8 Science Fiction Stories
Wasserbehältern am Dach angepflanzt.«
»Sumpfgewächse, wie?«
»Nein. Ursprünglich wuchsen sie im Erdreich, gedüngt mit dem Auswurf von Tieren.«
Arnines Lippen verzogen sich teils angewidert, teils belustigt. Von der Glocke über Ödenbergs Tor kam ein schwaches Läuten. »Wie geht’s dem Jungen?« fragte er plötzlich. »Nur leicht verletzt? – Nicht anders, als ich erwartet hatte. Sie schicken ihn natürlich wieder heim?«
»Ganz im Gegenteil. Er will Novize werden.«
Amine starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Sie treiben ein merkwürdiges Spiel«, sagte er schließlich. »Machen aus einer Entführung einen Übertritt! Damit soll ich wohl Ihr Komplice sein … Sehen Sie denn nicht, welches Unheil Sie heraufbeschwören? Sie wissen, Außenseiter werden nur geduldet.«
»Sie meinen, ich sollte Ihr Ansuchen um Zuflucht respektieren, nicht aber das seine?« Seafors Augen hatten sich verschleiert.
Ein Außenseiter trat aus der Halle und kam auf Seafor zu. »Ayarten von Rössel ist am Tor. Er wünscht Sie zu sprechen.«
»Sehen Sie?« sagte Arnine höhnisch. »Wie die Dinge augenblicklich liegen, dürfte weder das eine noch das andere Ansuchen um Zuflucht viel wert sein. Lassen Sie mich den genauen Wortlaut seines Ultimatums wissen.« Seafor verließ den Raum. Schnell leerte sich das Refektorium, als die Außenseiter an ihre Arbeit gingen. Zwei blieben zurück, anscheinend, um mit Arnine zu sprechen. Der Gesetzlose, der unruhig zwischen den leeren Sitzreihen umherstrich, machte ihnen ihre Aufgabe um nichts leichter. Er spitzte wohl die Ohren, doch interessierten ihn nicht so sehr die Geräusche im Refektorium als die außerhalb. Seine Bewegungen waren scheinbar ziellos, aber als Seafor zurückkam, stand er bei der Tür.
»Er läßt uns bis zum Morgengrauen Zeit«, sagte Seafor, »um den Jungen auszuliefern.«
»Und wenn Sie sich weigern?«
»Droht er, an Ödenberg ein Exempel zu statuieren.«
»Sehen Sie? Er ließ sich nicht durch seinen Grenzkrieg mit Levensee abhalten.«
»Damit rechnete ich auch gar nicht«, sagte Seafor. »Nur halte ich es für unklug, so viele Leute abzuziehen, um einen Kordon zu errichten.«
»Und Sie werden sich weigern, den Jungen auszuliefern?« Arnines Stimme war erfüllt von Ärger.
»Ich gab dem Jungen mein Wort, daß er hierbleiben dürfe«, sagte Seafor. »Zur Zeit der großen Kulturen konnte sich die Menschheit einige Schwächen im Moralgefüge des einzelnen leisten, denn die allgemeinen fortschrittlichen Tendenzen waren stark genug, um etwaige Folgen solcher Wortbrüche aufzuheben. Jetzt aber gehört das Vertrauen, das man in das Wort eines Mannes setzt, zum beinahe vergessenen Erbe. Wenn wir diesen Moralbegriff nicht wahren können, ist unsere ganze Arbeit umsonst.«
Arnine lachte zynisch.
»Nun gut«, sagte er. »In diesem Fall werde ich Ödenberg verlassen, aus Gründen der reinen Selbsterhaltung.«
»Dafür ist Ayartens Kordon zu stark«, entgegnete Seafor. »Sie würden es nicht schaffen.«
»Das zu beurteilen ist meine Sache. Bitte geben Sie Anweisung, mir meine Waffen auszuhändigen. Ich mache mich sofort auf den Weg.«
Seafor schüttelte den Kopf. »Sie sind unser Gast. Wir können Sie nicht so früh gehen lassen.«
»Sie wollen mich Ayarten übergeben?«
»Nein. Sie verlangten Zuflucht. Sie sollen sie haben.«
Seafors Schlaf verwandelte sich in einen Alptraum. Plötzlich lag eine Hand auf seiner Schulter. Jemand rüttelte ihn wach. Er richtete sich auf. »Ayarten ist da?«
»Nein, aber Arnine entkam. Schlug uns nieder. Hetzte einen Seitengang entlang. Ist nirgends zu finden.«
Er erkannte die Stimme von Hyousik, einem der beiden Außenseiter, die den
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