80 Days - Die Farbe des Verlangens: Band 4 Roman (German Edition)
denkbar intimste Weise.
Er begann sich in mir zu bewegen. Sein Rhythmus wurde ungestümer, und ich hielt mit, Stoß für Stoß, spürte jeden Zentimeter, den er sich tiefer und tiefer in mich schob.
Es war gut.
Verdammt noch mal, es war mehr als gut.
Allein dafür war ich auf der Welt.
Ich kam mit einem Schrei. Sonst war ich nie besonders laut gewesen bei der Liebe, aber der Lustschrei, der in dieser Nacht über die Dächer von King’s Cross schallte, war wie der Schrei meiner Wiedergeburt, ein einziges Ja zum Leben.
Chey erwiderte die ungeheure Wucht meines Orgasmus und kam nur Sekunden später mit gewaltiger Macht. Er rief meinen Namen, als sein heißer Samen sich in meine Möse ergoss.
Als wir gemeinsam jede Kontrolle verloren, zuckte ich wild in Cheys Armen und spürte seinen harten Körper auf mir, der sich an mich drückte und festhielt.
Ich war ganz Möse.
Ich gehörte ganz Chey.
Wir blieben die ganze Nacht und den ganzen nächsten Vormittag in diesem Zimmer. Das Wasser aus dem Hahn war unsere einzige Stärkung.
Wir fickten, wir liebten uns, und dann fickten wir wieder. Wir waren wund, wir waren wahnsinnig, wir waren glücklich, wir hatten einen Grund zu leben.
Und auch wenn die Zukunft unerbittlich auf uns wartete – wir hatten Zeit.
Dieses eine Mal wenigstens.
10 TANZ MIT DEM TOD
Zuerst einmal wollte ich dafür sorgen, dass Chey aus dieser Pension in der Nähe von King’s Cross auszog, nicht nur weil das Zimmer für unsere Bedürfnisse kaum geeignet war, sondern auch, weil es mir für ihn zu schäbig erschien. Er meinte zwar, eine anonyme Absteige wie diese sei in seiner Situation das Vernünftigste, sah dann aber ein, dass er mit mir in Viggos großem Haus am besten aufgehoben war. Es gab dort zwar keine nennenswerten Sicherheitsvorkehrungen, aber da Viggo ständig im Licht der Öffentlichkeit stand, war doch ein gewisser Schutz vorhanden. Wer auch immer Chey nachstellte, würde nicht darauf kommen, dass sich der Gesuchte ausgerechnet in diesem weitläufigen Anwesen in Belsize Park verbarg. Platz gab es genug; und weil Viggo und Lauralynn zurzeit viele Stunden im Studio verbrachten, würde Cheys Anwesenheit sie nicht groß stören oder einschränken. Als ich ihm die unverbindliche Art der Beziehung erklärte, die mich mit meinen beiden Gespielen und Freunden verband, schluckte er es, ohne mit der Wimper zu zucken. Er lächelte nur leise, als würde ihn meine unkonventionelle Ader amüsieren.
Und er stimmte meinem Plan zu.
Wir warteten bis zum Abend, dann beglich Chey seine magere Rechnung in bar, denn auch seine Kreditkarten waren gesperrt. Zum Glück hatte er genügend Bargeld bei sich, um einige Monate durchzukommen, erklärte er mir. Die US-Behörden hatten ihn von ihrer Gehaltsliste gestrichen, nachdem er von der russischen Mafia als Informant enttarnt worden war, und alle Unterlagen über seine Tätigkeit vernichtet. Von ihrer Seite durfte er keine Hilfe erwarten. Chey hatte sogar den Verdacht, dass einige der beteiligten Fahnder Verbindungen zu den Russen unterhielten und ihn verraten hatten. Dort gab es also nichts zu holen.
Viggo und Lauralynn reagierten ausgesprochen verständnisvoll, als ich ihnen Chey vorstellte. Ich hatte ihn in der Vergangenheit ein-, zweimal kurz erwähnt, und die Wehmut, die mich überfiel, wenn ich an ihn dachte, war ihnen auch nicht entgangen. Jetzt freuten sie sich aufrichtig für mich. Auch den beiden war im Lauf der letzten Wochen deutlich geworden, dass unser Trio sich allmählich auflöste; ihre Bindung war trotz Lauralynns erklärter Vorliebe für Frauen immer enger geworden. Da mich beide gern mochten, begrüßten sie es aus vollem Herzen, dass ich meinen verlorenen Geliebten wiedergefunden hatte. Auch in der BDSM-Szene hat man eben ein Herz.
Alles lief bestens. Nach nur einem Monat hatten wir uns alle mit der neuen Situation arrangiert. Wir lebten gemeinsam in dem großen Haus und wahrten zugleich einen gewissen Privatbereich. Chey und Viggo verstanden sich prima, vor allem nachdem Viggo herausgefunden hatte, dass Chey ein wahrer Kenner der Rockszene war. Diese Seite an ihm kannte ich noch gar nicht. Oft zogen sich die beiden am frühen Abend in eine Ecke zurück und tauschten fröhlich die neuesten Playlists auf ihren iPods aus, während Lauralynn und ich gemeinsam kochten oder ratschten. Zum ersten Mal seit langer Zeit schlug ich mehr als vier Wochen kein einziges Buch auf. Nachts war ich vollauf damit beschäftigt, Chey wiederzuentdecken und
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