8 Science Fiction Stories
wichtiger Bote war, der Neuigkeiten vom Feind brachte. Und hätten sie Grund gehabt, zu denken, ihre Neuigkeiten wären unmaßgeblich oder ihr Prestige im feindlichen Lager wäre gesunken, so hätten sie sich kaum erhoben. Unter dem Mantel der vollendeten Höflichkeiten und Förmlichkeiten an den venusischen Höfen herrschte eine Jeder-frißt-jeden-Basis, welche die Männer von der Erde schockierte. Venusier verachteten die Unfähigkeit und klammerten sich mit einer gewissen Unterwürfigkeit an die Starken, die gleichzeitig faszinierte und abstieß.
Die farbenprächtigen Gewänder der Männer ließen glitzernde Punkte an den kristallenen Wänden tanzen, wenn sie sich bewegten. Ein junger Mann stieß ungestüm aus ihrem Kreis hervor. Der karmesinrote Umhang schwang geschmeidig um seine Schultern, und sein langes, blondes Haar wirbelte um sein Haupt, als er auf das Mädchen zutrat. Die beiden hatte blutsverwandte Ähnlichkeit in ihrem Aussehen.
Quanna nahm seine beiden Hände mit dem exakten Grad der Ehrerbietung, der ihr in ihrer augenblicklichen Rolle als wichtiger Spion zukam. Vastaris Gesicht rötete sich vor Ungeduld, während Quanna die geziemenden zeremoniellen Grüße mit der Gruppe der Stammesoberhäupter im Umkreis austauschte. Es machte ihr Spaß, ihren königlichen Bruder auf sie warten zu lassen. Sie begegnete den grimmigen Blicken der anderen Männer gelassen; ihr ganzes Leben lang zu sehr daran gewöhnt, diese gierige Hoffnung auf Unheil in jedem Gesicht zu sehen, um es jetzt zu beachten. Kein Venusier steigt zu Ruhm und Einfluß auf, ohne um die gierigen, hungrigen Blicke seiner Rivalen zu wissen, die nur auf ein Zeichen von Schwäche warten.
Zum Schluß lächelte sie der verhüllten Gestalt am Feuer zu, die mit einer rauhen, zischenden Stimme zurückgrinste, welche in ihren Ohren angenehm klang.
»Nun?« drängte Vastari und drückte sie auf ein Kissen am Feuer nieder, als die letzten Förmlichkeiten erledigt waren und die Anführer rundum saßen, um zu lauschen. »Nun, wie ist es, Schwester? Ist der gläserne Dolch gebrochen?«
»Noch nicht«, sagte Quanna, und ihre Stimme wurde leise. »Die Erdenmenschen haben eine Geschichte über eine Gans, die goldene Eier legte. Es ist noch zu früh, unsere zu töten, Bruder. Der dunkle Mann gab mir große Neuigkeiten vor wenigen Stunden.«
Sie gebrauchte den venusischen Begriff für Zeitmessung, welche so komplex ist, daß sie nur wenige Erdenmenschen zu meistern vermochten. Sie blickte in die grimmigen Gesichter ringsum und fuhr fort: »Die letzte Patrouille verläßt die Venus. Der Befehl kam heute.«
Vastari klatschte seine beringten Hände zusammen, und mit einer Stimme, die zu erstickt war, um verständlich zu sein, schrie er triumphierend auf. Die Glut, die stetig in seinen Augen schwelte, loderte nun auf in hellen Flammen.
»Sie gehen!« schrie er. »So ist es endlich doch soweit! Hört ihr es, ihr alle? Das bedeutet Freiheit! Venus unter venusischer Herrschaft! Endlich, nach dreihundert Jahren irdischer Tyrannei! Ist es wahr, Quanna?«
»Wahr genug, sicherlich«, sagte eine rauhe Stimme hinter ihm. Alle wandten sich um. Die verhüllte Gestalt hatte ihre Kapuze zurückgeschlagen und weißes Haar entblößt. Sie lächelte traurig und senkte die hornigen Lider über die Augen. »Ich sah es kommen, meine Freunde, mein ganzes Leben lang.« Er hob die knochigen Schultern in einem Zucken.
»Aber bist du nicht froh, Ghej?« Vastari wandte sich rasch zu ihm, und sein scharlachroter Umhang flatterte. Alles, was er tat, war von einer quecksilbrigen Beweglichkeit. »Die Freiheit, für die wir kämpften,
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