80 Days - Die Farbe der Erfüllung: Band 3 Roman (German Edition)
Beziehung, weißt du.«
»Aha. Locker.«
»Lass uns einfach miteinander plaudern, um der alten Zeiten willen. Ich bin sicher, Lauralynn hat nichts dagegen. Du kannst sie auch mitbringen, wenn du glaubst, dass du eine Anstandsdame brauchst«, scherzte Summer.
»Lauralynn ist gerade in den USA . Wegen Familienangelegenheiten.«
»Oh.«
Bleiernes Schweigen stellte sich ein, während beiden klar wurde, was das bedeutete.
Er meinte, Summer am Ende der Leitung tief einatmen zu hören, als nähme sie ihren ganzen Mut zusammen.
»Komm nach Paris«, sagte sie dann ruhig.
Dominik grinste. »Wer von uns beiden gibt die Anweisungen?«, fragte er, und sie hörte das Lächeln in seiner Stimme.
Sie kicherte leise.
»Vielleicht sollte ich wieder die Regie übernehmen«, meinte Dominik.
»Die Regie?«
»Dir sagen, was du tun sollst …«
Im ersten Moment fürchtete er, dass er sich zu weit vorgewagt hatte und zu vertraulich geworden war. In den vergangenen Jahren war viel geschehen. Und dieses spezielle Spiel zwischen ihnen gab es nicht mehr.
»Ja, vielleicht.« Summers Stimme klang plötzlich tiefer. Ihre Schlafzimmerstimme. Die Stimme für intime Worte, die zu dem dunkleren Rot des Lippenstifts für den Abend gehörte.
»Ähm …« Dominik schien zu überlegen. »So wie wir jetzt zueinander stehen, würde ich dich nicht unbedingt auffordern, in Paris nackt auf die Bühne zu treten«, meinte er dann. »Schon allein wegen der vielen Franzosen im Publikum.«
Summer lachte.
»Vielleicht bin ich mittlerweile so weit, dass ich keine Anweisungen oder Anregungen mehr brauche«, wandte sie ein.
»Was willst du damit sagen?«
»Komm nach Paris, Dominik. Ich lasse deinen Namen auf die Gästeliste setzen. Wir spielen im La Cigale, auf dem Boulevard Rochechouart. Am neunzehnten. Die Veranstalter haben uns versichert, dass wir mit dem Cigale nichts falsch machen. Die Stimmung dort soll immer super sein.«
»Ich komme«, sagte er.
»Dann lasse ich mir etwas einfallen«, versprach sie.
»Ich bin gespannt.« Als Dominik auflegte, durchströmte ihn eine Woge der Erleichterung.
Der Eurostar fuhr, wegen nicht näher erklärter technischer Probleme auf der Strecke, mit Verspätung in die Gare du Nord ein. Der Pariser Abendhimmel leuchtete in allen Farben des Sonnenuntergangs, als Dominik aus dem Bahnhofsgebäude trat und zum Taxistand ging.
Nachdem er seine Reisetasche in seinem Stammhotel in der Rue Monsieur-le-Prince in der Nähe der Place de l’Odéon abgestellt hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Restaurant. Da hier in den letzten Jahren moderne japanische Lokale aus dem Boden geschossen waren, brauchte er nicht weit zu gehen.
Wie er wusste, waren Summer und die Groucho Nights von ihrem Veranstalter in einem Hotel auf dem anderen Seineufer untergebracht worden; doch alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen, im Quartier Latin, wo er in seiner Jugend viele Jahre gelebt hatte, fühlte er sich wohler. Das Zimmer war zwar klein und nur mit dem Nötigsten ausgestattet, aber er brauchte auch nicht mehr als ein Bett und ein Dach über dem Kopf. Alles Weitere würde ihn nur ablenken.
Am nächsten Morgen setzte Dominik sich als Erstes mit dem Kontaktmann in Verbindung, den ihm LaValle genannt hatte.
Anfangs reagierte der Mann, ein gewisser Monsieur Cavalier, misstrauisch. Als Dominik ihm jedoch erklärte, all seine Fragen hingen mit Recherchen zu einem neuen Roman zusammen, und ihm mehr über sich selbst erzählt hatte, taute sein Gesprächspartner plötzlich auf.
»Oh, ein Autor. Ich mag Autoren.«
Er hatte Dominiks Buch zwar nicht gelesen, aber bereits davon gehört. Paradoxerweise war Frankreich eines der wenigen Länder, wo sich die Übersetzung seines Paris-Romans nicht besonders gut verkauft hatte. Vielleicht empfanden es die französischen Leser als Anmaßung, wenn ein Ausländer über ihr Heimatland schrieb.
Cavalier hatte am Nachmittag ohnehin einen Termin in der Stadt und war bereit, sich mit Dominik zu treffen, um ihm die umständliche Anfahrt mit dem Zug zu seinem Häuschen in Nogent-sur-Marne zu ersparen. Er schlug ein Café in einer Seitenstraße des Boulevard Saint-Germain vor. Das Les Éditeurs, erklärte er, sei eine Art Literatentreff, wo »an den Wänden Regale voller Bücher stehen. Lustig, nicht? Vielleicht ist ja sogar Ihres dabei.« Praktischerweise lag es zudem nur wenige Schritte von Dominiks Hotel entfernt.
Dominik kam es komisch vor, in derselben Stadt zu sein wie Summer und zu
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