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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hatte um ein Stück Brot für sich und Joe-Joe gebettelt. Die Fedotowa merkte sofort, dass was nicht stimmte. Sie ging mit ihr nach oben und nach einem Blick auf Jasmin und Joe-Joe rief sie Oma Hilde an. Oma Hilde war Mamas Mama und hatte früher auch in der Roten Burg gelebt. In genau der Wohnung, in der sie jetzt lebten. Oma Hilde kam schnell. Sie steckte Joe-Joe in die Badewanne, krempelte die Ärmel hoch und machte eine riesige Schüssel Kartoffelsalat und Berge von Frikadellen. Jenny aß so viel davon, dass sie fast platzte. Jasmin aber rührte nichts an, die weinte nur leise. Oma Hilde hatte es mit allem versucht: mit Schimpfen und Flehen, mit Bitten und Betteln, mit Drohungen und Versprechungen. Nichts half.
    Â»Merheim«, entschied Oma Hilde irgendwann traurig und griff zum Telefon. Ein Mann und eine Frau holten Jasmin ab. Sie blieb ganz lange weg und Oma Hilde zog bei ihnen ein. Sie kochte ihnen als Trostspeise ganz oft Milchreis oder Schokoladenpudding. Am Wochenende fuhr sie mit Jenny und Joe-Joe zum Campingplatz an die Sieg, wo sie einen Wohnwagen stehen hatte. Tagsüber, wenn sie mit den anderen Kindern im Wasser plantschte oder im Wald Verstecken spielte, dachte Jenny nicht an Jasmin. Aber abends immer. »Und was macht Mama in Merheim?« »Sie wird gesund, hoffentlich«, seufzte Oma Hilde. »Und wenn Mama nicht mehr zurückkommt, bleiben wir dann immer bei dir?« Dann seufzte Oma Hilde noch mehr und tätschelte Jenny die Hand.
    Als Jenny ein paar Wochen später von der Schule zurückkam, öffnete ihr Jasmin die Tür – mit strahlendem Blick. Jenny wurde geherzt und gedrückt, Jasmin roch nach Blumen und frischer Luft und wirkte wie eine echte Mama. »Kannst du nicht bleiben, obwohl Mama wieder da ist?«, fragte Jenny Oma Hilde, als diese ihren Koffer packte. »Das geht nicht, Jennylein. Du musst ab jetzt auf Mama aufpassen. Aber wenn es ihr wieder schlecht geht, dann komm ich. Musst mich nur anrufen.« Und das hatte sie getan, immer war Oma Hilde zur Stelle gewesen, und nie mehr hatte Jasmin seither nach Merheim gemusst.
    Merheim – in der Schule hatte sie erfahren, was das ist. Psychiatrie, Klappse, Irrenanstalt. »Deine Mama ist verrückt«, hatte ihr der dicke Marvin gesagt, als sie erzählte, dass Jasmin in Merheim war. Sie hatte ihn daraufhin verprügelt und zur Strafe drei Tage nicht in den Pausenhof gehen dürfen. Bis heute würde sie sich jederzeit mit jedem anlegen, der behauptete, dass ihre Mama verrückt war. Jasmin war nicht verrückt, sie war nur anders. Eine verlorene Seele, ein empfindsames Pflänzchen, so was in der Art. »Den Härten des Lebens nicht gewachsen«, wie Oma Hilde gern sagte.
    Oma Hilde. Ob sie sie schon anrufen sollte? Aber Hildchen war nicht mehr so fit wie noch vor einiger Zeit. Und dann gab es seit zwei Jahren diesen Karl, ein ehemaliger Lkw-Fahrer mit kaputtem Rücken, der sich bei ihr einquartiert hatte. »Mein Lebensgefährte«, so stellte Oma Hilde ihn überall vor. »Wegen dem Rücken kann ich ihn nicht lange allein lassen.« Jenny konnte Karl nicht leiden. Der hatte sich bei Oma ins gemachte Netz gesetzt und benahm sich wie ein Pascha.
    Als es klingelte, war Jenny mit dem Abwasch fertig. Vor der Tür stand die Koslowski mit ihrem blöden Pudel.
    Â»Ist deine Mutter da?«, fragte sie. »Blacky ist in irgendwas Spitzes getreten. Was die auch immer für einen Mist im Innenhof liegen lassen.«
    Â»Moment«, sagte Jenny, aber da steckte Jasmin schon den Kopf aus dem Badezimmer.
    Â»Kommen Sie in die Küche, Frau Koslowski!«, sagte sie.
    Jenny registrierte erleichtert, dass Jasmin sich endlich angezogen und die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.
    Â»Ich schau mir seine Pfote mal an.«
    Die Koslowski trat in den Flur, der Pinscher in ihrem Arm kläffte nervös. Rintintin knurrte verärgert. Ein fremder Köter in seinem Revier ging ihm gegen den Strich. Jenny griff nach seinem Halsband. »Ich geh ’ne Runde mit ihm raus.«
    Â»Du bist ein Schatz, Liebes!« Jasmin lächelte sie dankbar an.
    Ich werde noch warten, bis ich Oma Hilde anrufe, entschied Jenny beim Runtergehen. »Große Runde heute, Rintintin?«, fragte sie, als sie im Hof angelangt waren. Der Hund sprang erfreut an ihr hoch, dann lief er in weiten Sprüngen auf das Blaue Tor zu, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
    Das

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