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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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dass sie nackt vor Publikum musizierte, denn sie hatte die Rolle übernommen, unseren außergewöhnlichen Tanz mit dem Instrument zu begleiten. Der Vorschlag stammte von Viggo. Die perfekte Ablenkung, hatte er es genannt. Und es hatte mich nicht überrascht, dass Dominik ihrem Auftritt zugestimmt hatte. Die erotischen Untertöne und Eigenheiten ihrer Beziehung faszinierten mich nach wie vor.
    Als Summer nackt dastand, hatte sie ein stolzes, triumphierendes Lächeln im Gesicht. Dann beugte sie sich vor und nahm ihre Geige aus dem abgestoßenen Kasten.
    Und ich hielt bewundernd den Atem an.
    In diesem Augenblick kam die junge Irin zurück. Beim Anblick der nackten Summer mit dem Instrument in der Hand verzog sie keine Miene.
    Sie überreichte uns mehrere gut gefüllte, gefütterte Umschläge, deren Erhalt wir ihr sorgfältig quittieren mussten.
    »Ihre ausgehandelte Gage«, sagte sie, als sie Summer und mir je einen Umschlag gab. Summer hatte nämlich darauf bestanden, separat bezahlt zu werden.
    Den größten der braunen wattierten Umschläge drückte sie mir in die Hand. Er war sorgsam versiegelt. »Von Ihren Auftraggebern«, erklärte sie.
    Cheys neue Papiere – Reisepass und Personalausweis. Allerdings hatten wir noch immer keine Ahnung, mit welchem Namen er sich zukünftig ausweisen würde. Und sollten wir je die Gelegenheit bekommen, diese Dokumente zu benutzen?
    Chey sah nervös auf die Uhr, als ich unsere Umschläge an Summer weiterreichte, die sie, wie zuvor abgesprochen, zusammen mit ihrem eigenen im Geigenkasten verschloss.
    Das Krachen von Feuerwerkskörpern und das Grölen Betrunkener drangen von draußen zu uns in den Raum. Das neue Jahr hatte begonnen.
    Bis zu unserem Tanz mit dem Tod blieben uns nur noch wenige Minuten. Chey besorgte für uns alle von der Bar einen kleinen Tequila zur Nervenstärkung. Er hatte Zitrone und Salz vergessen, doch es war zu spät, um noch einmal zurückzugehen und sie zu holen. Ich kippte meinen in einem Zug hinunter und hustete, als die beißende Flüssigkeit durch meine Kehle rann. So saßen wir drei da und warteten, mehr oder weniger nackt, auf den nächsten Abschnitt von Viggos aberwitzigem Plan.
    Als die Musik einsetzte, beruhigte sich mein Puls.
    Vielleicht würde sich mein Leben ja grundlegend ändern. Aber erst einmal musste ich mit Leib und Seele dabei sein, wenn meine Füße in den nächsten zehn Minuten das taten, wofür sie geschaffen waren: tanzen. Mit Chey.
    Wenn ich heute Nacht sterben sollte, würde ich zumindest in den Armen des Mannes sterben, den ich liebte.
    Es war keine ganz leichte Aufgabe gewesen, Chey in einer knappen Woche das Tanzen beizubringen, aber wir hatten es geschafft. Nachdem wir die ganzen Geräte in Viggos Fitnesskeller an die Wand geschoben hatten, stand uns ein großer Raum mit Spiegelwänden und einem wunderbar glatten Parkettboden zur Verfügung. Er war viel schöner als alle Säle, in denen ich in meiner Kindheit und Jugend geübt hatte, was ich Chey nicht oft genug unter die Nase reiben konnte.
    Zum Glück lernte er schnell, was vielleicht auch an seinen vielen Jahren Kampfsporttraining lag. Die von mir ersonnene Choreografie beinhaltete zwar keine Kampfszenen, doch dank seiner athletischen Gewandtheit, seines Gleichgewichtssinns und seiner Selbstdisziplin war Chey viel besser als die meisten Anfänger.
    Als uns der gleißende Scheinwerfer in der Mitte der für diesen Abend zusammengezimmerten Bühne ins Licht tauchte, fing das Publikum zu tuscheln an, hauptsächlich auf russisch. Ich wusste, dass diese Reaktion nicht allein mit mir zu tun hatte, denn ich trug noch ein – wenn auch freizügiges – Gewand. Nein, der Auslöser war Chey. Offenbar machten Fotos von ihm seit einiger Zeit in den weit verzweigten Kreisen der russischen Mafia die Runde, und etliche Typen im Publikum hatten ihn entweder auf Anhieb erkannt oder surften jetzt hastig mit ihren Smartphones im Netz, um sich zu vergewissern, ob er tatsächlich der Gesuchte war.
    Uns blieb keine andere Wahl, als sie zu ignorieren und mit unserer Vorstellung zu beginnen. Die Würfel waren gefallen. Und es half, dass wir zusammen tanzten. Unsere Körper waren so vertraut miteinander, dass wir beim Tanzen buchstäblich zu einer Einheit verschmolzen. Ich reagierte auf Cheys Führung unwillkürlich und ohne jedes Zögern. Sobald seine Hand auf meinem Rücken auch nur den leisesten Druck ausübte, glitt ich mit ihm dahin, als hätten wir jahrelang und nicht nur wenige Tage miteinander

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