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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Augenblick ungeschehen machen.
    Ich hob die Arme wie Schwingen über den Kopf und begann zu tanzen.

3 TANZ MIT DEM PONY
    Anfangs störte es mich gewaltig, dass das Tender Heart so eine schmuddelige Kaschemme war. Wie sollte ich in einer solchen Spelunke anmutig und sexy wirken? Der Zuschauerraum war total heruntergekommen, unter den Drapierungen an den Wänden lugten vergilbte Plakate hervor, die längst vergessene Auftritte von Patti Smith, Richard Hell & the Voidoids und Television ankündigten. Die abgedroschenen Discohits, zu denen die Stripperinnen sich entblätterten, machten es mir auch nicht leichter.
    Am ersten Abend, an dem ich mich hüllenlos präsentierte, war ich ziemlich verlegen und unsicher. Außerdem machte ich den Anfängerinnenfehler, den winzigen Bikini und die dazu passenden Seidentücher, mit denen ich die Nummer gestalten wollte, viel zu früh abzulegen. Das Musikstück war kaum zur Hälfte durch, da stand ich bereits splitternackt auf der Bühne und wusste nicht mehr weiter. Ein halbes Dutzend gelangweilter Gäste glotzte mich mit leeren Gesichtern aus glasigen Augen an. Ich kam mir eher wie eine Schaufensterpuppe vor und nicht wie eine Tänzerin. In meiner Verlegenheit versuchte ich ein entrechat und stolperte auf dem glatten Holzboden beinahe über meine eigenen Füße. Danach verzichtete ich auf weitere Ballettsprünge, um mich nicht vollends lächerlich zu machen.
    Ich probierte es mit ein paar Takten Shimmy, drehte einige Pirouetten und lächelte tapfer ins Publikum. Dann wiederholte ich diese linkischen Bewegungen und hoffte inständig, die Musik möge endlich zum Ende kommen. Dabei hielt ich wohlweislich Abstand zu der kalten, harten Metallstange, die in der Bühnenmitte aufragte. Alle anderen Stripperinnen hatten sie in ihre Darbietung einbezogen und sich mit gespielt erotischer Hingabe daran gerieben.
    Endlich kam nur noch ein Krächzen aus den Lautsprechern, die Scheinwerfer gingen aus, und ich nutzte die Dunkelheit, um rasch meinen Bikini, die Seidentücher und den einsamen Fünfdollarschein einzusammeln, den ein Zuschauer am Bühnenrand abgelegt hatte.
    Später führten mich die Mädchen, eine bunt gemischte Truppe mit hoher Fluktuation, in die Kunst des Poledance ein, aber so richtig warm wurde ich mit der Stange nie.
    Ich wollte etwas Besonderes sein.
    Immerhin lernte ich, mir die Effekte und die Stadien meiner Enthüllung einzuteilen. Seit Chey und ich aus der Dominikanischen Republik zurückgekommen waren, hatte ich meine stark von der Sonne ausgebleichten blonden Haare nicht mehr schneiden lassen. Noch nie hatte ich sie so lang getragen. Chey gefiel es, er zog gerne fest daran, wenn er mich von hinten nahm. Inzwischen war mein Haar so lang, dass es, wenn ich es nach vorne strich, meine Brüste bedeckte. Auf die fremden Männer, die mich auf der Bühne betrachteten, schien dies einen besonderen Reiz auszuüben. Und einigen Stammgästen gefiel es offenbar so sehr, wie meine Nippel durch den haarigen Vorhang lugten, dass sie bald allein wegen mir kamen.
    Die anderen Stripperinnen vermieden es stets, sich völlig zu entblößen. Sie erlaubten den Gästen allenfalls noch einen ganz kurzen Blick auf ihre Muschi, bevor das Licht ausging und ihr Musikstück sein Finale erreichte. Damit boten sie ihnen zum Schluss nicht mehr als eine aufreizende Verlockung. Ich empfand das als Betrug – wurde den Männern nicht genau das vorenthalten, weswegen sie gekommen waren?
    Jetzt, da ich rasiert war, zeigte ich meinen glatten Körper gerne her. Vor jedem Auftritt begann es in meinem Bauch zu kribbeln, wenn ich daran dachte, dass ich nun vor lauter Fremden meine intimsten Körperteile zur Schau stellen würde. Sie durften mich zwar anschauen, aber nicht berühren, die Frucht bewundern, aber nicht davon kosten. Das gab mir ein Gefühl der Macht über all diese Männer – durch den bloßen Anblick meiner Möse machte ich sie mir gefügig.
    »Mädchen, du wirst wirklich von Mal zu Mal besser«, meinte Barry eines Abends nach meinem letzten Auftritt. Da war ich bereits einige Wochen im Club. »Am Anfang hast du dich wirklich tollpatschig angestellt, und ich habe dich nur wegen Chey nicht gefeuert. Und natürlich auch, weil du toll aussiehst. Aber inzwischen hast du dich ganz schön gemausert.«
    »Freut mich zu hören«, antwortete ich.
    »Tatsache ist, du bist zu gut für diesen Club. Du solltest irgendwo auftreten, wo dein Talent besser gewürdigt wird. Hier verschwendest du nur deine Zeit –

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