80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
sind.«
Die anderen? Mir wurde mulmig. Wie viele Leute hatte Viggo ins Vertrauen gezogen?
Chey stand noch unter Dusche. Seit er wusste, dass er bald wieder auf der Flucht sein würde, kümmerte er sich noch aufmerksamer um seinen Körper und duschte gerne ausgiebig, ähnlich wie ich stundenlang im Pool meine Bahnen zog. Da er sonst kaum etwas zu tun hatte, trainierte er jeden Tag stundenlang in Viggos bestens ausgestatteten, aber nur selten genutzten Fitnessraum. Nun war er fast wieder der Alte, so wie ich ihn aus New York kannte, nur etwas von seiner ursprünglichen Keckheit fehlte ihm noch.
Da klingelte es an der Haustür.
»Hallo, ihr Süßen!«, rief Viggo, als er, noch immer den Pfannenheber schwingend, die Gäste hereinließ.
Es waren Dominik und Summer, die ebenso wenig von Viggos Plänen zu wissen schienen wie ich. Dominik zog die Augenbrauen hoch, als er Viggo in der Unterhose sah. Summer hingegen schien es nicht einmal zu bemerken.
Wie immer trug sie ihren Geigenkasten unter dem Arm. Das Haar fiel ihr locker auf die Schultern, ein paar Strähnchen kringelten sich jedoch und umgaben ihren Kopf wie ein Heiligenschein. Soviel ich wusste, mochte Dominik lieber natürliche, ungekünstelte Frauen, daher hatte ich amüsiert die Veränderungen an Summer beobachtet, seit sie mit ihm zusammenlebte. Ich sah sie nur noch selten mit Lippenstift.
Als Nächste erschien Lauralynn. Mit einem zugeknöpften Männerhemd, das ihr kaum bis über den Hintern reichte, war sie fast ebenso knapp bekleidet wie Viggo.
»Habt ihr beiden heute Waschtag?«, fragte Dominik mokant, als Lauralynn auf ihn zulief und ihn stürmisch auf die Wange küsste.
»Kleine Morgenüberraschung«, erwiderte sie. »Ich weiß doch, wie sehr du auf Frauen in Männerkleidern stehst.«
Dominik prustete los. Summers Verhältnis zu Dominik fand ich immer wieder erstaunlich, selbst nach so langer Zeit. Es brachte sie nicht im Mindesten aus der Fassung, wenn ihre Freundin mit ihrem Freund flirtete. Und ich war mir sicher, Lauralynn würde es nicht wagen, Chey in meiner Gegenwart auf ähnliche Weise zu necken.
Lauralynn übernahm die Küche und schickte Viggo nach oben, damit er sich etwas anzog.
»Hast du eine Ahnung, worum es geht, Luba?«, fragte mich Summer, während sie Dominik und sich Kaffee einschenkte und dann neben mir auf einen Barhocker rutschte. Ich nahm einen schwachen Hauch ihres Parfüms wahr, einen süßlichen Moschusduft.
»Dann hat er euch also nichts erzählt?«
»Kein Wort. Er hat uns vor Sonnenaufgang mit seinem Anruf aus dem Bett geworfen und uns zum Frühstück eingeladen. Zum Brunch hätte ich es sozialer gefunden.« Sie seufzte. Summer war eine Langschläferin, so wie ich. Vielleicht entwickelte man diese Eigenheit, wenn man über Jahre hinweg zu den unregelmäßigsten Zeiten arbeiten musste.
Dominik stellte sich hinter sie und strich ihr durchs Haar. Wenn das neuerdings ihre Art war, sich zu kämmen, wunderte mich ihre ungezähmte Frisur nicht. Sie lehnte sich einfach mit dem Rücken an ihn und schnurrte.
Kurz darauf kam Viggo zurück. Er hatte sich zwar angezogen, doch seine Jeans und das zerrissene T-Shirt waren in meinen Augen keine große Verbesserung. Chey trottete stumm kurz nach ihm in die Küche. Er wirkte verzweifelt und mutlos, was meinen Entschluss nur noch bekräftigte, endlich einen Ausweg zu finden.
»Also gut, Leute!« Viggo rieb sich die Hände. Ihm war anzusehen, dass er die Situation genoss, und wenn er jetzt nicht mit einem brauchbaren Plan herausrückte, würde ich ihm meinen inzwischen kalten Kaffee über den Kopf kippen, um ihm das nervige Grinsen aus dem Gesicht zu waschen. »Habt ihr ›Romeo und Julia‹ gesehen?«
»Den Film von Baz Luhrman?«, fragte Summer.
»Den meine ich nicht, Süße. Lass mich erklären.«
Mit einem Blick bat er Chey und mich um die Zustimmung, auf die Einzelheiten einzugehen.
»Um Himmels willen«, zischte ich. »Nun mach schon! Bitte!«
Viggo grinste.
»Ihr werdet euren Tod inszenieren. Und wir helfen euch dabei.«
Lauralynn lächelte so vergnügt wie Viggo. Die beiden waren wirklich durchgeknallt. Dominik und Summer hingegen sahen noch ratloser aus.
»Ist uns da irgendwas entgangen?«, fragte Dominik.
»Unsere Freunde müssen abtauchen, Kumpel. Besser, du kennst nicht zu viele Einzelheiten. Für alle Fälle. Denn wenn es in die Hose geht und wir im Verhör gegrillt werden, hast du auch nichts zu erzählen.«
»Leuchtet ein«, sagte Dominik.
»Luba liefert uns
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