8 Science Fiction Stories
Aktenmappe in den Fond des Wagens.
»Los«, sagte er zum Gefangenen. »Steigen Sie ein.«
Dieser – noch immer teilnahmslos – kam der Aufforderung nach, machte es sich auf dem Rücksitz bequem. Roka beugte sich durch den Einstieg und reichte ihm die Hand.
»Schade, daß ich Sie nicht mehr sehen werde. Wir waren auf dem besten Weg, einander kennenzulernen, wie? Und kommen Sie auf keine dummen Gedanken! Sie befinden sich hier in Haft, aber vergessen Sie nicht, daß Sie auch so etwas wie einen Abgesandten darstellen; das wird Ihnen helfen, die Dinge im rechten Licht zu sehen. Viel Glück!«
»Danke.« Der Gefangene schüttelte die ihm angebotene Hand, rückte zur Seite; der Grünuniformierte kletterte neben ihm herein. Die Tür flog zu, die Düsen heulten auf, der Wagen schoß davon, ohne jeglichen Andruck. Der Gefangene lächelte schwach, als er Roka zum letztenmal winken sah. »Netter Kerl, dieser Roka«, meinte der Beamte.
»Ja, ziemlich.«
»Spezimen …« Der Beamte lachte verhalten. »Immer nennt man sie Spezimen. Jedes Lebewesen einer anscheinend hohen oder vermutlich intelligenten Rasse, das von einem neu entdeckten Planeten hereingebracht wird, ist, ohne Rücksicht auf seine Gestalt, in der Bürokratensprache ein Spezimen. Nun, das gilt auch für Sie, ob es Ihnen paßt oder nicht. Aber das soll Sie nicht weiter beunruhigen. Fast jedes ordentliche Spezimen hat sich, nach Eingliederung seines Planeten ins Imperium, einen hohen Beamtenposten geschnappt.«
»Mich beunruhigt nichts«, versicherte das Spezimen.
»Nein?«
»Nein.«
Der Beamte fühlte sich leicht befangen. Er hob die Aktenmappe auf, drehte sie nervös hin und her, wog sie in den Händen, ließ sie dann auf seine Schenkel fallen. Die zwei Männer im vorderen Teil des Wagens bewahrten grimmiges Schweigen. Finster blickten sie durch die Windschutzscheibe, als die Limousine eine breite Avenue entlangschoß.
In rasendem Tempo ließen sie eine Überführung hinter sich, jagten an mehreren stromlinienförmigen Wagen vorbei, bogen am Ende der Avenue links ein. Geradeaus lagen zwei riesige, metallene Tore, gefügt in eine große Steinmauer. Der Neuankömmling hätte bei diesem Anblick auf ein Gefängnis schließen müssen, wären ihm die typischen Merkmale eines solchen bekannt gewesen – was nicht zutraf.
Die beiden Tore schwangen auf, enthüllten eine breite Betonbahn, die zwischen gepflegten Rasenflächen hindurch zum Haupteingang eines langen, niedrigen Gebäudes führte, in dessen Mitte sich ein Turm mit Uhr erhob. Der Eingang – ebenfalls stark genug, um einem Beschuß standzuhalten, lag direkt unterhalb des Turmes. Die schwarze Limousine bog seitlich davor ein, stoppte mit einem schwachen Zischen ihrer Vakuumbremsen.
»Das wär’s.« Der Beamte im Fond des Wagens öffnete eine Tür, schwang sich hinaus, die Mappe nachziehend. Sein Gefangener folgte, schloß die Tür, und die Limousine glitt davon.
»Sehen Sie«, sagte der Grünuniformierte. Er wies hinüber zu den Rasenflächen, dann zum fernen Steinwall. »Dort ist die Mauer, das Tor, und bis hierher erstreckt sich ein freier Raum, in dem man sofort von den Patrouillen entdeckt wird. Hinter dieser Mauer lauern tausend andere Gefahren, von denen Sie keine Ahnung haben. Ich sage Ihnen das, weil Sie sich hier aufhalten werden, bis alles erledigt ist. Ich möchte Ihnen raten, sich nicht von der Ungeduld zu Dummheiten verleiten zu lassen, wie es schon bei anderen der Fall war. Es hat keinen Sinn davonzulaufen, wenn man nirgends hin kann.«
»Besten Dank«, sagte der Gefangene. »Ich laufe schon nicht davon, außer ich habe einen guten Grund und glaube zu wissen, wohin ich
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