80 Days - Die Farbe der Begierde: Roman (German Edition)
dich nicht voll und ganz auf etwas einlassen.«
»Findest du?«
»Ja, aber ich bin nur eine arme Cellistin und dazu noch eine Frau. Ich habe keinen Abschluss in Psychologie«, sagte sie und grinste.
»Sehr lustig.«
»Ich bin geil.« Ohne es zu wollen, starrte Dominik auf ihre Brüste, deren Nippel sich unter der dünnen Baumwolle ihres T-Shirts abzeichneten. »Und hätte jetzt gern eine Runde Sex«, fügte sie hinzu und ließ den Blick über die anderen Gäste in der Bar schweifen, alles nur Paare oder Männer ohne Begleitung. Keiner von ihnen schien sie näher zu interessieren.
»Aber nicht mit einem Mann, nehme ich an. Und wohl auch nicht mit mir?«
»Ich vögele nicht mit meinen Freunden.«
»Nein, du küsst oder lutschst sie nur, wenn die Umstände es erlauben«, bemerkte Dominik.
»Ach, das …«, meinte sie. »Da bin ich nur mitgeschwommen und habe mich in dieser besonderen Situation hinreißen lassen. Mit Miranda. Zu schade, das mit ihr. Ich frage mich, ob Victor sie vor den Kopf gestoßen hat«, fuhr sie fort. »Oder sie hat Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen. Sie hätte allerdings einfach ihr Safeword benutzen können, was sie nicht getan hat. Ich dachte, man könnte mehr mit ihr anfangen.«
»Lass dich von mir nicht aufhalten«, erklärte Dominik. »Ich kann auch allein in die Stadt zurückfahren, wenn du losziehen und jemanden aufreißen willst …«
»Nein, das wäre nicht nett von mir.«
»Wie du willst.«
»Weißt du was?«, fragte Lauralynn. »Ich habe heute Abend fast tausend Dollar gewonnen. Wir nehmen uns ein Taxi für die Heimfahrt. Ich habe keine Lust, stundenlang im Zug zu hocken, und zu dieser Tageszeit ist es mit dem Auto auch schneller. Ich lade dich ein.«
»Ausgesprochen großzügig.«
Auf der langen Fahrt zurück nach Manhattan döste sie vor sich hin oder schlief, den Kopf an seine Schulter gelehnt, sogar ein. Die Wärme ihres Körpers umhüllte ihn wie eine weiche Decke.
Zurück im Loft, gab sie ihm einen Kuss auf die Wange, drehte ihm den Rücken zu und schlüpfte dann, ohne ihn zu beachten, aus Jeans und T-Shirt, um in der halbdunklen Wohnung ohne große Umstände in ihren Schlafsack zu steigen und ihre langen Glieder in seine Falten zu hüllen, unerreichbar jetzt, verschlossen. Dominik schob die Tür zu, die das Schlafzimmer vom großen Wohnbereich trennte, zog sich aus und legte sich ins Bett.
Kurz darauf war er eingeschlafen.
Ungefähr eine Stunde später wachte er auf, geweckt von leisen Lauten aus der Ecke, wo Lauralynn lag. Als er sie stöhnen hörte, wurde ihm klar, dass sie sich selbst streichelte, und die Erregung durchzuckte ihn wie ein Blitz. Welche Gedanken, welche Bilder bewegten sie, wessen Gesicht, wessen Körper sah sie dabei vor sich? Dominik umfasste seinen Schwanz und begann zu masturbieren, blieb dabei jedoch ausgesprochen leise.
Sie kamen beide im Abstand weniger Sekunden.
»Den einen Tag wirkt sie distanziert, und am nächsten klingt sie, als würde sie mich brauchen. Dann ist sie fordernd, fast schon aufgebracht.« Dominik erzählte Lauralynn von Summer und den spärlichen E-Mails, die sie ihm seit ihrer Zeit in Neuseeland geschickt hatte. »Mittlerweile frage ich mich, was sie sich von unserer Beziehung eigentlich erwartet. Oder ich mir …«
»Das klingt für mich wie ein klarer Fall von: ›Nicht mit dir und nicht ohne dich‹«, meinte Lauralynn.
»Kann sein.«
»Wie ich es sehe, stehen wir letztlich alle vor dem gleichen Problem – die ganz normalen Paare ebenso wie die mit Dom und Sub«, sagte sie. »Die Frage ist, wie können wir glücklich werden bis ans Ende unserer Tage?«
»Summer liebt das Spiel mit dem Feuer«, sagte er. »Das zieht mich so stark in den Bann, dass ich die Dinge manchmal auf die Spitze treibe. Aber es macht mir gleichzeitig auch Angst, denn oft weiß ich nicht, was sie als Nächstes tun möchte oder was ich mit ihr anstellen soll. Es kommt mir vor, als würde sie zu viel von mir erwarten, zugleich aber auch gegen mich rebellieren. Ich möchte nicht, dass wir eines Tages enden wie Clarissa und Edward, als Libertins der alten Schule, als Karikaturen unserer selbst.«
»Mit Ed und Clarissa kann man viel Spaß haben, wenn man sie erst einmal richtig kennt. Sie haben einfach nur die Rolle der Gastgeber für Victors dramatische Inszenierung übernommen. Außerdem muss es nicht unbedingt so kommen.«
»Das nehme ich auch nicht an. Aber ich versuche, die Dinge nüchtern zu sehen. Was passiert, wenn Summer die
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