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80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)

Titel: 80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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wieder ein Lapdance für gewisse Kunden. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, aber darüber sollten wir ein anderes Mal sprechen. Ich glaube wirklich, du hast Klasse, und wir können dir eine Umgebung bieten, in der es nicht einfach um nackte Körper, sondern eher um Kunst geht.«
    Sie musterte mich von oben bis unten, aber nicht wie ein Metzger ein Stück Fleisch, sondern wie ein Kenner, der auf der Suche nach Kostbarkeiten ist.
    Eine Woche später traf ich in New Orleans ein und verstaute meine Kleider und die Bernsteine in einem klapprigen Bambusschrank. Es war ein sauberes Zimmer in einer Familienpension im Vorort Métairie.
    Lucian wirkte nicht überrascht, als ich ihm eröffnete, dass ich ihn verlasse. Er schien es fast erwartet zu haben. Wahrscheinlich hatte er schon immer gewusst, dass ich weiterziehen würde und hauptsächlich wegen seines Geldes so lange bei ihm geblieben war. Damit hatte er natürlich nicht ganz unrecht. Dennoch empfand ich eine gewisse Zuneigung für ihn. Er war der richtige Mann zur richtigen Zeit gewesen, doch jetzt, wo meine Dämonen wieder das Sagen hatten, war eine neue Etappe angebrochen. Lucian war nun einmal nicht meine Zukunft. Er gab mir großzügig seinen Segen und wünschte mir alles Gute. Wir versprachen uns, in Verbindung zu bleiben, hielten uns jedoch beide nicht daran.
    Wieder einmal bestand mein Leben allein aus Tanz. Ich kehrte zurück in die Sphäre der klassischen Musik und des Balletts, ohne in meine Choreografie irgendwelche aufreizenden Elemente einzubauen. Ich war zufrieden mit mir und dem, was ich tat.
    Dann kam der Silvesterabend. Dem Dezember blieben nur noch wenige Stunden, der Januar war schon zum Greifen nahe. Die letzten Töne meines Musikstücks setzten noch einige impressionistische Tupfer, dann riss ich mich aus meinen tiefen Erinnerungen, die mich wie ein Traum umfangen hatten. Wieder blieb mein Blick im spärlichen Publikum an der attraktiven Rothaarigen und ihrem Partner hängen. Sie schaute mich an, als wäre ich ihr Ebenbild.

5 TANZ FÜR DEN GELIEBTEN
    Sie wirkte wie ein Tier, das an der Leine zerrt.
    Die in ihr brodelnde Energie wartete nur darauf, hervorzubrechen, als fehle bei einem explosiven Gemisch einzig der zündende Funke.
    Ich hatte keine Zeit mehr, sie weiter zu beobachten, denn die letzten Töne von Debussy drangen aus den Lautsprechern, und die Scheinwerfer erloschen. Wie immer, wenn das Publikum nach der sinnlichen Erotik meiner Darbietung mit dem abrupten Ende und der plötzlichen Dunkelheit auf der Bühne konfrontiert war, senkte sich Stille über den Raum, die sich wie Nebel auf die wenigen Zuschauer zu legen schien; dann überraschtes Gemurmel, als ich mein Kleid schnappte und rasch nahezu lautlos hinter dem Bühnenvorhang verschwand.
    Dort erwartete mich Madame Denoux. Man sah von ihr kaum mehr als den weißen Schnabel ihrer Maske, der im Halbdunkel leuchtete wie ein vor Unheil warnendes Leuchtfeuer. Sie legte mir einen Umhang mit Leopardenmuster um den nackten Körper, das Zeichen für mich, noch einmal auf die Bühne zu huschen, um einen weiteren Applaus entgegenzunehmen, während ihre flüsternde Stimme, rätselhaft wie die einer Vodoo-Priesterin aus New Orleans, aus dem Lautsprecher drang: »Bitte zeigen Sie Luba Ihre Wertschätzung.«
    Auch damit setzte ich mich von den anderen Mädchen ab, die alle nach ihrem Tanz im Scheinwerferlicht auf der Bühne stehen blieben, um sich im Beifall des Publikums zu sonnen.
    Doch Madame wollte gar nicht, dass ich meinen Stil den Erwartungen anpasste, lieber betonte sie mein Anderssein. Sie glaubte, durch einen zweiten kurzen Blick auf meinen nur für Sekunden ins Licht getauchten, in Raubtiermuster gehüllten Körper würde sich mein Bild in die Köpfe der Gäste einbrennen, sodass sie – scharf auf eine weitere Dosis ihrer Lieblingsdroge, der wollüstigen, wilden, einzigartigen Luba – unweigerlich wiederkämen.
    Das war eine Strategie, der ich gern folgte, zumal ich den kurzen, heftigen Beifall genoss, wenn die glänzenden Augen der Zuschauer auf mich gerichtet waren.
    Heute Nacht nutzte ich die wenigen Schlusssekunden auf der Bühne, um einen letzten Blick auf die Rothaarige und den gut aussehenden Mann neben ihr zu werfen.
    Sie hatten jetzt nur noch Interesse füreinander. Der Ausdruck der Frau verriet eine Erregung, die geradezu greifbar war. Von ihr ging ein Leuchten aus, und ihre blasse Haut schimmerte im Kontrast zu ihrer feuerroten Mähne.
    Er betrachtete ihr Gesicht mit einer

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