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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Guardia, den Geigenkasten unter den Arm geklemmt, mehr taumelte als ging und meinen schweren Koffer hinter mir herzog, dessen Räder unter der Last all der Geschenke von Familie und Freunden in Neuseeland quietschten und ächzten, rief zu meiner Überraschung jemand meinen Namen.
    »Summer!«
    Es war Simón. Ich versuchte zu lächeln und warf einen Blick auf seine Füße. Seine extravaganten spitzen Stiefel. Seine wilde Lockenmähne. Das unentwegt begeisterte Lächeln.
    »Woher wusstest du, dass ich mit diesem Flieger komme?«
    Er küsste mich auf beide Wangen. Der intensive frische Duft seines Aftershaves machte mich ganz benommen. Ritterlich nahm er mir den Koffer ab.
    »Wir haben gemeinsame Freunde, schon vergessen? Susan hat mir erzählt, dass du zurückkommst. Sie ist zufällig auch meine Agentin. Wusstest du das etwa nicht?«
    »Doch, natürlich.«
    »Du siehst blendend aus.«
    »Danke.«
    »Wie ich höre, war die Tournee ein voller Erfolg. Die ganze Stadt redet von dir, jedenfalls das ganze Gramercy Symphonia … Alle freuen sich für dich. Sind total aus dem Häuschen. Die ganze Bande.«
    »Danke, Simón.«
    Draußen wartete er mit einer richtigen Limousine auf, samt Chauffeur in Livree und allem, was dazugehörte. Simón ließ es sich was kosten, mir den Hof zu machen.
    Die Fahrt dauerte eine Ewigkeit, wir gerieten in die Rushhour und schoben uns Stoßstange an Stoßstange mit den Pendlern voran, die zur Arbeit nach New York hineinfuhren. Ich war zu müde, um mich zu unterhalten, doch Simón machte das wett und bombardierte mich mit Fragen über die Städte, in denen ich aufgetreten war. Außerdem wollte er wissen, wie mein Repertoire angekommen war. Mit Bedacht vermied er es, persönliche Dinge anzusprechen, sondern fragte bloß, wo ich abgesetzt werden wollte. Er erkundigte sich weder nach Dominik noch nach meinen Zukunftsplänen.
    Als wir SoHo erreichten, stand die Sonne schon hoch am Sommerhimmel. Nach Neuseeland und Australien hatte ich das Gefühl, in einer ganz neuen Welt angekommen zu sein. In meiner Welt.
    Während der Chauffeur mein Gepäck aus dem Kofferraum des Wagens hievte und es vor dem Haus absetzte, fragte Simón: »Und dein Freund macht sich nicht die Mühe, dich vom Flughafen abzuholen?«
    »Er ist in London«, antwortete ich.
    Es blieben noch vier Tage bis zu Dominiks Rückkehr. Den ersten verschlief ich wie ein Stein. Wenn ich überhaupt aus dem Bett kroch, schaffte ich es höchstens bis zur Toilette oder in die Küche, wo ich an einem alten Stück Käse nagte oder ein paar Schluck aus einem Milchkarton trank, dessen Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen war.
    Es war sehr angenehm, mal faul in den Tag hinein leben zu können, ohne Pläne und Verpflichtungen. Das Loft war noch genauso großzügig, vertraut, sogar gemütlich in seiner auf das Wesentliche reduzierten Weitläufigkeit, wie ich es in Erinnerung hatte. Mit dem Auspacken ließ ich mir Zeit, das hatte keine Eile. Stattdessen wanderte ich nackt durch die Wohnung, tanzte über das Parkett oder beobachtete die Tauben, die sich in einer schattigen Ecke auf dem Dach des Nachbarhauses versammelten. Ein paarmal schlich ich scheu in den begehbaren Kleiderschrank und streichelte Dominiks Kleider, rieb meine Haut an seinen Kaschmirpullovern und ließ die Hand über seine Anzüge gleiten.
    Vergnügt und zufrieden lebte ich voller Vorfreude in den Tag hinein.
    Simón meldete sich zweimal, aber ich rief nicht zurück. Schließlich schaltete ich mein Handy ganz aus. Sicher konnte es geschehen, dass ich dadurch Dominiks Anruf verpasste, aber in ein paar Tagen wäre er ja sowieso wieder hier, und was ich ihm mitzuteilen hatte, wollte ich ihm viel lieber von Angesicht zu Angesicht sagen.
    Am zweiten Tag fiel mir dann allerdings doch die Decke auf den Kopf, und darum sprang ich kurz entschlossen unter die Dusche und stürzte mich ins Getriebe von Manhattan. Kaum war ich ein, zwei Blocks weit gegangen, fühlte ich mich wie ausgehungert und gönnte mir in einem belebten Diner an der Ecke La Guardia und Houston einen herrlich fettigen Burger mit einer riesigen Portion Pommes frites. Ich futterte das ungesunde Zeug mit Begeisterung in mich hinein. Meine Laufschuhe standen unbenutzt im Loft, und dort konnten sie auch gerne noch einen Tag warten.
    Im Washington Square Park hatte sich eine Schar ausländischer Kindermädchen mit ihren Buggys und Tragen auf dem Spielplatz versammelt. Die Hundeausführer spazierten mit festem Schritt kreuz und quer über

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