80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
Nebraska«, sagte er. »Aber jetzt lebe ich in Kalifornien.«
Bei diesen Worten kam mir New York mit einem Mal kalt und grau vor, ein trauriger Ort, voller Erinnerungen an Chey und all die Dinge, die sich nicht verwirklicht hatten. Ich hatte Sehnsucht nach etwas Neuem.
»Dann werde ich dort für dich tanzen«, erklärte ich. »Nimm mich mit nach Kalifornien, und ich tanze für dich.«
Seine Augen leuchteten auf.
»Unter zwei Bedingungen«, setzte ich geistesgegenwärtig hinzu, als ich seine Reaktion sah. »Wir fliegen schon morgen, und ich kann dir nicht versprechen, dass ich mit dir schlafen werde. Vielleicht wird es geschehen, vielleicht aber auch nicht. Das muss die Zukunft zeigen, also lass es auf dich zukommen. Aber wir werden immer Freunde sein.«
Er schluckte.
Er war nett. Doch eine boshafte Stimme in meinem Inneren flüsterte mir zu, dass mir nette Männer nie reichen würden, dass mich nur die bösen mit Leib und Seele fesseln konnten. Zu diesem Zeitpunkt aber war Lucian das Beste, das mir passieren konnte, und ich sollte verdammt sein, wenn ich mir diese Gelegenheit entgehen ließ.
Auch wenn ich wusste, dass er bei der Versteigerung meines Lapdance das höchste Gebot abgegeben hatte, hätte ich mir nie träumen lassen, wie reich er wirklich war.
Das stellte ich erst fest, als wir den VIP-Bereich am John-F.-Kennedy-Flughafen durchquerten und zu einem separaten Hangar gefahren wurden, wo sein Privatjet auf uns wartete.
Ich hielt Wort und tanzte für Lucian in der riesigen Lounge seines Hauses in Venice Beach mit Ausblick auf einen ruhigen Kanal. Abend für Abend.
Ich war seine Privattänzerin.
Tagsüber, wenn er in seinem Büro im hinteren Teil des Hauses arbeitete, machte ich einen Spaziergang auf der Strandpromenade, der mich manchmal bis nach Santa Monica führte. Dort gönnte ich mir am Ende des Piers gern ein Eis, jedes Mal in einer anderen Geschmacksrichtung, um ein bisschen Abwechslung in mein Leben zu bringen.
So wurde ich zur Besucherin in der Wunderwelt der Reichen und Schönen.
Nach jedem Tanz legte mir Lucian ein paar Geldscheine hin. Unsere Beziehung blieb also auf rein geschäftlicher Ebene.
Wenn er mir durch seine dicken Brillengläser beim Tanzen zusah, wirkte er wie ein kleiner Junge im Spielzeugladen. Seine Erektion schien ihm jedes Mal wieder peinlich zu sein. Ich sagte ihm, er solle sich berühren, wenn ihm danach sei, doch er war zu schüchtern. Nachdem wir dies eine Woche lang praktiziert hatten, ging ich eines Abends zu ihm ins Zimmer und schlief mit ihm. Das war ich ihm schuldig.
Lucian war im Bett ganz okay, mehr aber auch nicht. Er war auf unbeholfene Art zärtlich und anhänglich, quasselte aber leider auch viel. Wenn mir sein Gebrabbel zu rührselig wurde, legte ich ihm den Finger auf die Lippen, das brachte ihn zuverlässig zum Schweigen.
Ansonsten kam es mir vor, als würde ich mit dem Bruder zusammenleben, den ich nie gehabt hatte. Nachdem ich zu ihm ins Schlafzimmer gezogen war, tanzte ich auch weiterhin abends für ihn, nahm jedoch dafür kein Geld mehr an. Das kam mir jetzt nicht mehr richtig vor.
Doch ich war für ein Leben des süßen Nichtstuns nicht geschaffen. Es dauerte nicht lange, da begannen mich die Oberflächlichkeit Kaliforniens und Lucians Sanftmut zu langweilen.
»Ich bin Tänzerin«, erklärte ich ihm, als wir eines Abends auf der Terrasse eines schicken Restaurants am Figueroa Boulevard Mojitos tranken. Am Nachmittag hatte ich einen Einkaufsbummel in der Stadt gemacht, doch nicht einmal die Klamotten in den kalifornischen Boutiquen hatten mich begeistern können. »Und es reicht mir nicht, wenn ich nur für einen Mann tanze, ich brauche ein richtiges Publikum. Sonst fehlt mir was …«
Er seufzte, als könne er sich schon denken, worauf ich hinauswollte.
»Du bist ein freier Mensch, Luba. Ich werde dich nicht aufhalten.«
Ich nahm ihm das Versprechen ab, nicht in den Lokalen zu erscheinen, in denen ich auftreten würde, und erklärte ihm, dass ich mein Privatleben und das berufliche als Tänzerin auseinanderhalten wolle. Widerstrebend willigte er ein.
Daraufhin organisierte ich mir einen Auftritt im White Flamingo in der Nähe von Burbank. Das Lokal war eine Kaschemme, die Trinkgelder kaum der Rede wert, doch immerhin hatte ich die Möglichkeit, wieder voll und ganz in meinem Tanz aufzugehen. Die schmierigen Geschäftsführer des Clubs konnten ihre Finger nicht bei sich behalten und bestanden auf eingängigere Musik. Ich machte mir nichts
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