80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
weiter schlimm, denn wir haben sowieso kaum ferngesehen, oder?
Ab hier, der zweiten Seite, wurde der Stil fieberhaft, die Handschrift fahriger und unregelmäßiger. Vielleicht hatte er getrunken, jedenfalls verloren seine Worte alle Zurückhaltung. Es war, als wäre ein Damm gebrochen, und ein Gedankenstrom, dessen Wellen wie Dolchspitzen gegen mein Herz brandeten, hatte sich auf das Papier ergossen.
Ich befinde mich in einem kleinen Ort ganz im Süden, in einem winzigen Zimmer in einer Pension (Hotels gibt es hier gar nicht). Die Klimaanlage ist kaputt, ich sitze also hier in alten Shorts. Rasiert habe ich mich schon seit Tagen nicht, und ich schwitze tierisch. Ich könnte dir das Zimmer und die Aussicht aus dem Fenster beschreiben, aber das hätte keinen Sinn. Ich fühle mich einfach nur furchtbar einsam, und ich denke ohne Unterlass an dich.
Ich warte. Worauf, darf ich dir leider nicht sagen. Du wirst dir inzwischen denken können, dass es nichts mit Bernstein zu tun hat. Bernstein ist der Teil meines Lebens, der in Ordnung ist und an dem wirklich mein Herz hängt. Ich hoffe, du hältst die Stücke, die ich dir geschenkt habe, noch in Ehren; ich habe sie in der Gansevoort Street nicht mehr gesehen, nachdem du verschwunden warst …
Letzte Nacht habe ich schlecht geschlafen. Ob ich Albträume oder Träume habe, ist mir ganz gleich, wenn nur du darin vorkommst, du strahlender Stern meiner unruhigen Nächte. Neulich hatte ich einen schönen Traum, der immer noch in meinem Kopf herumspukt. Mir war, als würde ich unsere ganze gemeinsame Zeit noch einmal durchleben. Was haben wir nicht alles zusammen getan – es war eine wunderbare Zeit.
In dem Traum waren wir wieder zusammen, und du standest nackt über mir, die Beine gespreizt. Und dann hatte ich das verrückte Gefühl, deinen Mund zu spüren, der an mir saugte, mich leckte, mich beschützte. Und deine weiße Haut und das tiefe Grün deiner Augen, dein so herrlich gekräuseltes Arschloch, die einladende Feuchtigkeit deiner Möse und deinen dichten Busch. Ich schließe die Augen: Die Weichheit deiner kleinen, perfekten Brüste, deine Hände, die mich überall berühren, deine Zunge tief in meinem Mund. Ach, Luba, Liebste, du hast mir andere Frauen für immer verleidet.
Ein pornografischer Traum, in allem, was mir dort an bunten Farben, an Eindrücken und an Gefühlen begegnete. Andererseits war er auch rein, als wären wir Engel gewesen. Wir waren so schön zusammen. Aber nicht nur im Bett, wir passten auch sonst gut zusammen. Eine schöne Zeit, trotz aller Unterschiede in Kultur und Herkunft. Wir waren Freunde, nicht bloß Liebende, perfekte Gefährten, nicht wahr?
Nun bleibt mir nichts, als diese Erinnerungen zu hegen und zu pflegen.
Ich bin schwach, Luba, ich bin kein Held. Ich weiß, der Tag wird kommen, an dem ich der Wehmut und der Versuchung erliege und versuchen werde, diese Zeit, diese Lust, dieses Glück mit einer anderen wiedererstehen zu lassen, und ich möchte, dass du es mir im Voraus verzeihst. Es ist mir klar, dass es nie mehr so ein wunderbares Erlebnis sein wird, wenn ich mit einer anderen Frau ficke, egal, wie viel Hingabe und Selbstvergessenheit ich hineinlege. Es wird schmutzig und unmoralisch sein, aber ich bin eben auch nur ein Mann, und so werde ich irgendwann einen neuen Versuch wagen, auch wenn ich im Grunde weiß, dass mir die Tiefe, die wir erreicht haben, verschlossen bleiben wird. Jede andere Frau, überhaupt alles, was ich tun werde, kann nicht mehr als ein zum Scheitern verurteilter Wiederholungsversuch sein.
Ich liebe dich so sehr, Luba. Warum konnte ich das nicht besser zum Ausdruck bringen, als wir noch zusammen waren?
Manchmal wünsche ich mir, du könntest durch irgendeinen magischen Trick (Pakt mit dem Teufel, Fantasie, die Macht der Träume …) einmal in meiner Haut stecken, nur für einen Tag. Dann würdest du spüren, was ich für dich empfinde, und erkennen, wie einzigartig und stark mein Gefühl ist und was du mir bedeutest. Für dich wäre ich bereit zu töten. Du siehst, in welche Verzweiflung mich deine traurige Entscheidung, mich zu verlassen, gestürzt hat. Ich bin schier wahnsinnig geworden, als du mir auf einen Schlag deine Liebe und Zuneigung entzogen hast. Es geschah so plötzlich, und der Schmerz war so heftig, so brutal. Ich bin in Panik geraten. Ach, es lässt sich einfach nicht beschreiben, wie es für mich war, als du mich verlassen hast.
Aber inzwischen komme ich damit zurecht. Mach dir keine
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