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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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war unterbrochen«, log sie.
    Sie erinnerte sich noch an den Schmerz in den Lidern und Schläfen, als sie an dem Abend in der Notaufnahme aufgewacht war.
    »Ich sagte, der Junge ist an der Tür des Open weggerannt. Solche Angst hatte er. Mir blieb nicht mal Zeit, ihm zuzuschreien. Zum Glück. Denk doch mal, wie lächerlich ich mich gemacht hätte. Dann habe ich dich angerufen. Ich weiß nicht, wann er zurückgekommen und tatsächlich reingegangen ist. Auf einmal hörte ich ihn schreien, und als ich hinsah, kam er aus dem Laden gelaufen. Seine Eltern standen davor und haben auf ihn gewartet. Seine Eltern, Andrea. Verstehst du nicht, was die wegen uns durchgemacht haben?«
    In der dunklen Küche stand jetzt Andrea vom Stuhl auf und schaltete das Licht ein. Als sich ihre Pupillen verengten, schmerzte es in den Augen. Emilio war gewiss oben. Er hatte wahrscheinlich noch nicht einmal bemerkt, dass sie den ganzen Abend allein in der Küche verbracht hatte. Von der Uhr zum Handy blickend und vom Handy zur Uhr. Und auch nicht, dass sie seit drei Nächten neben ihm kaum geschlafen hatte.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie David. Dabei zog sie eine Schublade auf und holte eine Schachtel Tabletten heraus. Das Emblem der Apotheke auf der Verpackung trieb ihr die Tränen in die Augen. »Du weißt, wie der Junge heißt, oder? Dein Bruder hat dir doch geholfen, es herauszufinden. Du hast mir gesagt, er heißt Leo sowieso.«
    Sie schluckte zwei Tabletten ohne Wasser hinunter.
    »Andrea.« Er schlug jetzt einen lauteren, strengeren Ton an. »Es reicht. Im Ernst, hör auf. Schluss damit. Es ist vorbei. Ich lasse nicht zu, dass du noch wie Aarón endest. Hörst du? Bis hierhin und nicht weiter. Ich hätte dich gleich, als du zu mir gekommen bist, zwingen sollen, es zu vergessen. Neun Jahre lang hatte ich dich nicht gesehen, und auf einmal tauchst du auf, wegen so was.«
    Er sprach vom letzten Samstag im Februar, dem Tag, als die neue Attraktion im Aquatopia präsentiert wurde. Kurz nachdem Andrea mit Leo gesprochen und zum zweiten Mal versucht hatte, aus Arenas zu fliehen, war ihr Fuß auf die Bremse getreten und hatte sie daran gehindert. Andrea war blindlings zu Davids Mutter gefahren. Ruth hatte die Tür aufgemacht, hatte sie mit ihren blauen Augen in dem inzwischen von gänzlich weißem Haar umrahmten Gesicht angesehen und sie in die Arme geschlossen, während sie zum dritten Mal an jenem Tag geweint hatte. »Ich möchte zu Davo«, hatte sie dann gesagt. Ruth führte sie durch das Haus. Mehrmals fragte sie Andrea, warum sie denn damals auf diese Weise aus Arenas fortgegangen war. Dann standen sie vor Davos Zimmer. Dem Zimmer, in dem er groß geworden war. Wo er und Aarón Cowboy gespielt hatten. Und wohin er wieder zurückgekehrt war, nachdem er aus dem Koma erwacht war, denn auf Krücken, beinahe halbseitig gelähmt, war er alleine nicht klargekommen. Als er Andrea hereinkommen sah, fehlten ihm die Worte. Er konnte nur einen Arm ausbreiten – der andere blieb neben dem Oberkörper hängen – und den Kopf senken, um sich umarmen zu lassen. Und das tat Andrea. Sie streichelte ihm übers Gesicht. Küsste ihn auf die Stirn. Bat ihn um Verzeihung, weil sie damals einfach so verschwunden war. Und erzählte dann, warum sie noch einmal nach Arenas gekommen war. Sie berichtete ihm, womit sich Aarón im letzten Monat seines Lebens beschäftigt hatte. Wovon er besessen gewesen war, und was ihn dazu gebracht hatte, sich im Open zu erschießen.
    »Ich habe es dir ja gesagt. Das war alles Blödsinn«, fuhr David am Telefon fort. »Wenn ich mich hinsetze und einen Haufen Geburts- und Sterbedaten untersuche, finde ich bestimmt auch irgendeinen Zusammenhang. Es kann doch einfach gar nicht stimmen. Andrea, im Ernst, wir haben doch darüber gesprochen. Es lag an Aarón. Daran, dass er sich verantwortlich gefühlt hat für das, was mir passiert ist. Seine Schuldgefühle müssen ihn vollkommen fertiggemacht haben. Ziemlich beschissen muss das für ihn gewesen sein, ich will es mir nicht mal vorstellen.« Er schwieg kurz. »Er hat sich diese ganzen Zahlen ausgedacht, um meinem Unfall eine bestimmte Bedeutung zu verleihen. Um sich einzureden, mich retten zu können.«
    »Nein«, sagte Andrea. Mit der freien Hand an der Stirn lief sie um den Küchentisch herum. »Ich kann es dir nur nicht richtig erklären. Weil ich, als er mir das erzählt hat, nicht zugehört habe. Ich erinnere mich nur daran, dass der Junge an dem Tag geboren ist, an dem auf

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