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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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Schmerz zwischen heiß und kalt. Zugleich aber war er auch ungeheuer erotisch, und bald schon war ich nass zwischen den Beinen, während der routinierte und scheinbar unbeeindruckte Tätowierer feinfühlig mit federleichter Hand seiner Arbeit nachging.
    Irgendwann trat er zurück und gab mir einen kleinen rechteckigen Spiegel, aus dem mir meine nackte Möse entgegensah.
    Und direkt daneben mein neues Tattoo.
    Die Miniaturabbildung einer Pistole.
    Sie hatte sogar Ähnlichkeit mit Cheys Sig Sauer.
    Jetzt war ich nicht mehr unausgefüllt, jetzt besaß ich, was mir fehlte. Chey war nun ein Teil von mir, für immer und ewig.
    Durch die Tätowierung löste sich ein Knoten in mir. Es war, als hätte der Mann mit seiner Arbeit in mir eine Ader getroffen und nicht nur eine Markierung in meine Haut gestochen, sondern auch in meine Seele.
    Dabei war es nur ein winzig kleines Motiv und von Weitem als Pistole kaum zu erkennen. Selbst den Gästen an den Tischen nur wenige Meter von der Bühne entfernt konnte es als alles Mögliche erscheinen – als chinesisches Symbol, als mein Sternzeichen (ich bin Widder) oder als Blume. Doch jeder Mann – oder auch jede Frau –, der oder die nahe genug herankam, sah eine Sig Sauer, deren Lauf geradewegs auf mein Geschlecht zeigte.
    Kaum hatte ich mich tätowieren lassen, vollzog sich in mir eine Wandlung, die auch meinem Publikum nicht entging.
    Meine Bewegungen wurden kühner, athletischer. Und meine Musikauswahl wurde etwas düsterer, denn ich tanzte jetzt zu »Creep« von Radiohead oder »Voodoo Child« von Jimi Hendrix. Dabei stolzierte ich wie eine femme fatale über die Bühne oder wirbelte umher wie vom Dämon besessen und zeigte so viel von meiner Muschi, wie es mir gerade gefiel, auch wenn es den Clubbetreibern nicht passte. Das änderte sich aber rasch, als ich zur Hauptattraktion des Abendprogramms wurde.
    Den Männern in den schmierigen Bars und Clubs, in denen ich mittlerweile tanzte, gefiel es ausgesprochen gut. In ihren Augen war ich die Gefährliche, die Wilde, und je mehr sie das dachten, desto mehr verhielt ich mich so.
    Lucian hingegen langweilte mich immer stärker. Wenn wir miteinander schliefen, geschah es stets in einer von drei möglichen Varianten: in Missionarsstellung, von hinten oder ich auf ihm. Immer im Schlafzimmer, drei- oder viermal pro Woche und immer zur gleichen Uhrzeit. Er hatte dabei immer denselben blöden Gesichtsausdruck und sackte jedes Mal in sich zusammen, sobald er gekommen war, ohne sich um meine Befriedigung zu kümmern.
    Ich spielte ihm keinen Orgasmus vor, obwohl die Mädchen im Schlafsaal damals in St. Petersburg betont hatten, man müsse das aus Höflichkeit tun, wenn man einen Mann dauerhaft glücklich machen wolle. Mir aber war das egal. Ich wartete ab, bis er sich von mir heruntergerollt hatte und eingeschlafen war. Dann drehte ich mich um, machte mir mit seinem Samen den Finger nass und vollführte auf meiner Klitoris den vertrauten Tanz, bis ich das altbekannte Feuer erst durch meine Lenden, dann in meinen Kopf und in mein Herz strömen spürte und mich der Höhepunkt überwältigte.
    Wenn ich nicht gerade tanzte oder masturbierte, fühlte ich mich unausgefüllt. Kalifornien war mir zu oberflächlich. Nachdem meine erste Begeisterung abgeflaut war, empfand ich die Stadt und ihre Bewohner als nichtssagend. Mir fehlten die kalten Winter und die Melancholie von New York und erst recht von St. Petersburg. Da ich keinen Führerschein hatte, musste ich für jeden Weg ein Taxi nehmen, was mich trotz Lucians Großzügigkeit ärgerte und ganz schön teuer kam.
    Ich fühlte mich leer.
    Wahrscheinlich hätte es niemanden gewundert, wenn ich zu Alkohol und Drogen gegriffen hätte wie die anderen Mädchen in den Clubs, die sich vor und nach jeder Schicht betäubten, um die Zeit zu überbrücken und sich das Ausziehen zu erleichtern. Anfangs taten sie mir leid, doch dann fand ich es nur noch erbärmlich, wenn sie sich die ganze Gage eines Abends durch die Nase zogen, um den nächsten zu überstehen.
    Schon bald fielen mir das Schrille und Aufdringliche im kalifornischen Leben, das strahlende Licht, die Zügellosigkeit auf die Nerven. Ich bemerkte, dass sogar mein Tanzen darunter litt, denn irgendwann vollführte ich immer wieder die gleichen Bewegungen und Schritte und war vom vulgären Niveau der anderen Tänzerinnen womöglich gar nicht mehr so weit entfernt. Es ging mit mir bergab.
    Sogar die Männer, mit denen ich ins Bett stieg, wann immer mir

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