8 Science Fiction Stories
oft getan hatte. Douglas verfluchte sich im stillen und schlürfte wieder seinen Segir.
Quannas Blick haftete an seinem Gesicht, während er trank. Zwanzig Jahre unter den Wolken der Venus hatten seiner dunklen Haut keine Blässe zu verleihen vermocht, aber sie hatten dieses Gesicht gebrandmarkt. Die gebrochene Nase war eine Erinnerung an einen Hinterhalt in den Bergen in der Zeit vor seiner Beförderung; und die lange Narbe über einem Ohr stammte aus dem Kampf, der ihm den Captainsrang eingebracht hatte. Bereits in dieser Zeit hatte das terrestrische Imperium gefühlt, daß ihm die Kolonialwelten zu entgleiten drohten, und es hatte heftige Kämpfe in den venusischen Bergen gegeben. Es gab sie immer noch, aber es würde nicht mehr lange dauern.
Douglas hielt ihr sein leeres Glas entgegen. »Noch einen«, sagte er und öffnete den Kragen seiner Tunika. »Ich bin müde.«
Mit einer Geste stiller Zärtlichkeit legte Quanna ihre schlanke, kühle Hand an seine Stirn, bevor sie sich zu dem kleinen Tischchen umdrehte, auf dem sich Eis und Segir befanden. Die langen Falten ihres Gewandes verbargen, was sie tat, aber diesmal gab sie keine Tablette in das Getränk. Im ersten war genug gewesen, und im übrigen – im übrigen wollte sie noch etwas aus ihm herausbekommen, bevor sie ging.
Sie stellte einen Schemel zurecht und nahm die Harfe von der Wand, während er seinen zweiten Segir schlürfte, und begann auf der einzigen Saite des Instrumentes eine klagende Melodie zu zupfen, die sie gegen die bewegliche Brücke hin mit verwirrenden Griffen auslöste. Douglas lächelte ihr zu und begann zu summen.
»Seltsam«, sagte er gedankenvoll. »Du bist kosmopolitisch, Liebes, obwohl du die Venus niemals verlassen hast. Eine schottische Ballade auf einer marsianischen Harfe und in venusischer Harmonie. Was für ein altes Lied das doch ist, Quanna.« Leise und mit unmusikalischer Stimme begann er die Worte zu singen:
»Oh, Otterbach, du schöner Bach,
Hier sein und es ermessen,
Doch gibt es nichts am Otterbach
Tür uns ringsum zu essen …«
Er schüttelte sich ein wenig und verstummte. Quanna sah etwas Düsteres und Unglückliches über seine Züge gleiten. Sie schlug ein, zwei Töne an und sagte in einem Ton, der nicht vom Klang der Saite zu unterscheiden war, so daß die Stille kaum gebrochen wurde:
»Ich möchte die Erde sehen, Jamie. Könntest du mich mitnehmen?«
»Ich wollte, ich könnte«, sagte er mit leiser Stimme. »Es wird nicht leicht sein, mein Liebling – ich werde dich so sehr vermissen. Ich …« Er setzte sich mit einem Ruck auf und blickte sie unter dunklen Brauen finster an. »Das war nicht fair, Quanna! Du würdest mich nicht so leicht übertölpeln, wenn ich nicht müde wäre. Ach, verdammt, ich schätze, du wirst es ja doch bald erfahren müssen. Der Befehl kam heute. Wir gehen.«
»Die letzte der Patrouillen«, murmelte Quanna, wobei sie leicht über die Saite strich. »Venus wird wieder frei sein, Jamie?«
Seine schweren Brauen zogen sich abermals über der gebogenen Nase zusammen. »Frei?« sagte er voll Bitterkeit. »Oh, ja, frei für Vastari und seine Halsabschneider, wenn du das meinst. Es wird keine Sicherheit mehr auf der Venus geben, wenn es das ist, was du mit Freiheit meinst. Diese ganze Kultur, um die wir uns dreihundert Jahre lang bemüht haben, die wir aufbauten, sie wird in weniger als dreihundert Tagen zusammenstürzen, sobald der Schutz der Patrouille fehlt. Ihr werdet die Barbarei wiederhaben, Quanna. Ist es das, was für einen Venusier Freiheit bedeutet?«
Sie lächelte ihn an, und ihr Gesicht war blaß in dem Zwielicht. »Jamie, Jamie«, wies sie ihn sanft zurecht. »Unsere Art und Weise war gut genug, bevor die Männer von der
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