8 Science Fiction Stories
bist du jetzt überhaupt?«
»Offiziell beim Fliegerkorps«, erwiderte der Colonel und deutete auf seine Pilotenabzeichen. »Tatsächlich bin ich aber im Strategischen Kommando. Den nächsten Krieg wird man kaum mit halböffentlichen Konferenzen und vom Generalstab diktierten Entscheidungen ausfechten können. Das Kommando arbeitet praktisch im Untergrund – unter Ausschluß der Öffentlichkeit und ohne Verzögerungen.«
»Strategisches Kommando, wie? Ich habe nur Gerüchte vernommen. Dabei befinde ich mich in einer Position, in der man eine Menge hört. Na schön. Was meintest du mit ›ohne Verzögerungen‹?«
»Ganz einfach, es ist so …«, antwortete der Colonel. Er stützte seine Hände auf den hohen Labortisch und sprang hinauf. Dann überkreuzte er die in glänzenden Stiefeln steckenden Beine und ließ sie hin und her baumeln. »Wir haben unsere Pläne. Du weißt doch, wie der Plan für den Tag M aussieht, oder?«
»Sicher weiß ich es. Das Ersatzkommando ist fertig zusammengestellt, die Fragebogen sind gedruckt und verteilt, für die einzelnen Befehlszentren ist gesorgt, und so weiter und so weiter. Im Falle einer Mobilmachung läuft alles wie am Schnürchen. Hofft ihr!« fügte er mit einem Grinsen hinzu. »Warum fragst du?«
»Das Kommando arbeitet auf dieselbe Weise«, erwiderte sein Bruder. »Aber während das Ersatzkommando nur ein großes Problem in allen Einzelheiten zu lösen hat, haben wir …« Er zuckte die Achseln. »Nun, so viele du willst. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wir haben Pläne für den Fall, daß Rußland angreift, wir Rußland angreifen, Frankreich Brasilien den Krieg erklärt oder Finnland einen Vorstoß zum Irak macht … Warum lächelst du?«
»Ich dachte an die Geschiente vom Herrscher, der versuchte, einem seiner Helden einen Wunsch zu erfüllen. Dieser wollte als Belohnung nur so viel Weizenkörner, als man erhält, wenn man auf das erste Feld eines imaginären Schachbretts ein Korn, auf das zweite zwei Körner, auf das dritte vier, auf das vierte acht legt, und so weiter. Nun, es stellte sich jedenfalls heraus, daß die Gesamtmenge ein Vielfaches der Weltproduktion ausmachte und daß der Held damit das Reich und alle seine Besitztümer in der Hand hielt. Eure Pläne sind ähnlich. Ich meine, ihr müßtet eine Reihe ganz neuer Pläne aushecken, wenn eine der erwähnten Möglichkeiten zutrifft, ihr dann jedoch die dritte Schlacht verlieren solltet, anstatt sie – wie vorgesehen – zu gewinnen. Das gilt für alle eure großen Pläne.«
»Oh, verstehe mich nicht falsch. Ich will keineswegs behaupten, daß jeder Plan so ins Detail geht wie der für den Tag M. Die Pläne stellen eigentlich nur Richtlinien dar, keine Vorlagen. Sie bleiben innerhalb der Grenzen statistisch erfaßbarer Wahrscheinlichkeit, obwohl wir versuchen, diesen Rahmen weiter zu spannen. Ich habe mögliche Feinde erwähnt – wie auch mögliche Alliierte. Natürlich gibt es Pläne, die etwaige Kombinationen und Änderungen von Bündnissen berücksichtigen. Nach den Vorkommnissen im Zweiten Weltkrieg zu schließen, wo ein enger Verbündeter, nämlich Rußland, mit unserem ärgsten Feind in Frieden lebte, ist einfach alles möglich.« Er lachte. »Wenn wir das von internationalen Beziehungen auf rein menschliche übertragen, wenn also mein bester Freund jeden Tag mit meinem Todfeind ins Restaurant essen ginge, dann wäre es in der Tat phantastisch. Vielleicht ist es das auch«, sagte er heiter, »aber ich finde es ungemein interessant.«
»Du hast deinen Spaß daran, nicht wahr?«
»In meinem ganzen Leben harte ich noch keine so faszinierende Aufgabe.«
»Ich meinte nicht die Strategie, alter
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