8 Science Fiction Stories
imposante Bild in sich aufnehmen konnten. Er stand mitten auf dem hohen, metallenen Steg, die linke Hand am Sicherheitsgeländer, und starrte in den hundert Meter tiefen Abgrund unter ihm. Dann musterte er die riesigen Raumfahrzeuge, die in angrenzenden Docks lagen; sein Blick verfolgte ihre Gangways bis zu den jeweiligen Liftschächten, hinter denen sich eine große Ansammlung von Gebäuden erhob, allen voran der Raumhafen-Kontrollturm, der weit in den Himmel ragte. Die ungeheuren Ausmaße seiner Umgebung und die Höhe, in der er sich befand, machten ihn zu einer winzigen, puppenartigen Gestalt, einem Zwerg gegenüber diesen gewaltigen Werken der Menschheit.
Ihn scharf beobachtend, stellten seine Wächter fest, daß er nicht sonderlich beeindruckt schien. Vielmehr dünkte ihnen, als lehnten seine Augen die bloßen Ausmaße ab und suchten die wahre Bedeutung hinter dem Ganzen. Sein Gesicht wirkte recht teilnahmslos, während er sich umschaute, aber alle seine Blicke waren rasch, intelligent und selbstbewußt. Er begriff mit jener schnellen Zuversicht, die kennzeichnend ist für einen regen Geist. In dem geheimnisvollen Dunkel, das ihn umgab, stach eines hervor: er war alles andere als dumm.
Leutnant Roka schob sich an den zwei hinteren Wachen vorbei, lehnte sich neben dem stummen Betrachter ans Geländer und erklärte: »Das ist der Madistiner Raumhafen. Von seiner Sorte gibt es zwanzig weitere auf diesem Planeten. Zwischen zwei und zwanzig befinden sich auf jeder der viertausend anderen Welten, und manche davon sind beträchtlich größer. Das Imperium selbst ist das Großartigste, was es je gegeben hat oder je geben dürfte. Sie sehen nun, welcher Sache Sie gegenüberstehen.«
»Zahlen und Größen«, sagte der andere. Er lächelte schwach und zuckte die Achseln. »Was ist schon dabei?«
»Das werden Sie noch merken!« versprach Roka. Auch er lächelte jetzt, mit blitzend weißen Zähnen. »Eine Organisation kann derart ungeheuer anwachsen, daß sie weit, weit größer ist als jene Gruppe von Menschen, die sie in Gang hält. Ihre weitere Ausdehnung und Entwicklung sind hierauf so gut wie unvermeidlich. Sie ist eine unwiderstehliche Macht, für die es kein Hindernis gibt, das groß genug wäre, um sie aufzuhalten. Sie ist ein Moloch. Sie ist unser Schicksal, oder wie immer man es nennen möchte.«
»Die Großartigkeit«, murmelte der andere, »wie sehr ihr sie hebt!« Er beugte sich über das Geländer, spähte in den Abgrund. »Aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es dort unten einen Feind, den ihr noch nicht besiegt habt.«
»Und zwar?« fragte Roka.
»Ein Krebsgeschwür.« Seine Augen glitten hoch, starrten belustigt in die des Leutnants. »Habe ich recht?« Er zuckte abermals die Achseln. »Tja, die Sterblichkeit!«
»Los, weiter«, schnappte Roka, zur vorderen Wache gewandt.
Die Prozession setzte ihren Weg fort; zwei Wachen, dann der Gefangene, dann Roka, dann zwei weitere Wachen. Am Ende des metallenen Stegs angelangt, bestieg die Sechsergruppe einen Lift, fuhr hinab ins Erdgeschoß, wo ein Turbowagen bereitstand, eine lange, schwarze Limousine, mit dem Silberkometen des Imperiums auf beiden Seiten. Zwei Männer in myrtengrüner Uniform hielten die vorderen Plätze besetzt, während ein dritter bei der offenen Tür am Heck stand.
»Leutnant Roka mit Spezimen und diesbezüglichen Dokumenten«, sagte Roka. Er wies kurz auf den Gefangenen, dann überreichte er dem dritten Mann eine lederne Aktenmappe. Schließlich griff er in seine Rocktasche, zog ein Formular heraus und fügte noch hinzu: »Hier unterschreiben, bitte.«
Der Beamte unterschrieb, gab das Formular zurück, warf die
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