80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
ultramodernen Waschmaschine.
Ich war schon halb durch mein Feierabend-Ritual – erst einmal die große Tasche auf das Sofa im Wohnzimmer pfeffern, wo sie auf das Auspacken warten konnte, bis ich ausgeschlafen hatte, dann den Wasserkocher anschalten, kochendes Wasser über einen Teebeutel gießen und in Erinnerung an meine Heimat eine Zitronenscheibe hinzugeben, mir mit kaltem Wasser das Gesicht abwaschen, um mich wieder von einer Stripperin in eine Person zurückzuverwandeln, die normalerweise in Kleidern herumlief –, als ich ihn im Schlafzimmer bemerkte. Das lag nicht nur an meiner Unaufmerksamkeit. Chey bewegte sich stets elegant und leise wie eine Katze, die aber jederzeit zum Sprung bereit war. Er konnte durch eine ganze Schar Tauben spazieren, ohne dass sie aufflatterten.
Im ersten Moment stieg spontan Freude in mir auf, die aber sogleich von anderen, stärkeren Gefühlen gedämpft wurde. Schließlich hatte er mich wieder einmal lang allein gelassen, und diesmal wollte ich ihm unmissverständlich klarmachen, dass ich mich von ihm nicht länger so behandeln lassen wollte. Da entdeckte ich ihn neben einem bunten Haufen Chiffon und Spitze: das Kostüm, das ich rasch für den Abend anprobiert hatte, ehe ich mich für ein anderes entschied.
Ein Blick von ihm in mein schuldbewusstes, erschrockenes Gesicht genügte. Seine Miene verfinsterte sich.
»Ich dachte, du tanzt nur für mich«, sagte er. »Oder trägst du jetzt solche Fummel in der Konditorei? Ich habe dich dort gesucht, aber man sagte mir, dass du nicht mehr dort arbeitest …«
»Da hast du eben falsch gedacht«, antwortete ich herausfordernd. »Ich tanze allein für mich. Für niemanden sonst.«
Im Grunde stimmte das. Vor meinem ersten Abend im Tender Heart hatte ich gar nicht gewusst, wie sehr mir die Präzision der Tanzschritte, das Aufgehen in der Musik, der Applaus eines begeisterten Publikums gefehlt hatten, wie viel Spaß ich daran hatte, wenn sich alle Augen auf die Bewegungen meines Körpers richteten.
»Warum?«, fragte er. »Glaubst du nicht, dass du dich an mich wenden kannst, wenn du etwas brauchst?«
»Ich bin nicht dein Schoßhündchen und nicht die Frau, die sich aushalten lässt, brav zu Hause herumsitzt und wartet, bis du wiederkommst. Die dein Geld ausgibt und als Gegenleistung mit dir bumst wie eine Hure«, antwortete ich gereizt.
»Du weißt genau, dass ich nicht so von dir denke«, erwiderte er sichtlich gekränkt.
Ich baute mich kerzengerade auf und schob das Kinn vor, bereit, die Sache bis zum bitteren Ende auszufechten. Ich hatte mir meine Unabhängigkeit stets hart erkämpfen müssen, sie bedeutete mir viel. Und wenn Chey dafür kein Verständnis hatte, dann würde ich ihn eben verlassen. Mit dem Geld, das ich als Stripperin verdiente, konnte ich mich auch allein durchschlagen.
»Ich tanze gern. Es hat mir gefehlt. Und ich will mich weder dir noch sonst jemandem verpflichtet fühlen.«
»Dir ist hoffentlich klar, dass du in so einem Schuppen keine Primaballerina bist, Luba.« Er fuchtelte mit einer zerknitterten Karte von Barrys Laden herum, die er in meiner Tasche gefunden hatte.
Ich seufzte. »Da bin ich schon längst nicht mehr. Ich habe mich verbessert und etwas gefunden, das eher meiner Klasse entspricht. Und behandle mich bitte nicht wie eine gewöhnliche Stripperin. Du hast noch keinen meiner Auftritte gesehen.«
Schließlich kamen wir zu einer Einigung. Er würde sich einen Auftritt von mir anschauen, und wenn er ihm gefiele, durfte ich weitermachen. Falls nicht, würde ich nicht mehr für Geld tanzen, vorausgesetzt, dass ich einen anderen Job fände, der mich geistig und körperlich forderte und mir den Lebensunterhalt sicherte.
Danach schlief er mit mir wie ein Besessener. Er stieß mich mit so heftiger Leidenschaft und Rücksichtslosigkeit, als versuchte er, dadurch unsere Beziehung auf einer elementaren Ebene zu vertiefen.
Chey war so zärtlich und zugleich so brutal, wie ich ihn noch nie erlebt hatte, eine Kombination, die mich mit Lust und Angst erfüllte. Es war, als würde ich nun den wahren Chey kennenlernen, einen ganz neuen Mann, Märchenprinz und Peiniger in einem.
Er fickte mich erbarmungslos, die Hände tief in meinen Arschbacken vergraben. Ich schaute ihm in die Augen und begriff, dass er sich dabei vorstellte, wie ich mich nackt vor anderen Männern zeigte. Er versuchte mich damit ein für alle Mal in Besitz zu nehmen. Es war eine Art von Eifersucht, aber eine, durch die er sich zum
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