80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
ganz allein.«
»Und was?«
Wie ich nun einmal war, wollte ich es ihm nicht zu leicht machen. Es sollte eine echte Herausforderung sein. Um ihn auf die Probe zu stellen. Um zu sehen, ob ich seinen Charakter richtig eingeschätzt hatte. Ich schaute durch das Fenster nach draußen. Es war mittlerweile dunkel, die Geschäfte dürften geschlossen haben. Irgendwie war mir ungewöhnlich warm, obwohl ich nur das schulterfreie leichte Baumwollkleid trug.
Ich nannte Viggo Franck den Namen meines Hotels am Leidseplein und erklärte ihm, ich würde ihn am kommenden Morgen um acht im Frühstücksraum erwarten. Wenn er mir dann einen Bernstein mitbringe, würde ich nicht nur mit ihm gemeinsam frühstücken, sondern später auch für ihn ganz allein tanzen.
Er schaute mich mit großen Augen an.
»Scheiße«, stieß er hervor.
Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge.
»Entschuldige den Ausdruck«, meinte er mit schiefem Grinsen. »Aber das ist eine verdammt schwere Aufgabe. Und das in kaum mehr als zwölf Stunden!«
»Ich weiß. Aber ich bin nun mal nicht leicht zu haben. Das verstehst du doch, oder?«
Er blickte verstohlen auf seine Uhr. Und auch ihm schwante, dass in Amsterdam bereits alle Geschäfte geschlossen hatten.
Langsam stand er auf, warf mir eine Kusshand zu und versprach, zum Frühstück da zu sein.
»Komm nicht zu spät«, ermahnte ich ihn.
Als er hinausging, hefteten sich meine Blicke und die der Kellnerin auf seinen winzigen Hintern in den hautengen Jeans. Selbst bei einer Frau hatte ich noch nie so einen kleinen Po gesehen, geschweige denn bei einem Mann.
In dieser Nacht schlief ich tief und fest, nachdem ich mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlummert war.
Und litt auch nicht unter Albträumen.
Ob er auf der Suche nach dem Bernstein selbst durch das nächtliche Amsterdam geirrt war oder seine Leute darauf angesetzt hatte, wusste ich nicht. Ich erfuhr auch nicht, ob das begehrte Geschenk tatsächlich aus dieser Stadt stammte oder ob er es per Kurier aus irgendeinem auf der Welt noch geöffneten Antiquitäten- oder Juweliergeschäft hatte herbeischaffen lassen.
Jedenfalls saß Viggo an dem von mir reservierten Tisch, als ich in den Frühstücksraum kam.
Er trug dieselben Klamotten wie am Vortag und hatte sich ganz eindeutig nicht rasiert.
Ich hatte bewusst eine Bluse aus transparenter weißer Seide angezogen, durch die man meine Brüste sehen konnte, und dazu einen langen weißen Rock, der meine Fesseln umspielte. Ich fühlte mich wie eine Siegerin.
Er stand auf, eilte um den kleinen runden Tisch herum, rückte mir den Stuhl zurecht und wartete, bis ich mich gesetzt hatte.
Auf meinem Teller lag ein karmesinrotes Samtetui mit einer schmalen schwarzen Schleife. Man hätte einen Verlobungsring oder eine Armbanduhr darin vermuten können. Aber weit gefehlt.
Es war ein wunderschöner Bernstein.
Viggo betrachtete mich mit einem Blick, in dem sich tiefe Befriedigung spiegelte.
»Bekomme ich den Tanz, Luba?«
8 TANZ MIT DER GROSSEN WEITEN WELT
Viggo und ich wurden uns rasch einig. Ich war zwar bereit, für ihn zu tanzen, aber noch nicht gleich. Nicht hier in Amsterdam und nicht jetzt.
Er schlug London vor, wo er lebte, und beschrieb mir die künstliche Grotte mit Swimmingpool im Untergeschoss seines Hauses. Dabei sah er wie ein kleiner Junge aus, der mit leuchtenden Augen von seinem Spielzeug erzählt. In meinen Ohren klang es wundervoll dekadent und entflammte meine Fantasie: Auf der Stelle sah ich mich als Meerjungfrau und überlegte bereits, was ich anziehen und für welche Begleitmusik ich mich entscheiden sollte.
Ich war einverstanden, erinnerte ihn aber auch: »Mach dir keine falsche Hoffnungen. Ich werde nur tanzen. Nicht dass du auf dumme Gedanken kommst, okay?« Er nickte. Ich hatte so meine Befürchtungen, und eine leise Stimme flüsterte mir ins Ohr, dass ich schließlich doch Sex mit Viggo haben würde. Andererseits wollte ich mein Leben auch nicht allein verbringen und von einem Mann träumen, den ich nicht haben konnte und der mich eindeutig nicht mehr wollte. Denn hätte Chey mich wirklich geliebt, hätte er mich gesucht und um mich gekämpft – oder mich wenigstens wissen lassen, wo in der großen weiten Welt er steckte. Und auch wenn ich diese Sexshows vor Publikum satthatte, war ich immer noch abenteuerhungrig. Wie sollte ich da der Versuchung widerstehen, es mit einem Mann zu probieren, von dem die halbe Frauenwelt träumte? Aber ich würde mir Zeit lassen und ihm
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