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8 Tage im Juni

8 Tage im Juni

Titel: 8 Tage im Juni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Arm sofort weggestoßen und wäre losgelaufen. Aber sie lief nicht besonders schnell, das war also keine gute Idee. Bestimmt würden die zwei Schläger Jagd auf sie machen. Um hier heil rauszukommen, musste sie cool bleiben. Rintintin schmiegte sich an ihre Beine. Toni stank nicht nach Alkohol. Beides gab ihr einen Hauch von Sicherheit. »Und wer sind die?«, fragte Jenny zurück.
    Â»Alex und Kemal, Kumpels von mir.«
    Alex der Irre, Kemal der Bär, merkte sich Jenny.
    Â»Hi, Jenny«, brummte der Bär, der Irre rollte seinen Draht wieder ein. »Schöner Hund«, meinte er. »Kann der auch zubeißen?«
    Â»Wenn’s sein muss.« Jenny griff nach Rintintins Halsband, dabei rutschte Tonis Arm von ihren Schultern. Ohne den Arm und mit Rintintin an ihrer Seite sollte sie den Rückzug wagen. »Also macht es gut, ich muss nach Hause.«
    Â»Ein bisschen kratzbürstig.« Der Bär machte einen Schritt auf sie zu.
    Â»Temperament ist bei Frauen nie schlecht«, gab Toni zurück.
    Â»Man muss sie halt zähmen können.« Alex spielte wieder mit dem Draht.
    So einfach ließen die drei sie nicht gehen, das spürte Jenny. Verlier nicht die Nerven, fang nicht an zu flennen, beschwor sie sich selbst. Cool bleiben. Du musst sie auf andere Gedanken bringen! »Was macht ihr mit den Karnickeln?«, fragte sie.
    Â»Denen ziehen wir das Fell ab.« Der mit dem Draht war nicht nur irre, der lachte auch so.
    Â»Und dann verkaufen wir sie an die Russkis. Die sind ganz scharf auf Karnickelfleisch.«
    Wie konnte sie von hier verschwinden? Sosehr sie auch überlegte, sie kam immer zum gleichen Ergebnis: Toni. Bei ihm war sie sich sicher, dass er ihr nichts tun würde. »Gehst du ein Stück mit mir zurück?«, fragte sie ihn. »Nur bis zur Straße oder so?«
    Â»Hast Angst, dass dich einer angrapscht, was?«, prustete der Bär. »Aber keine Angst, so ein Rippenbiest wie dich schnappen sich nur ganz Ausgehungerte.«
    Â»Knackis nach fünf Jahren Entzug oder so.« Der Irre.
    Â»Hey, Jungs. Jetzt macht mal halblang«, bremste Toni. »Ich bring Jenny schnell bis zur Straße. Bin in fünf Minuten wieder da.«
    Â»Lass dir Zeit, Toni!«, rief ihm der Irre nach. »Gut Ding will Weile.«
    Jenny ließ Rintintin nicht los, sie brauchte ihn neben sich, sonst hätte sie ihre Beine mit den butterweichen Knien nicht bewegen können. In fünf Minuten würden sie an der Straße sein. Toni würde ihr nichts tun. Und zur Not hatte sie noch Rintintin und den Kuli. Toni legte ihr wieder seinen Arm um die Schultern. Sie ließ es zu. Noch war sie nicht in Sicherheit.
    Â»Bisschen merkwürdig die zwei, was?«, meinte er, als sie außer Hörweite waren.
    Â»Warum hängst du dann mit ihnen ab?«, fragte Jenny zurück.
    Â»Bin da so reingeschliddert.«
    Â»Dann schlidder wieder raus.«
    Kurz vor der Straße ließ Toni sie los, trippelte ein paar Schritte vor, kickte einen Erdklumpen zur Seite und drehte sich dann wieder zu ihr um: »Jenny, gehst du mal mit mir aus?«
    Jenny traute ihren Ohren nicht.
    Â»Pizza essen, Kino und so. Weißt du, ewig sehen wir uns gar nicht und dann plötzlich dreimal hintereinander. Das hat was zu bedeuten.«
    Nichts Gutes, dachte Jenny.
    Â»Bitte, Jenny. Ich will nicht nur mit so Idioten wie den beiden abhängen!«
    Das Flehen in seinen Augen war echt und Jenny sah wieder den anderen Toni vor sich. Den, der sich in der Grundschule für sie und jedes andere Mädchen der Roten Burg geprügelt hatte, der letztes Jahr mit ihr auf der Kirmes gewesen war und der Jasmin noch nie eine Irre genannt hatte. Ritter Anton hatten sie ihn genannt. Den mit den Lakritzküssen. Den Toni, den sie mochte. Warum sollte sie nicht mit ihm ausgehen? Einmal ausgehen hieß noch nicht, dass man miteinander ging, das war nur ein Beschnuppern oder so. Und im Kino war sie ewig nicht gewesen.
    Â»Mal sehen«, antwortete sie und rannte dann schnell hinter Rintintin zurück zum Blauen Tor. Sie fühlte sich erst sicher, als sie die Wohnungstür hinter sich zugesperrt hatte.
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    Dieses widerliche Stottern! Dass nahm er den Schlägern am allerübelsten, dass er wieder stotterte. Die Schmerzen würden nachlassen und die Beulen verschwinden, aber das Stottern? Lovis pfefferte das Telefon aufs Bett. Von draußen dröhnte der Lärm eines PS-starken Motors ins

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