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80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Stapel Papier ein zusammengefaltetes Plakat heraus, das er mit großer Geste vor Dominik aufklappte.
    Es war das Plakat, mit dem Summers erstes Solokonzert angekündigt worden war. Die Fotografie zeigte ihren nackten Oberkörper, über dem Kinn und unter dem Bauchnabel abgeschnitten; von oben fiel die rote Lockenpracht auf ihre Schultern; ihre Brüste waren kunstvoll vom Korpus der Violine ver deckt, deren rostgelbe Farbe sich augenfällig von Summers schneeweißer Haut abhob.
    Es war eine faszinierend erotische Aufnahme, die fraglos ihren Teil dazu beigetragen hatte, dass das damalige Konzert ausverkauft gewesen war. Nicht wenige Besucher waren an dem Abend gekommen, um endlich auch das Gesicht der geheimnisvollen Geigerin zu sehen.
    Dominik wunderte sich, dass er sich selbst nie ein Plakat besorgt hatte.
    »Verstehe«, sagte er.
    »Merkwürdigerweise hat damals offenbar niemand bemerkt, dass es sich bei der Geige auf dem Foto um die Angélique handelt«, merkte LaValle an. »Dabei ist sie so unverwechselbar.«
    »Die Angélique? Ihr Kollege hat mir damals gesagt, sie stamme aus der Hand eines französischen Geigenbauers namens Bailly. Sein Name steht auch auf dem Wirbelkasten, unter den Saiten.«
    »O ja. Bailly hat das Instrument gebaut. Aber er hat viele solche Geigen hergestellt. Doch nur diese eine hat eine ganz besondere Geschichte. War ein interessanter Mann, dieser Monsieur Bailly. Sehr interessant. Die meisten Geigenbauer waren ja Italiener, Bailly zählt zu den ganz wenigen Franzosen, die sich in diesem heiklen Metier einen Namen machten.«
    Wieder trank LaValle einen Schluck Whisky.
    »Sie sind vermutlich kein Instrumentensammler, sonst hätten Sie die Geige nicht an Miss Zahova weitergegeben. Was also ist Ihr Interesse an diesem Stück?«, fragte er Dominik.
    »Stimmt, ich sammle nur Bücher«, erwiderte er. »Das bietet mir genug Zerstreuung. Hier treibt mich die reine Neugier. Ich denke darüber nach, etwas über Musikinstrumente zu schreiben. Einen Roman. Und da ich ja nun, wenn auch in bescheidenem Maß, in die Geschichte dieser besonderen Bailly verwickelt bin, halte ich die Geige für einen guten Ausgangspunkt meiner Recherchen.«
    »Wie interessant.« LaValle nickte.
    »Ich würde also liebend gern mehr erfahren. Sie haben mir ganz schön den Mund wässrig gemacht. Wie war das mit der Eigenart dieses Instruments, gern mal verloren zu gehen?«
    »Genauer gesagt, gestohlen zu werden«, sagte LaValle. »Auch wir hatten in den zwei Wochen, in denen sie bei uns im Laden in der Burlington Arcade sicher verwahrt war, zwei Einbruchsversuche. Mehr als in den zwanzig Jahren davor, in denen wir dieses Geschäft geführt haben. Höchst verdächtig. Und das, obwohl niemand wusste, dass die Bailly sich dort befand. Wir hatten sie nicht inseriert, und weder im Laden noch in unseren Katalogen gab es einen Hinweis auf sie. Ich hatte ja kaum Zeit gehabt, sie zu identifizieren, nachdem sie aus Deutschland eingetroffen war. Doch wer auch immer sich an unserer Alarmanlage zu schaffen gemacht hat, hat zwar ein paar Schränke aufgebrochen und Schlösser geknackt, aber nicht den Safe gefunden, in den ich die Angélique gelegt hatte. Leider haben diese Einbrüche unsere Versicherungsprämien in die Höhe getrieben, ein letzter Anstoß für uns, das Geschäft ein paar Monate später aufzugeben. Hauptgrund war allerdings, dass ich zu dem Zeitpunkt, als Sie das Instrument erworben haben, schon zu lange in dem Metier war, die Arbeit ödete mich allmählich an. Doch ich will Sie nicht mit Klagen über Gewinnspannen und Gewerbesteuern langweilen …«
    »Aber nein, ich finde das interessant.«
    »Ich hoffe, Miss Zahova hat die Geige versichert und bewahrt sie an einem sicheren Ort auf, wenn sie sie nicht spielt.«
    »Das nehme ich an. Wir haben zurzeit nur wenig Kontakt.«
    »Wie bedauerlich. Sie scheint eine hinreißende Frau zu sein.«
    »O ja.«
    »Und ich weiß schließlich, dass Sie ein Mann sind, der weibliche Reize zu schätzen weiß. Eine unserer Gemeinsamkeiten.« Dabei warf er Dominik einen verschwörerischen Blick zu. Natürlich hatte er ihn erkannt. Er hatte es die ganze Zeit gewusst.
    »Sie wissen …?«
    »Wer Sie sind? Aber natürlich. Ich habe ein glänzendes Personengedächtnis.«
    »Warum haben Sie dann nichts gesagt?«
    »Wir haben doch alle unsere Geheimnisse und Abgründe«, sagte LaValle mit wegwerfender Geste. »Niemand ist zu Schaden gekommen, vielen hat es großes Vergnügen bereitet. Sollen andere

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