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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Jackson
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fragte Charlotte und lenkte damit meine Aufmerksamkeit kurz von den Gästen ab. Ich gab mir alle Mühe, nicht jeden hemmungslos anzuglotzen. Doch mir war, als wäre ich in die Kulissen eines nicht jugendfreien Films geraten oder durch einen Korridor in ein Paralleluniversum gestolpert, wo alle Leute wie Charlotte waren und sich keinen Deut darum scherten, was der Rest der Welt von ihnen hielt.
    Zumindest hatte sie recht gehabt, was mein Outfit betraf. Nicht nur, dass ich mich hier bestens einfügte, meine Kostümierung gehörte sogar zu den unauffälligeren. Wahrscheinlich hielt man mich geradezu für züchtig. Was mich entspannte. Normalerweise befürchtete ich, egal ob im Freundeskreis oder in Gesellschaft, mit meiner lockeren Einstellung zu Sex und Beziehungen aus dem Rahmen zu fallen. Züchtig hatte mich jedenfalls noch niemand genannt.
    »Nur ein Wasser, danke.«
    Einerseits wollte ich ihre Großzügigkeit nicht ausnutzen und andererseits auch einen klaren Kopf behalten, um alles mitzubekommen. Sonst würde ich das morgen nach dem Aufwachen für einen Traum halten.
    Charlotte zuckte die Achseln und kam wenig später mit unseren Getränken zurück.
    »Komm mit«, sagte sie. »Ich zeige dir alles.«
    Sie nahm mich an die Hand und führte mich durch eine weitere Flügeltür, von der es aufs offene Deck zum Bug des Schiffs ging. Dort standen einige Typen in scharfen Uniformjacken, die rauchten oder etwas Abkühlung suchten. Die im Großen und Ganzen weit weniger bekleideten Frauen drängten sich um die zwei Heizpilze in der Mitte. Zwei von ihnen trugen Latexröcke mit ausgeschnittenem Hinterteil. Ihre bleichen Arschbacken schimmerten im Licht der Gasflammen wie tief hängende Zwillingsmonde.
    An Charlottes Hand trat ich an die Reling und blieb dort einen Moment still stehen. Ich schaute auf die nächtliche Themse, die sich wie ein langes schwarzes Band gemächlich zwischen den beiden Stadthälften hindurchschlängelte. Leise und träge schwappte das Wasser gegen die Bordwand. Die Waterloo Bridge stromaufwärts und die Blackfriars Bridge stromabwärts verbanden die durch den Fluss getrennten Viertel; die nur schwach sichtbaren Lichter der weiter entfernten Tower Bridge schienen eine dunkle Verheißung dessen zu sein, was kommen sollte.
    Charlotte fröstelte.
    »Lass uns reingehen«, sagte sie. »Hier ist es mir zu kalt.«
    Wir gingen durch die Doppeltür zurück in die große Bar und dann weiter durch eine andere Flügeltür in den Tanzsaal. Mit offenem Mund beobachtete ich, dass eine dunkelhaarige schöne Frau, ein wahrer Vamp, Benzin schluckte und dann Flammen nach oben in die Luft blies, während sie sich zu den Klängen eines Hardrock-Songs an einer Stange rieb. Sie roch förmlich nach Sex. In Charlottes Gesellschaft und in der Gegenwart so vieler Menschen, die ohne jede Scham ihren Körper zeigten und sogar stolz auf ihre sexuelle Ausstrahlung waren, fühlte ich mich zum ersten Mal im Leben nicht wie ein Freak. Oder falls ich doch einer war, dann war ich zumindest nicht der einzige.
    Mein Blick blieb an einem großen Mann am Rand der Tanzfläche hängen. Er trug knallblaue, enge Pailletten-Leggings, hohe Reitstiefel, eine rot-goldene Uniformjacke und eine dazu passende Kappe. Mit der Reitpeitsche in der einen und einem Drink in der anderen Hand plauderte er ungezwungen mit einem Gothic Girl in Latex-Hotpants. Sie hatte bis auf eine weiße Stirnlocke lange, schwarze Haare. Seine Leggings verbargen nur unzureichend die beachtliche Wölbung im Schritt, die ich eine Weile wie hypnotisiert anstarrte. Erst neulich hatte ich ganz ähnliche Leggings in einem Schaufenster für Damenmode gesehen, doch an ihm wirkte sie ungeheuer männlich.
    Charlotte zupfte an meiner Hand. »Später«, flüsterte sie mir ins Ohr und beäugte den Mann in den Leggings. »Die Show hat angefangen. Das heißt, unten ist jetzt nichts los.«
    Sie führte mich über einen schmalen Korridor mit roten Samtvorhängen in eine kleinere Bar mit ähnlich schräg angezogenen Partygängern und dann eine Treppe hinunter.
    »Hier ist der Dungeon«, sagte sie.
    Einen »Kerker« hatte ich mir immer ganz anders vorgestellt, allerdings hatte ich wirklich keinen blassen Schimmer, wie ein moderner Kerker aussieht, ich hatte ja nicht einmal geahnt, dass es so etwas überhaupt gibt. Wie angewurzelt blieb ich stehen und sog in mir auf, was ich sah. Vielleicht würde ich ja so etwas nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Das Dekor unterschied sich nur wenig von der Bar

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