8 Science Fiction Stories
Gesetzlosen bewachen sollten. Er warf sich seine graue Robe über und lief hinaus.
Ödenberg pulsierte vor Leben – wie ein Hügel grauer Ameisen, in den eine Spinne eingedrungen ist. Seafor eilte zur Krankenabteilung. Ayten war, wie nicht anders erwartet, auch verschwunden.
Aus einiger Entfernung vor ihm ertönte das Zischen eines Strahlers. Seafor hastete zur Vorhalle.
Arnine stand mit dem Rücken zum Außentor. In seiner gesunden Hand hielt er seinen Strahler. Die andere hatte er aus der Schlinge gezogen; frisches Blut färbte den Verband. Zu seinen Füßen lag Ayten – bewußtlos. Arnines Gesicht war vor Schmerz entstellt, aber er lächelte.
Seafor ging auf ihn zu. Als sie nur noch ein Meter voneinander trennte, hob Arnine den Strahler.
»Der erste Schuß war eine Warnung«, sagte er. »Diesmal meine ich es ernst.«
Seafor blieb stehen.
»Ich will mit Ayarten um mein Leben feilschen«, fuhr Arnine fort. »Später werden Sie erkennen, daß es auch gut für Sie war.«
Hinter Seafor teilte sich der schweigende Kreis grauer Gestalten, um einem alten Mann in verblichener grüner Uniform Platz zu machen.
»Wer wagt es, in der Ödenberg-Freistatt Gewalt anzuwenden?« Die Stimme des Präsidenten der Vierten Weltrepublik schwankte, doch ihr Klang zeugte von eisernem Willen. »Hier gilt meine Autorität. Gesetzloser, lassen Sie die Waffe fallen.« Mit zitternden Fingern griff er nach dem Strahler an seiner Hüfte.
Ein greller Lichtblitz durchbohrte den alten Mann. Arnine lachte.
In diesem Augenblick sprang Seafor nach vorne. Der Strahl der Waffe zuckte herüber, streifte die graue Robe, prallte zischend gegen den Steinboden. Dann lag Arnine auf dem Rücken; er stöhnte vor Schmerz, weil ihn Seafor so zu Fall gebracht hatte, daß er auf seinen verletzten Arm gestürzt war. Seafor packte den Strahler, riß ihn Arnine aus der Hand, schleuderte ihn von sich.
Arnine gab jeden Widerstand auf. »Sie haben Ihre eigene letzte Chance vertan«, sagte er.
Seafor kniete sich neben ihm nieder, stemmte die Hände gegen Arnines Brust. »Und Sie haben gemordet. Hier herrschen noch die alten Gesetze, auch wenn sie nur innerhalb dieser Mauern Gültigkeit haben. Unsere Strafe für Mord ist lebenslänglicher Kerker!«
Die Glocke begann schrill zu läuten. Arnine lächelte, ungeachtet seiner Erschöpfung und Schmerzen.
»Ich glaube, diese Strafe wurde herabgesetzt auf einen plötzlichen Tod – voraussichtlich für uns alle. Sie wissen, wer vor dem Tor steht. Der Tag ist angebrochen.«
Das Tor öffnete sich. Es war Ayarten von Rössel, stämmig, finster blickend, in Gold gehüllt. Aber er schwankte, sein Gesicht war kreideweiß, sein goldener Umhang zerfetzt.
Den Sohn zu seinen Füßen sah er nicht.
»Zuflucht!« rief er. »Levensee von Wols hat angegriffen. Er hat meinen Besitz an sich gerissen. Meine Leute sind tot – und wer von ihnen mit dem Leben davonkam, ist zu ihm übergelaufen. Ich bitte um Zuflucht!«
Die Freistätten erfüllten ihren Zweck als Horte der Tradition und Geburtsstätten der Erneuerung. Die Menschheit griff abermals nach den Sternen. Kriege wurden ausgefochten, Reiche kamen und gingen, Kulturen wechselten einander ab. Die Ereignisse, die – meilensteingleich – den Weg des Fortschritts kennzeichneten, hatten kosmisches Ausmaß angenommen. Dann, während eines 20 000jährigen Friedens, stürmte die Gattung Mensch von einer Milchstraße zur anderen. Bei Anbruch des Jahres 57 460 suchten die Nachkommen Terras erneut die Herrschaft über das Universum zu erlangen – und Mutter Erde ward vergessen …
Eric Frank Russell
Metamorphose
Auf halbem Weg über die Gangway ließen sie ihn verweilen, damit seine Augen das
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