80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
blond, dass es fast schon weiß schimmerte, ihre hellblauen Augen wirkten nahezu grau, und die blassen, zarten Brauen waren kaum zu sehen. Dadurch hatte ihr Gesicht, so reizvoll es war, etwas von einem Alien.
»Ich heiße Luba«, sagte sie zu Chris und beugte sich über mich, um ihm die Hand zu reichen.
»Chris«, erwiderte er.
»Entschuldigt bitte«, schaltete ich mich dazwischen. »Ich hätte euch vorstellen sollen.« Als sie ihre Hand zurückzog, strich ihr Arm leicht über meine Haut.
Frauen wie Luba reizten mich nicht auf die gleiche Weise wie Männer, denn grundsätzlich stand ich auf Testosteron. Mir gefielen hochgewachsene Kerle, Körperbehaarung und Muskeln, und ich hatte eigentlich immer gedacht, dass ich mir für ein eventuelles Experiment in dieser Richtung eher eine herbe Lesbe, ein richtiges Mannweib, suchen würde. Lauralynn, die große Blondine aus Dominiks Streichquartett in der Krypta, war eine Ausnahme gewesen. Wir hatten später heiß miteinander geflirtet, zumindest bildete ich mir das ein. Sie hatte ich ausgesprochen reizvoll gefunden. Lauralynn war eine Domme, und ich fuhr nun mal auf dominante Persönlichkeiten ab, egal, welchen Geschlechts.
Luba hingegen wirkte gar nicht dominant. Dennoch hatte sie etwas an sich, das meine Haut prickeln ließ und mir das Blut schneller durch die Adern jagte. Mir wurde heiß und ein bisschen schwindlig.
Auf Chris hatte sie offenbar nicht diese Wirkung. Er schien sogar gelangweilt und ging hinüber zur Bar, wo Viggo immer noch mit großer Gestik Drinks mixte.
Luba rutschte näher an mich heran und schob meine Haare zurück, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. Mich überlief Gänsehaut, als ich ihre Nähe spürte.
»Dein Geheimnis ist bei mir sicher«, sagte sie.
»Danke. Das weiß ich zu schätzen.«
»Allerdings möchte ich dich dafür um etwas bitten«, fuhr sie fort.
»Und zwar?«
»Dass du mir erzählst, auf welche Weise es dich an so einen Ort verschlagen hat. Und wer dein Begleiter war.«
Sie meinte das Herrenhaus in New Orleans, wo ich in den ersten Stunden des neuen Jahrs nackt für Dominik getanzt hatte. Luba war zwei Tage vorher auf derselben Bühne professionell aufgetreten.
»Mit Dominik?«
»Ja, wenn er so heißt.«
Sie lächelte mich an. Ihre Zähne waren sehr weiß und ihre Schneidezähne ein bisschen spitz, wie die eines Raubtiers. Ich hätte sie gern auf meiner Haut gespürt.
»Hat er dich gebeten, für ihn zu tanzen?«, fragte sie.
»Ja«, antwortete ich. »Obwohl ›befohlen‹ der Wahrheit näher kommt.« Unruhig rutschte ich hin und her und überlegte, wie ich das Gespräch in eine andere Richtung lenken könnte. Es war ein Thema, über das ich nicht gern redete; und dennoch wollte ich mich weiter mit Luba unterhalten.
In jeder Hand einen Mojito, kam Viggo zu uns.
»Wie ich sehe, hast du mein Kätzchen kennengelernt«, sagte er zu mir, als er mir den Drink gab. Er hatte sich reichlich Mühe gegeben und sogar den Rand des Glases mit braunem Zucker und einer Limettenscheibe dekoriert. Das Glas war so voll mit zerstoßenem Eis, dass es fast zu kalt war, um es in der Hand zu halten. Unweigerlich musste ich an Dominik denken, der Eis in seiner Cola verabscheute.
Luba schnurrte tatsächlich wie eine Katze und rieb den Kopf an Viggos Bein.
Alles an ihr mutete animalisch an, ob sie sich nun hinsetzte oder mit leisem Schnurren sprach. Mal erinnerten ihre Bewegungen an die eines Vogels, dann wieder an eine Katze.
»Hast du meine Bailly gesehen?«, fragte ich Viggo. Beim Gedanken an Dominik war mir gleich wieder mein Instrument eingefallen.
»Deine Geige?«
Ich nickte.
»Ich glaube, da haben sich vorhin die Roadies drum gekümmert.« Er kraulte Luba unterm Kinn. Sie hatte die Augen geschlossen und lächelte vor Behagen. »Mach dir keine Sorgen. Sie wird mit eurem ganzen Equipment im Studio sein. Ich kann dir eine leihen, wenn du spielen möchtest. Ich habe alle möglichen Instrumente im Keller.«
»Nein, ist schon gut. Ich habe sie nur gern in meiner Nähe. Normalerweise trage ich sie selbst, sogar wenn ich ein Konzert gebe. Irgendwie stört es mich, dass sie nicht in Reichweite ist.«
»Wie süß«, entgegnete er.
»Luba?«, sagte er in fragendem Tonfall.
Ihre Antwort war ein leises Fauchen.
»Könntest du Eric suchen und mit ihm nachschauen, ob Summers Geige bei den anderen Sachen ist?«
Sie nickte, stand geschmeidig auf und machte sich auf die Suche nach dem Roadmanager, der für den Transport des Equipments
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