84, Charing Cross Road
95
th
Str.
New York City
11 . Mai 1952
Lieber Frank!
Hatte vor, Ihnen am Tag, als der »Angler« kam, zu schreiben, nur um Ihnen zu danken. Allein die Holzschnitte sind das Zehnfache des Preises wert. In welch einer verrückten Welt leben wir, wenn man etwas so Schönes ein Leben lang besitzen kann – um den Preis einer Eintrittskarte für ein Broadway-Filmtheater oder für ein Fünfzigstel dessen, was eine Zahnkrone kostet. In der Tat, wenn Ihre Bücher kosteten, was sie wert sind, könnte ich sie mir nicht leisten!
Es wird Sie begeistern zu erfahren (von mir, die ich Romane hasse!), dass ich mich endlich an Jane Austen gemacht habe und über »Stolz und Vorurteil« ganz aus dem Häuschen geraten bin, über ein Buch, das ich nicht zur Bücherei zurückbringen kann, ehe Sie ein Exemplar für mich aufgetrieben haben.
Grüße an Nora und die Lohnsklaven
HH
37 Oakfield Court
Haslemere Road
Crouch End
London, N. 8
24 . 8 . 1952
Liebe Helene!
Ich danke aufs Neue ganz herzlich für unseren Anteil an den wunderbaren Päckchen, die Sie freundlicherweise an Marks & Co. schickten. Ich wünschte, ich könnte Ihnen im Gegenzug etwas schicken.
Wir sind übrigens, liebe Helene, seit dieser Woche stolze Besitzer eines Autos, kein neues natürlich, aber es fährt, und das allein zählt, oder? Jetzt werden Sie uns vielleicht sagen, wann Sie uns besuchen wollen?
Frau Boulton hat zwei meiner Vettern, die von Schottland herunterkamen, für ein paar Wochen bei sich aufgenommen, wo sie es sehr bequem hatten. Sie gab ihnen Schlafplätze und ich ihnen zu essen. Wenn Sie es irgendwie schaffen, das Geld für eine England-Reise zu den Krönungsfeierlichkeiten im nächsten Jahr aufzutreiben, wird sich Frau Boulton um ein Bett für Sie kümmern.
Nun gut, für heute schließe ich und schicke Ihnen unsere besten Wünsche und nochmals unseren Dank für das Fleisch und die Eier.
Herzlich
Ihre Nora
MARKS & CO . – Buchhandlung
84 , Charing Cross Road
London, W.C. 2
26 . August 1952
Fräulein Helene Hanff
14 East 95
th
Street
New York 28 , New York
USA
Liebe Helene!
Ich schreibe Ihnen nochmals, um Ihnen in unser aller Namen für die drei sehr aufregenden Päckchen zu danken, die vor einigen Tagen eintrafen. Es ist zu großzügig von Ihnen, Ihr hart verdientes Geld so für uns auszugeben, und ich möchte Ihnen versichern, wie sehr wir Ihre freundlichen Gedanken gegenüber uns schätzen.
Vor ein paar Tagen hatten wir rund dreißig Bände der Loeb-Klassiker bekommen, doch leider kein Horaz, keine Sappho und kein Catull darunter.
Ich habe für Anfang September ein paar Wochen Ferien genommen, aber da wir gerade ein Auto gekauft haben, sind wir völlig »pleite« und müssen uns arrangieren.
Nora hat eine Schwester, die am Meer lebt, und so hoffen wir, dass sie Mitleid mit uns hat und uns einlädt, die Ferien bei ihr zu verbringen. Es ist mein erstes Auto, weshalb wir alle sehr aufgeregt sind, obwohl es ein altes Modell, Baujahr 1939 , ist. Solange es uns überallhin bringt, ohne allzu oft liegen zu bleiben, werden wir zufrieden sein.
Mit allen guten Wünschen
Frank Doel
14 East 95
th
St.
New York City
18 . September 1952
Frankie, raten Sie, wer gekommen ist, als Sie in Ferien waren? SAM PEPYS! Bitte danken Sie dem, der ihn für mich auf den Weg gebracht hat, er kam vor einer Woche und trat aus einer vierseitigen Lage irgendwelcher Boulevardzeitungen heraus, in drei ehrenwerten marineblauen Bänden. Ich las die Zeitungen beim Mittagessen und begann mit Sam nach dem Abendessen. Er bat mich, Ihnen zu sagen, dass er übermäßig ENTZÜCKT ist, hier zu sein; sein früherer Besitzer war ein primitiver Kerl, der sich nicht einmal die Mühe machte, die Seiten aufzuschneiden. Ich ruiniere sie, es ist das dünnste Dünndruckpapier, das ich je gesehen habe. Wir nennen es »Zwiebelhaut« hier, und das ist ein guter Name dafür. Dickeres Papier hätte aber sechs oder sieben Bände beansprucht, so dass ich dankbar für das Dünndruckpapier bin. Ich besitze nur drei Bücherregale und nur noch sehr wenige Bücher, die ich wegwerfen kann. Jedes Jahr im Frühjahr mache ich Bücher-Großputz und werfe die hinaus, die ich nie wieder lesen werde, so wie ich alte Kleider, die ich nie wieder tragen werde, wegwerfe. Alle Welt ist darüber schockiert. Meine Freunde sind komisch mit Büchern. Sie lesen alle Bestseller, und das so schnell wie möglich, ich glaube, sie überspringen viel. Und sie lesen NIE
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