mächtiger als wir anderen. Der Eiswagen kommt nicht. Und du kannst die Wirklichkeit nicht verändern.«
Das ist die Antwort, dachte er. Und fügte hinzu: Ja, zum Teil. Seine Macht konnte blockiert werden – es war oft genug geschehen, und nie hatte er eine Erklärung gefunden. Nein, er war verwirrt und verzweifelt gewesen. Es gab natürlich auch keine Erklärung, solange er daran glaubte, daß er der einzige echte Mensch wäre. Selbst wenn er Troy noch dieses Recht zugestand, so konnte er nicht annehmen, daß sie zu jeder Zeit, in der er sich etwas wünschte, seine Gedanken blockierte. Das konnte und wollte sie nicht. Dann mußte es viele, sehr viele echte Menschen geben, die seine Wünsche und Kräfte, bewußt oder unbewußt, durchkreuzten.
Aber daß er es wußte, machte ihn stärker als sie. Er konnte es beweisen.
Er griff in die Tasche, holte eine Zigarette heraus und zündete sie mit dem Streichholz aus dem Aschenbecher des Restaurants an, der plötzlich vor ihm stand. Er ließ das Streichholz in den Aschenbehälter des Armaturenbretts fallen, warf Troy einen
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