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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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tun.«
    Mistreß Cummings’ welke Lippen preßten sich ärgerlich zusammen. Doch die angstvollen Augen des Jungen machten sie stutzig. »Was ist mit dir?« fragte sie. »Fühlst du dich nicht wohl?«
    Der Junge stand steif da, unfähig, ihr eine Antwort zu geben. Erfreut von dem Schauspiel, murmelte und kicherte die Klasse, bis Mistreß Cummings mit ihrem Bleistift ärgerlich auf das Pult klopfte.
    »Ruhe«, fauchte sie. Ihre Stimme wurde etwas sanfter, als sie sich wieder an Mike wandte. »Michael, wenn du dich nicht wohlfühlst, geh nach unten ins psychische Labor. Es hat keinen Sinn, wenn du dich in deinem Zustand mit der Arbeit abquälst. Miß Groves wird dich wieder aufmöbeln.«
    »Nein«, sagte Foster.
    »Ja, aber Kind, was ist denn?«
    In der Klasse entstand wieder Unruhe. Andere Stimmen antworteten für Foster. Seine eigene Zunge schien vor Scham und Demütigung am Gaumen zu kleben. »Sein Vater ist ein Anti-V«, erklärten die Kinderstimmen. »Sie haben keinen Strahlenschutz, und er ist nicht mal als Steuerzahler für die öffentliche Verteidigung registriert. Und für die NATS haben sie auch nichts beigesteuert. Nichts haben sie getan.«
    Mistreß Cummings sah den stumm dastehenden Jungen entsetzt an. »Aber …« Sie hatte sagen wollen: Aber dann wirst du ja hier oben umkommen. Doch sie änderte schnell ihren Satz. »Ihr habt keinen Strahlenschutz?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wohin wirst du dann gehen?«
    »Nirgends«, antworteten die grausamen kleinen Stimmen für ihn. »Alle anderen werden sich in ihren Strahlenbunkern aufhalten. Nur er muß oben bleiben. Er hat nicht mal ’ne Erlaubnis für den Schulbunker.«
    Mistreß Cummings war ehrlich entsetzt. In ihrem nüchternen Schuldenken hatte sie es als selbstverständlich angenommen, daß jeder Schüler in den sicher angelegten Bunkern unterhalb der Schule Schutz finden würde. Aber das war natürlich Unsinn. Nur Kinder, deren Eltern zur Verteidigung des Landes beitrugen, hatten das Recht. Und wenn Fosters Vater ein Anti-V war …
    »Er hat Angst, daß er hier drinnen sitzt, wenn die Bomben kommen«, zwitscherten die kleinen Stimmen weiter. »Dann ist er der einzige, der oben bleiben muß.«
     
    Er schlenderte langsam, die Hände tief in den Taschen vergraben, durch die Straßen. Mit den Füßen schob er einen Stein vor sich her. Die Sonne ging unter. Stumpfnasige Pendelraketen spuckten müde Menschen aus, die froh waren, der Arbeit in dem Fabrikstreifen hundert Meilen weiter westlich entronnen zu sein. In den fernen Bergen blitzte etwas auf – ein Radarturm, der schweigend in der Abenddämmerung seine Schirme schwenkte. Die NATS am Himmel wurden zahlreicher. Denn die Stunden des Zwielichts waren am gefährlichsten. Schnellraketen konnten erst erkannt werden, wenn sie sich nahe am Boden befanden.
    Eine automatische Nachrichtenpresse schrie ihm brutal die Neuigkeiten ins Gesicht. Krieg, Tod, erstaunliche neue Waffen, die im In- und Ausland entwickelt worden waren. Er ließ müde die Schultern nach vorn sinken und trottete weiter, vorbei an den kleinen Betonmuscheln, die als Häuser dienten und die alle gleich aussahen – feste, trotzige Bunker. Vor ihm durchbrachen grelle Leuchtbuchstaben die Dämmerung: das Geschäftsviertel mit seinem hektischen Lärm und den unzähligen Menschen.
    Kurz vor dem bunten Gewirr der Leuchtbuchstaben blieb er stehen. Zu seiner Rechten lag ein öffentlicher Bunker, in dessen dunklem, tunnelartigem Eingang ein Drehkreuz metallisch aufleuchtete. Fünfzig Cents Eintrittsgebühr. Wenn er hier, genau hier an dieser Stelle stand und fünfzig Cents hatte, war alles gut. Er war während der Probealarme oft und oft in diese öffentlichen Bunker gerast. Aber andere Male – und er würde jene Angst und Hilflosigkeit nie vergessen – hatte er die fünfzig Cents nicht gehabt. Er hatte stocksteif und entsetzt inmitten der Menschenflut gestanden, die an ihm vorbeirauschte. Und das schrille Heulen der Sirenen hüllte ihn ein.
    Er schlenderte langsam weiter, bis er den hellsten Neonfleck erreicht hatte – die riesigen, schillernden Ausstellungsräume von General Electronics. Sie erstreckten sich über zwei Straßenzüge und strahlten Licht und Sicherheit aus. Er blieb stehen und betrachtete zum tausendstenmal die faszinierenden Formen, die ihn zu hypnotisieren schienen, sobald er hier vorbeikam.
    Im Mittelpunkt des riesigen Raumes befand sich ein einziger Gegenstand. Ein fein ausgeklügeltes, pulsierendes Nebeneinander von Motoren

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