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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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den perfekten Rahmen für unser Täuschungsmanöver«, fuhr Viggo fort. »Und zwar bei ihrem Abschiedsauftritt in Dublin. Auf der Bühne kann man den Zuschauern alles vorgaukeln, wenn man es nur richtig anstellt. Vor allem, wenn eine nackte Frau beteiligt ist. Oder zwei.« Er warf Summer einen fragenden Blick zu. Die zuckte mit den Achseln, als wollte sie sagen, dass Ausziehen vor Publikum zu banal sei, um darüber zu diskutieren. »Ende der Woche brechen wir auf«, sagte Viggo dann. »Seid ihr dabei?«
    »Es klingt zwar verrückt. Aber für dich, Viggo, tun wir doch alles«, meinte Summer.
    »Wunderbar. Denn wir werden noch einmal deine Geige brauchen.«
    Ich sah, dass ihr Blick zu ihrer kostbaren Bailly wanderte. Aber sie erhob keine Einwände.
    Daraufhin widmeten wir uns einzig und allein dem Frühstück, über den Plan wurde nicht mehr gesprochen. Falls Viggo die anderen später in weitere Einzelheiten einweihte, so erfuhren Chey und ich nichts davon.
    »Wir haben keine andere Wahl, Liebes. Wir müssen ihm vertrauen«, sagte Chey später, als ich ihm unter vier Augen von meinem Ärger und meinen Sorgen erzählte.
    Er hatte recht, aber das machte mir unsere Situation nicht erträglicher. Unser Leben – vielleicht unser Tod – lag nun in Viggos Hand. Chey und ich konnten nichts mehr dagegen unternehmen.
    Einige Tage später machten wir uns auf den Weg nach Dublin.
    Das Netzwerk hatte uns eine prächtige Suite im Gresham Hotel am oberen Ende der O’Connell Street reserviert. Summer hatte sich unabhängig von uns im selben Hotel eingemietet, während Dominik in einer kleineren Pension auf der anderen Flussseite in der Nähe des Trinity College unterkam. Chey und ich hatten nur wenig Gepäck dabei, da wir wussten, dass wir nicht mehr auschecken würden. Wir konnten nichts weiter mitnehmen als die Kleider, die wir am Leib trugen, und den einen Koffer, den wir kurz nach unserer Ankunft in der irischen Hauptstadt in einem Schließfach im Bahnhof Heuston verstaut hatten.
    Dominik war vorausgefahren. Er hatte sich mit Bedacht allein nach Dublin aufgemacht, und außer einem kurzen Telefongespräch mit Summer, die sich erkundigte, ob alles nach Plan laufe, hatten wir keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Da Viggo, ein alter Kunde des Netzwerks, für ihn gebürgt hatte, sollte er ganz normal und unauffällig als Zuschauer im Publikum sitzen. Noch vor unserer Abreise in London hatte Summer lachend erzählt, dass sie ihm für diesen Anlass einen Smoking gekauft hätten.
    Wo Viggo und Lauralynn sich einquartiert hatten, wussten wir nicht. Wir nahmen aber an, dass sie bereits in Dublin und auf Position waren. Viggo hatte uns noch immer nicht in alle Einzelheiten seines Plans eingeweiht, um das Überraschungsmoment zu wahren. Ich konnte nur hoffen, dass er sich mit seiner Neigung zur Dramatik und seinem schrägen Sinn für Humor nicht etwas völlig Überzogenes und Unrealistisches ausgedacht hatte. Doch es gab kein Zurück, wir waren in seiner Hand.
    Ich wollte, dass wir mit dem Taxi zum Veranstaltungsort fuhren. Doch Chey und Summer waren so nervös, dass sie die kurze Strecke vom Hotel zum Stadtteil Temple Bar auf der anderen Seite des Liffey lieber laufen wollten, um noch einmal frische Luft zu schnappen.
    Die Leute feierten bereits Silvester, und Gruppen angeheiterter Jugendlicher zogen schwankend auf der O’Donnell Street in beiden Richtungen an uns vorbei. Die Massen strömten nach Temple Bar und seinen unzähligen Restaurants und Bars, und wir folgten ihnen. Mitternacht rückte näher. Ich warf einen Blick zu Chey und Summer, die neben mir gingen. Beide wirkten angespannt, und mit einem Anflug von Betroffenheit wurde mir bewusst, dass wir unter all diesen Menschen, die mitten ins Vergnügen strebten, vermutlich die Einzigen waren, die keine fröhliche Miene zeigten. Wir gehörten nicht zu den Feiernden, die das neue Jahr begrüßen wollten, und hatten zudem vor unserem Auftritt keinen einzigen Schluck Alkohol getrunken, um bei der Durchführung von Viggos aberwitzigem Plan keinen Patzer zu machen.
    Je näher wir dem Veranstaltungsort kamen, desto stärker wuchs in mir die Überzeugung, es würde ein kompletter Reinfall werden – und damit meinte ich nicht bloß einen beschämenden Abgang unter Buhrufen, sondern Chey konnte bei dieser Sache tatsächlich sein Leben verlieren. Wir hatten keine Zweifel, dass der Russe, der uns für diesen Abend gebucht hatte, über Kontakte zur Unterwelt verfügte, zu Kreisen, in denen Cheys

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