80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
immer aufrecht standen.
Wir waren in Viggos Bett gestiegen, weil es viel größer war als das im Gästezimmer. Als ich ihr unsere unkonventionelle Beziehung erklärte, lachte sie nur kehlig und schlug vor, wir sollten uns in seine Decken einwickeln und uns ihm als Geschenk präsentieren. Ohne ihn in seinem Bett Sex zu haben, gab der ganzen Geschichte noch einen besonders pikanten Kick, auch wenn ich wusste, dass sich Viggo keinen Deut darum scherte, wen ich mitbrachte und wo ich mit ihm oder ihr schlief.
Wie sich herausstellte, saß Viggo die ganze Nacht mit den Leuten von seinem Plattenlabel zusammen. Als er am frühen Morgen endlich nach Hause kam, war Lauralynn bereits mit dem unbestimmten Versprechen verschwunden, sich mal zu melden. Sie rief allerdings viel eher an, als ich es erwartet hatte.
»Luba?«
»Ja?« Weil sie erst wenige Stunden fort war, nahm ich an, dass sie etwas vergessen hatte. So verliebt konnte sie nicht sein, dass sie es keine drei Stunden ohne mich aushielt.
»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Schieß los.«
Als Lauralynn mir erklärte, sie habe gerade ihre Bleibe verloren, weil ihr Schriftstellerfreund wieder mit seiner alten Flamme zusammenwohnen wolle, erfuhr ich, dass sie gleichfalls mit Summer und Dominik befreundet war. Was für ein Zufall! Viggo war oft weg, und alleine fiel mir in dem großen Haus ohnehin die Decke auf den Kopf. So zog sie noch am selben Nachmittag mit Sack und Pack bei uns ein.
Schon nach wenigen Tagen hatte sich Lauralynn derart gut eingelebt, dass man meinen konnte, sie hätte nie woanders gewohnt. So plätscherte das Leben einige Monate dahin. Viggo verbrachte die meisten Tage und so manche Nacht im Studio. Ich konnte mich nicht so recht für sein Projekt begeistern. Lauralynn hingegen war Feuer und Flamme, sie half ihm bei den Backing Tracks, indem sie entweder selbst auf ihrem Cello spielte oder Noten für die anderen Streicherpartien schrieb. Sie waren schließlich beide Musiker, das brachte sie einander ganz natürlich näher.
Im Lauf der Zeit fühlte ich mich wie das fünfte Rad am Wagen.
Sosehr ich Lauralynns Leidenschaft und Fantasie im Bett auch genoss, stellte sich doch bald heraus, dass wir einander zu ähnlich waren und mir jegliche submissive Neigung fehlte. Es ging mir einfach gegen den Strich, mich unterzuordnen. Wenn Viggo mitmischte, gelang es ihr, bisher verborgene Seiten seiner Sexualität hervorzulocken, was ihn ebenso überraschte wie mich.
Ich freute mich darüber, aber es machte das Ganze nicht leichter.
Bald versank ich in trüber Stimmung und fragte mich mal wieder, was ich von meinem Leben erwartete. So vieles hatte ich schon falsch gemacht. Viggo schien mittlerweile ernsthaft in Lauralynn verliebt. Die beiden hatten wirklich viel gemeinsam, nicht nur die Musik, sondern auch die Freude an dekadenten Spielchen. Und Summer hatte Dominik wiedergefunden. Ich stellte mir vor, dass die beiden in seinem Haus ganz in der Nähe, nur ein Stückchen den Hügel hinauf, glücklich und zufrieden wie die Karnickel miteinander bumsten. Und was blieb mir? Ich war bloß eine Tänzerin, die nicht tanzte.
Eine innere Stimme sagte mir, dass es an der Zeit sei, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Aber ich wusste nicht, wohin ich mich wenden und was ich als Nächstes tun sollte oder konnte. Ich wusste einzig und allein, was ich nicht tun wollte. Nie wieder.
Mittlerweile war ich ziemlich faul geworden. Normalerweise wachte ich als Letzte auf, hielt dann noch eine ganze Weile die Augen geschlossen und stellte mich schlafend, wenn Viggo oder Lauralynn aus dem Bett schlüpften. Insgeheim genoss ich es, das ganze Bett für mich allein zu haben, mich in alle Richtungen strecken zu können und noch ein paar Stunden vor mich hin zu dösen, während die beiden bereits ihren Verpflichtungen nachgingen oder nebenan im Badezimmer Sex hatten. Viggo war dabei meist der Lauteste.
Erst wenn die Haustür ins Schloss fiel und ich wusste, dass ich allein war, schlug ich die Augen auf. Ich trippelte in die Küche, trank ein Glas Milch oder aß einen Happen und schenkte mir von dem starken Kaffee ein, den Lauralynn immer für mich in der Kanne ließ. So verging langsam der Tag: Erst einmal einige Runden in Viggos unterirdischen Wildbach schwimmen, dann im Spielezimmer ein paar Stündchen auf dem Sofa lümmeln und lesen. Ich bediente mich großzügig aus Viggos beeindruckender Sammlung von Erstausgaben. Romane, immer nur Romane. Wenn er wüsste, dass ich seine
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