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8 Science Fiction Stories

8 Science Fiction Stories

Titel: 8 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Martin Greenberg
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der Zo­ne, in der Dar­va lag, vor­herrsch­te. Tag und Nacht ha­ben nur sehr va­ge äqui­va­len­te Aus­drücke in der ve­nu­si­schen Spra­che, aber ein lang­sa­mer Rhyth­mus von Ther­mal­quel­len über ei­nem brei­ten Gür­tel der Tag­sei­te, ver­ur­sacht durch die Li­bra­ti­on des Pla­ne­ten, ent­spricht den Be­grif­fen. Es gibt Pe­ri­oden düs­te­rer, dun­kel­blau­er, fros­ti­ger Käl­te und Pe­ri­oden glas­kla­rer Mit­ta­ge, an de­nen die Son­ne flüs­si­ges Feu­er hin­ter ho­hen Ne­beln ist. Die In­ter­val­le sind in ei­ni­gen Tei­len der Tag­sei­te mo­na­te­lang, aber hier er­zeu­gen die rie­si­gen Ber­ge ih­re ei­ge­nen Luft­strö­mun­gen, und die Ge­zei­ten der Wol­ken ha­ben einen viel kür­ze­ren Rhyth­mus. Aber auch sie sind noch zu un­ein­heit­lich, um den Ve­nu­si­ern ein kla­res Ver­ständ­nis von Tag und Nacht zu ver­mit­teln. Die mäch­ti­gen, blau­en Ber­ge wa­ren pur­purn und vio­lett im Halb­dun­kel, als Quan­na den Weg auf­wärts ritt. Über­all um sich her­um hör­te sie zahl­lo­se Was­ser­fäl­le rau­schen, plät­schern und trop­fen. Es glich ei­ner Mu­sik, ei­ner Un­ter­ma­lung zu dem lang­sa­men fer­nen Don­nern ei­nes Stein­rut­sches, der die Fel­sen in ei­nem Schau­er von Echos er­zit­tern ließ.
    Die stei­len Fels­gi­gan­ten, die fast drei­hun­dert­fünf­zig Me­ter senk­recht nach oben in die Wol­ken streb­ten, wa­ren für ir­di­sche Au­gen selbst nach ei­ner Le­bens­span­ne auf der Ve­nus ein er­schre­cken­der An­blick, aber Quan­na nahm kaum No­tiz von den stei­len Ko­los­sen aus pur­pur­nem Fels, die über ihr hin­gen. Sie war in­mit­ten die­ser Fel­sen ge­bo­ren wor­den, und sie hat­te nicht vor, hier zu ster­ben. Wenn es nach ihr gin­ge, wür­de sie auf ei­nem an­de­ren Pla­ne­ten ster­ben und un­ter der sat­ten, grü­nen Er­de Ter­ras be­gra­ben wer­den, wo Son­nen­licht und Ster­nen­schim­mer und Mond­schein sich ab­wech­sel­ten in ei­nem kla­ren Him­mel, den sie sich trotz al­ler Ge­schich­ten, die sie dar­über ver­nom­men hat­te, nicht vor­stel­len konn­te.
    Die Höh­le, die sie such­te, lag zwei Weg­stun­den oben in den Gip­feln über Dar­va. Nie­mand au­ßer ei­nem Ve­nu­sier hät­te sie in we­ni­ger als zwei Ta­gen zu fin­den ver­mocht. Quan­na und ihr Pferd kann­ten den Weg gut ge­nug, aber selbst für sie war er schwie­rig zu be­zwin­gen, und als sie schließ­lich in den ka­the­dra­len­för­mi­gen Cañon ka­men, wo ein dün­ner Was­ser­fall wie Rauch schweb­te, zit­ter­ten die Flan­ken des Pfer­des vor An­stren­gung.
    In die­sen en­gen Wän­den mach­te der Was­ser­fall don­nern­de Mu­sik. Quan­na zog ih­ren Um­hang über ihr Ge­sicht und ritt ge­ra­de­wegs durch den rau­chi­gen Vor­hang aus Was­ser hin­ein in das go­ti­sche Ge­wöl­be der Höh­le da­hin­ter. Sie pfiff drei kla­re, hel­le Tö­ne und ver­nahm ein ant­wor­ten­des Echo von den Wän­den, wel­ches das To­sen des Was­ser­falls durch­drang.
    Nach zwei Bie­gun­gen sah sie ein Feu­er fla­ckern. Quan­na glitt vom Pferd in die war­ten­den Ar­me von Die­nern und ging über einen glit­zern­den Ab­hang auf das Feu­er zu. Licht tanz­te ver­wir­rend über ein Mär­chen­land aus kris­tal­le­nen Säu­len, an de­nen das Was­ser jahr­hun­der­te­lang ge­dul­dig ge­nagt hat­te. Es war Alad­ins Höh­le aus »Tau­send­und­ei­ne Nacht« mit glei­ßen­den Ju­we­len im Irr­licht des Feu­ers.
    Von der Grup­pe am Feu­er er­ho­ben sich al­le au­ßer ei­nem, als Quan­na vor­wärts schritt. Ih­re schar­lach­ro­ten Schu­he er­schie­nen und ver­schwan­den mit de­li­ka­ter Prä­zi­si­on un­ter ih­rem sma­ragd­grü­nen Um­hang. Quan­na war je­der Ri­tus, der der ve­nu­si­schen Frau ge­ziem­te, ge­nau­es­tens ei­nex­er­ziert, und ze­re­mo­ni­el­les Be­neh­men war nur ein Bruch­teil ih­rer Kennt­nis­se. So­gar ihr Gang ent­sprach der Tra­di­ti­on, als sie den Män­nern am Feu­er ent­ge­gen­schritt.
    Sie hat­ten sich er­ho­ben – al­le au­ßer dem Ver­hüll­ten –, nicht et­wa in Ehr­er­bie­tung vor ih­rem Rang oder ih­rer Weib­lich­keit, denn Frau­en hat­ten kei­ne sehr ho­he Stel­lung auf der Ve­nus, son­dern weil sie ein

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