80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
böser Vorahnungen.
Auch wenn er LaValle versichert hatte, dass er nicht abergläubisch sei, spukten doch die schlimmen Träume und die Bilder, die sie heraufbeschworen hatten, in seinem Kopf herum und machten ihn unruhig. Er sorgte sich um Summer und ihre Violine. Obwohl es doch nur in Romanen vorkam und nicht im wirklichen Leben, dass ein Fluch auf etwas lastete.
Aber wenn Summer nun etwas zustieß? Er wusste, dass er sich dann dafür verantwortlich fühlen würde. Mit so einer Schuld könnte er nicht weiterleben.
Sollte er sie also warnen?
Nach all der Zeit Kontakt zu ihr aufnehmen? Sich in ihr Leben einmischen?
Entfernt hörte er einen dröhnenden Disco-Sound, Lauralynns Handy-Klingelton, der so gar nicht zu ihrem zurückhaltenden Cellospiel passte. Er versuchte sich zu erinnern, ob sie heute arbeiten musste oder zu Hause herumhängen würde. Ihm war nach Gesellschaft.
Dominik ging in sein Arbeitszimmer im oberen Stock, um die Notizen durchzusehen, die er gestern nach dem Treffen mit dem Instrumentenhändler gemacht hatte. Ohne Veränderungen ließ sich die Geschichte der Angélique nicht in seinen Roman einbauen. Doch wenn er die Erzählung etwas ausschmückte, historische Details einfügte und interessante Charaktere rund um die Bailly erfand, konnte sie zweifellos die Grundlage und das Gerüst seines Buchs bilden. Recherchen machten ihm Spaß, und dazu bot sich hier reichlich Gelegenheit, wenn er sich den verschiedenen Zeitabschnitten widmete. Vor ihm stand eine Herausforderung, auf die er sich freute.
Es gab nur eines, vor dem er sich hüten musste. Keinesfalls durfte eine seiner Figuren allzu sehr Elena ähneln, Summers leicht wiedererkennbarem Pendant in seinem Paris-Roman.
So gern er sich das auch erlaubt hätte.
Denn über sie zu schreiben war nicht nur eine Art Exorzismus für ihn, sondern auch eine Möglichkeit, sie in seinen Gedanken lebendig zu halten. Ihr Feuer, ihre Gestalt, ihre Haut, ihren Geruch – Erinnerungen, die er festhalten wollte. Auch wenn ihn jede einzelne schmerzte.
Seufzend schob er den Papierstapel beiseite und zog das Notebook näher heran. Er legte eine neue Datei an, dann schwebten seine Finger über der Tastatur, während er nach einem passenden Namen für das Projekt suchte.
Er tippte bereits eine halbe Stunde ohne Unterbrechung und hatte die Welt um sich herum vergessen, als es auf einmal klopfte und er aufschreckte. Die Tür stand zwar offen, aber Lauralynn war rücksichtsvoll.
»Dominik?«
»Ja, was gibt’s?« Er schaute kurz auf.
»Ich wollte dich eigentlich nicht stören. Aber es ist etwas passiert.«
Er schob den Stuhl zurück. »Was?«
»Ich habe gerade einen Anruf bekommen. Mein Bruder …«
»Der Soldat?«
Dominiks Magen krampfte sich zusammen. Nach den gestrigen Geschichten über die Violine hätte ihn heute nichts überrascht. Andererseits hatten Lauralynn und ihre Familie nichts mit der Angélique zu tun. So weit reichten weder Zufälle noch Flüche.
»Ja, er ist verwundet worden. Nicht allzu schlimm. Wahrscheinlich verliert er einen Finger, aber sie können die Hand retten. Eine Sprengfalle, in Afghanistan.«
»Das tut mir sehr leid.« Dominik stand auf und ging zu ihr.
»Eine meiner Tanten hat angerufen. Sie ist bei ihm in dem Armeekrankenhaus, in das sie ihn ausgeflogen haben. In Virginia. Ich konnte sogar kurz mit ihm sprechen, denn sie saß neben ihm am Bett. Er ist ganz gut drauf.«
»Das muss eine große Erleichterung für dich sein.«
»Ja, das ist es.« Lauralynn lehnte sich an Dominiks Schreibtisch. »Trotzdem ist es wohl das Beste, wenn ich für eine Weile in die Staaten zurückgehe. Er ist schließlich der einzige nahe Verwandte, den ich habe.«
»Das verstehe ich, keine Frage. Kann ich irgendwas für dich tun?«
»Nein, danke. Ich habe für morgen einen Flug gebucht. Und das Rückflugdatum offen gelassen. Wahrscheinlich bleibe ich ein paar Wochen.«
»Du bist hier jederzeit wieder willkommen. Ich verspreche, dass ich niemand anderen im Gästezimmer unterbringe.« Dominik rang sich ein Lächeln ab.
»Mein Flug geht morgen ziemlich früh, von Heathrow. Könntest du mich zum Flughafen bringen?«
»Aber klar. Das ist doch das Mindeste, was ich für dich tun kann.«
»Danke. Du bist ein wahrer Freund. Ich werde es dir irgendwann zurückzahlen … wenn auch natürlich nicht mit Geld.« Dabei funkelten ihre Augen so schelmisch wie immer.
»Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel.«
Sie küsste ihn auf die Wange.
»Jetzt muss
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