8 Science Fiction Stories
Erde kamen. Und du wirst nach Hause gehen …«
Er stellte sein Glas halbleer nieder, als hätte ihm der Gedanke die Kehle zugeschnürt. Er blickte durch die langen, flatternden Vorhänge und sagte mit schwerer Stimme: »Oh, sicher – ich kam dort zur Welt vor rund vierzig Jahren. Ich glaube, es ist mein Zuhause. Aber – ich werde die Venus vermissen, Quanna.« Er griff nach ihren Händen. »Ich werde dich vermissen – ich … ich bin furchtbar müde, Quanna. Spiel noch einmal ›Otterbach‹, ja, mein Liebling? Ich glaube, ich werde noch ein wenig schlafen vor dem Essen.«
Als Douglas gleichmäßig atmete, stopfte ihm Quanna ein Kissen unter seinen schwarzen Kopf und breitete eine leichte Decke über ihn. Dann hängte sie die Harfe wieder an die Wand. In ihrem Schlafzimmer nahm sie einen Samtumhang von smaragdgrüner Farbe und wechselte ihre Sandalen gegen weiche, lederne Reitschuhe aus.
Mit dem dunklen Mantel umhüllt, hielt sie vor dem Tor an und berührte einen Teil der Füllung, der ohne Laut nach innen glitt. Nicht einmal die Erdenmenschen, die die Häuser entworfen hatten, wußten um diese Öffnungen oder um die vielen anderen geheimen Dinge, welche die venusischen Arbeiter in die Räume des Hauptquartiers der terrestrischen Patrouille eingebaut hatten.
Quanna nahm eine Pistole aus dem Fach innerhalb der Öffnung und befestigte sie um ihre Mitte über dem Satingewand, das sie trug. Ihre Finger lagen auf einer länglichen, flachen Kassette. Sie zog diese zögernd hervor, wobei sie vorsichtige Blicke über ihre Schulter warf.
In der Kassette, auf Samt gebettet, lag ein Dolch mit einem silbernen Heft und einer langen, gläsernen Klinge. Quanna nahm ihn heraus und hielt den Kristall ans Licht. Venusische Figuren waren in Wasserfarben auf das Glas gemalt. Auf der einen Seite schrien sie in Karmesinrot: »Vastari als König«, und auf der anderen waren einfache Figuren, die einen Namen aussprachen: »James Douglas«. Zufällig hatte der venusische Name für Douglas dieselbe Bedeutung wie sein schottisches Patronym im alten Gälisch – Dhu Glas. Beides bedeutete ›der dunkle Mann‹. Der Dolch, den Quanna in Händen hielt, war eine zeremonielle Waffe, die nur einmal verwendet werden konnte. Er war nicht benutzt worden bisher – noch nicht. Die rote Schrift würde mit der Flüssigkeit abgewaschen werden, mit der sie in Berührung kam. Und die Klinge würde in der Wunde zersplittern. Sie sollte zersplittern. Im Anschluß an eine große Feierlichkeit war sie Quanna überreicht worden. Sie härte sie längst benützen sollen.
Schnell legte sie den Dolch zurück in die Kassette und schloß die Öffnung. Sie zog den grünen Umhang fester um sich und verließ eilig den Raum. Niemand außer den venusischen Dienern sah sie gehen, und diese machten verstohlene Zeichen der Ehrerbietung und blickten ihr ehrfurchtsvoll nach. Desgleichen taten auch die Reitknechte in den Ställen, wo ihr gesatteltes Pferd stand. Einer von ihnen sagte: »Die Wa6serfallhöhlen hinauf gegen Thunder Range«, und entbot ihr den gemessenen Gruß, der dem venusischen Rang entsprach. Quanna nickte und nahm die Zügel. Der diensthabende Offizier am äußeren Tor sah sie nicht passieren. Seine Männer lenkten seine Aufmerksamkeit gerade lange genug ab, daß die verhüllte Gestalt auf dem schwarzen Pferd einem Schatten gleich durchschlüpfen konnte. Das Pferd trabte den ansteigenden Pfad außerhalb Darvas entlang, und die gepolsterten Hufe vermittelten die Bewegung eines Schaukelstuhls. Sogar die Pferde der Venus bewegten sich verstohlen, auf leisen Beinen. Es kletterte stetig den gewundenen Pfad hinauf, durch das blaue Halbdunkel, welches nahe
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