80 Days - Die Farbe der Lust
hatten.
Alle waren von der Hüfte abwärts nackt. Kein Höschen, keine Strümpfe, keine Schuhe. Darüber trugen sie Blusen, Hemden oder zarte Seidentops von unterschiedlicher Transparenz. Und alle hatten die Haare zu einem Knoten aufgesteckt, ihre Haarfarben variierten von Platinblond bis Rabenschwarz. Summer war die einzige Rothaarige. Zwei der Frauen trugen schmale samtene Halsbänder, andere Tierhalsbänder, teils aus Metall oder wie Hundehalsbänder mit Stacheln besetzt, und eine hatte einen Lederstreifen umgebunden, der mit einem schweren Vorhängeschloss versehen war.
Sklavinnen?
Die Gäste traten nach und nach in den Dungeon und stellten sich entlang der Wände auf.
»Wie du sehen kannst, meine Liebe«, flüsterte Victor, der leise an sie herangetreten war, Summer ins Ohr, »bist du nicht allein.«
Summer wollte etwas erwidern, doch er legte rasch einen Finger an die Lippen. Es war ihr nicht mehr erlaubt zu sprechen.
Seine Hand strich über ihre Hüfte, und er zupfte zärtlich an dem straff sitzenden Gummi ihres winzigen Stringtangas.
»Entblöße dich«, befahl er.
Summer hob ein Bein und zog das winzige Wäschestück aus.
»Und was ist mit dem Rest?«, fuhr er sie an.
Sie blickte zu den anderen Frauen hinüber, die von der Taille an völlig nackt waren, und verstand. Sich dessen bewusst, dass alle Blicke im Kellergewölbe auf sie gerichtet waren, konzentrierte sie sich darauf, die Balance zu halten und nicht hinzufallen, als sie sich die Strümpfe hinunterrollte und die Schuhe abstreifte. Victor rührte keine Hand, um ihr zu helfen. Der Steinboden unter ihren Füßen war eiskalt.
Nun war sie so nackt wie die anderen, sie trug nichts weiter als ihr Korsett, das durch seine raffinierte Konstruktion ihre Taille einschnürte und ihre Brüste darbot.
Summer kam es schrecklich obszön vor, wie sie und die stummen Frauen sich im Kreis präsentierten. Nacktheit war etwas Natürliches, aber das hier war mehr, ein Zerrbild der sexuellen Wirklichkeit, eine ausgeklügelte Form von Erniedrigung.
Jemand berührte sie an der Schulter und führte sie zu den anderen halb entblößten Frauen, die ein Stück zur Seite traten, um sie in ihrem Kreis aufzunehmen. Auch sie waren alle im Intimbereich rasiert, und zwar erschreckend glatt, wie Summer feststellte, es sah nach dauerhafter Haarentfernung aus. Irgendwann hatten sie sich dieser Prozedur, die zu ihrem Sklavenstatus gehörte und ihren Machtverlust symbolisierte, unterworfen. Summer empfand nun schmerzlich ihre eigene Stoppeligkeit.
Genau in dem Moment, als ihr das durch den Kopf ging, sagte Victor: »Du musst reinlicher sein, Summer. Deine Fotze ist ungepflegt. In Zukunft erwarte ich dich völlig nackt. Dafür werde ich dich noch bestrafen.«
Konnte er etwa ihre Gedanken lesen?
Summer wurde rot, sie spürte, dass ihr die Hitze in die Wangen stieg.
Sie hörte, dass ein Streichholz angerissen wurde, und der Schreck fuhr ihr in alle Glieder, weil sie kurz befürchtete, irgendeinem Schmerzritual unterworfen zu werden. Aber es hatte sich bloß jemand eine Zigarette angezündet.
»Nun, Summer, du wirst also bei uns mitmachen«, sagte Victor, trat hinter sie, ließ die Finger durch ihre Lockenmähne gleiten und legte ihr die andere Hand auf eine Pobacke.
»Ja«, flüsterte Summer.
»Ja, Herr!«, brüllte er und klatschte ihr mit voller Kraft auf die rechte Arschbacke.
Summer zuckte zusammen. Die Umstehenden hielten den Atem an. Eine der Frauen unter den Zuschauerinnen grinste hässlich wie die böse Königin im Märchen. Eine andere leckte sich die Lippen. In Vorfreude?
»Ja, Herr«, sagte sie kläglich und unterdrückte ihr Widerstreben, sich ihm so ohne Weiteres zu beugen.
»Gut«, sagte er. »Du kennst die Regeln. Du wirst uns dienen. Du wirst keine Fragen stellen. Du wirst uns mit Respekt begegnen. Ist das klar?«
»Ja, Herr.« Sie wusste nun, was sie antworten musste.
Er hob die Hand und drückte fest einen ihrer Nippel. Summer hielt die Luft an, um nicht laut aufzuschreien.
Victor, der nun hinter ihr stand, zischte ihr ins Ohr: »Du bist eine kleine Schlampe.« Als sie keine Antwort gab, fühlte sie wieder einen festen Schlag auf ihrem Arsch.
»Ich bin eine kleine Schlampe.«
»Wie heißt das?« Erneut sauste seine Hand herab, wieder durchzuckte sie lodernder Schmerz.
»Ich bin eine kleine Schlampe, Herr«, antwortete sie.
»Schon besser.«
Einen Augenblick war es ganz still, und sie konnte aus dem Augenwinkel sehen, dass eine der anderen
Weitere Kostenlose Bücher