9 - Die Wiederkehr: Thriller
den Boden! Beide!«
Aarón konnte das eigene Adrenalin riechen. Er spürte es wie eine geleeartige Flüssigkeit aus den Poren dringen. Es hatte einen herben Geruch, der in der Kehle hängen blieb.
»Tut mir leid, tut mir leid«, sagte der Junge mit der Mütze. Er zog beide Dosen aus den Hosentaschen und stellte sie zurück ins Regal. »Tut mir leid, das waren doch nur zwei Stück, die anderen wollte ich kaufen. Ich schwör’s, die anderen wollte ich bezahlen. Ich habe Geld. Mit der Band läuft es gut. Wir … wir sind nicht Dover, aber wir geben Konzerte. Schön wär’s, wenn wir Dover wären. Ich könnte in Ruhe sterben, wenn ich einen Song schreiben würde, der nur halb so gut ist wie Serenade . Aber, ich wollte nicht … wollte nicht vom Sterben reden, ich bin nervös. Die Pistole macht mich ganz …«
Er kniete nieder und redete dabei immer weiter. Dann legte er sich bäuchlings hin. Als der Schirm der Mütze auf den Boden traf, fiel sie ihm vom Kopf. Er legte die Hände in den Nacken. Mit der Stirn auf dem Fußboden murmelte er weiter vor sich hin.
Aarón richtete die Waffe auf Jesús Moreno. Dem war Zeitschrift aus der Hand gefallen. Er hielt Aarón die Handflächen hin.
»Zu nah am Jackett«, sagte er zu ihm. »Nimm die Arme hoch.«
Jesús Moreno tat nicht, was er sagte.
»Arme hoch, habe ich gesagt!«
Er rührte die Hände nicht vom Fleck.
»Hoch damit!«
»Ich kann nicht«, sagte er. Es war nur ein Flüstern, da seine Stimme am anderen Ende einer vor Angst zugeschnürten Kehle feststeckte. »Ich will ja, aber ich kann nicht.«
Aarón wies mit der Pistole auf den Fußboden, damit auch er sich hinlegte.
»So wie er«, sagte er und wandte den Kopf zum Typen mit der Schirmmütze.
Jesús Moreno ließ sich fallen. Seine Knie knackten, als sie auf dem Boden aufkamen, es klang wie zerbrechende Eierschalen. Langsam senkte er, die Ellbogen zu Hilfe nehmend, den Oberkörper. Auch er legte die Hände in den Nacken. Das Gesicht legte er mit der Wange auf die nackte Brust der Blonden auf dem Titelbild der Zeitschrift.
»Wer von euch, hm? Wer von euch ist es?«
Aarón schwenkte die Waffe von einem zum anderen. Über seinen Augen stand juckender Schweiß, und er blinzelte heftig.
»Aarón, was tust du da?« Die Stimme des Amerikaners holte ihn aus seinen Gedanken. Mit zittrigen Händen hielt Palmer den Kopf des Jungen umfasst. »Wenn es wegen David ist …«
»Sei still«, befahl er ihm.
Señor Palmer zuckte zusammen und presste die Augenlider aufeinander.
»Es geht nicht mehr um David, es geht um mich.« Tränen vermengten sich mit dem Schweiß rund um seine Lider, die Wunde am Auge brannte. »All das, alles, ist wegen mir passiert.«
Der Vater des blonden Jungen sah inzwischen zum Laden hinüber. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Mit großen Schritten lief er auf den Eingang zu. Das Erste, was er durch das Glas erkennen konnte, war ein Mann, der am Boden lag. Dann tauchten zwei Hände auf, die eine Pistole umklammerten. Sie waren weiß, die Fingerspitzen fast violett. Er wollte sofort hineinrennen, doch er unterdrückte diesen ersten Impuls und lief zurück zum Auto, wo das Telefon lag.
»Einer von diesen Typen, von denen da, auf dem Boden, einer von denen wollte mich heute Abend umbringen«, erklärte Aarón.
Und wenn der Alte derjenige ist?, sagte eine Stimme in seinem Kopf.
»Du würdest mir doch nichts antun, oder?«
»What the …«, begann Palmer. »Was redest du da? Du bist Ana Salvadors Sohn, ich bitte dich.«
»Es ist einer von denen«, sagte Aarón. Erneut richtete er die Waffe auf den Boden. »Bist du es? Diese gelben Augen haben mich gleich nervös gemacht, als ich reingekommen bin. Oder du, Jesús. Warum machst du nicht deine Brüder kalt? Die haben dir doch übel mitgespielt, nicht ich. Kommt schon, wer von euch beiden wollte den Laden überfallen? Wer von euch!«
Aarón ging zu dem Jungen mit der Mütze hin und bückte sich, um ihn zu durchsuchen. Dieser murmelte immer noch wirres Zeug vor sich hin, und Aarón sah, dass er zitterte. Beim Abtasten der Kleider fand er lediglich eine Brieftasche und einen Lufterfrischer in Form eines Tannenbaums in einer der Gesäßtaschen. Aarón schleuderte das Bäumchen in Richtung der Regale.
»Ich wusste gleich, dass du es bist«, wandte er sich dann an Jesús Moreno, stand auf und machte ein paar Schritte auf ihn zu. »Warum trägst du ein Jackett bei der Hitze? Heute ist es doch ziemlich warm, oder? Was versteckst du unter der Jacke, hm? Was
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