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80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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auf eine magische Fahrt ins Blaue entführt hätte. Doch als sie das Gepäck aufgaben, ließ sich nicht mehr verheimlichen, dass ihr Flug sie (und hoffentlich auch ihr Gepäck) nach New Orleans bringen würde.
    Sie hatte schon viel über diese Stadt gelesen und durch die unzähligen dort spielenden Filme irgendwie das Gefühl, sie bereits zu kennen. Mit New York war es ihr ähnlich ergangen, doch nach ihrer Ankunft hatte sie gemerkt, dass Manhattan und die anderen Stadtbezirke weit mehr waren als nur die Summe ihrer Teile und dass sich die Bilder durch ein ganz subtiles Element von der Wirklichkeit unterschieden: durch den Alltag mit seinen Geräuschen, Gerüchen und Farben. Und durch die Menschen. Wahrscheinlich würde sie in New Orleans eine ähnliche Offenbarung erleben.
    Dominik hatte die Stadt in der Vergangenheit schon häufiger besucht, allerdings nicht mehr, seitdem sie der zerstörerischen Kraft des Hurrikans Katrina ausgeliefert gewesen war. Und er hatte an sie jede Menge bittersüßer Erinnerungen. Als ihr Taxi sich auf dem Weg zu ihrem kleinen Luxushotel im French Quarter von einer Kreuzung zur nächsten voranquälte, kam ihm der Anblick trotz des strömenden Regens vertraut vor: die Straßenlampen, die schmiedeeisernen Balkone, die Magnolien in ihren Hängetöpfen, die berauschende Mischung aus Musik und Lachen in der Luft.
    Erst später, als sie geduscht und sich umgezogen hatten und unterwegs waren, um die erste Mahlzeit ihrer Reise zu genießen, zeigten sich feine Unterschiede. Es waren weit weniger Menschen unterwegs als früher, als hätte ein Filmteam beschlossen, bei den Massenszenen die Zahl der Statisten zu reduzieren. Außerdem sah man in Fenstern und Türen von Bars und Restaurants immer wieder den Hinweis, dass Mitarbeiter, Austernknacker und Reinigungskräfte, gesucht wurden.
    »Man hat gar nicht das Gefühl, in Amerika zu sein«, bemerkte Summer. Neugierig huschten ihre Blicke in alle Richtungen.
    »Ich weiß«, erwiderte Dominik. »Es ist etwas ganz Besonderes.«
    »Von Europa habe ich ja nicht viel gesehen, außer dass ich mal ein verlängertes Wochenende in Paris verbracht habe. Aber typisch europäisch ist es hier auch nicht, oder?«, fragte sie.
    Sie war in ein leichtes, weißes bodenlanges Kleid mit angeschnittenen Ärmeln geschlüpft, das an der Taille von einem schmalen roten Gürtel zusammengehalten wurde. Dazu trug sie flache Sandaletten. Der Regen hatte zwar aufgehört, aber die Atmosphäre war drückend, fast schon bedrohlich, und ließ weitere Gewitter erwarten.
    »Nein, hier zeigen sich die verschiedensten Einflüsse«, antwortete Dominik. »Französische, spanische, kreolische, britische. Viele der ersten Siedler waren französischstämmige Kanadier, die vor der religiösen Verfolgung aus dem fernen Norden bis hierher in den Süden geflüchtet sind. Diese Stadt war ein einzigartiger Schmelztiegel.«
    »Mir gefällt sie schon jetzt«, erklärte Summer.
    »Schade, dass wir heute so trübes Wetter haben. So zeigt sich dir New Orleans an deinem ersten Tag nicht gerade von seiner besten Seite.«
    »Das macht nichts.«
    »Aber laut Vorhersage soll uns in den nächsten vier, fünf Tagen weiterer Regen erspart bleiben«, sagte er.
    »Gut.« Da Summer nicht gewusst hatte, wohin die Reise gehen sollte, befürchtete sie inzwischen, nicht die richtige Kleidung eingepackt zu haben.
    »Erinnerst du dich an die Oyster Bar unter dem Grand Central Terminal?«, fragte er sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.
    »Natürlich«, antwortete Summer. »Du weißt doch, wie gern ich Austern esse.«
    »Nun, dafür sind wir hier genau am richtigen Ort. Und für Langusten. Und Garnelen. Und Shrimps. Wir werden schlemmen wie die Götter.«
    Vor dem Acme Oyster House an der Ecke Iberville und Bourbon Street wartete allerdings bereits eine lange Schlange. Da sie beide das Frühstück ausgelassen und die Mahlzeit im Flugzeug abgelehnt hatten, knurrte ihnen unterdessen derart der Magen, dass sie sich lieber nach einem kurzen Spaziergang die Bourbon Street hinunter im Desire, dem Austernrestaurant des feinen Royal Sonesta Hotels, an einen Fenstertisch setzten.
    Die schon etwas betagtere Kellnerin brachte ihnen bereits warmes Brot mit Butter, als sie ihre Bestellung aufgaben.
    »Du wirst sehen«, meinte Dominik, »hier reichen sie zu den rohen Austern eine Sauce aus Tomatenketchup und Meerrettich. Anfangs hatte ich ja so meine Zweifel, was die kulinarischen Qualitäten von Ketchup betrifft, aber diese

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