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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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drehte sich herum und knipste das Licht an.
    »Du bist ja noch wach«, hatte Amador gesagt.
    Leo antwortete nicht. Sein Vater setzte sich zu ihm aufs Bett. Leo zog sich die Decke über das Gesicht. Auf dem Bettzeug blickte der Roboter Wall-E fragend zum Himmel.
    »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«
    Leo schüttelte den Kopf. Dann drehte er sich wieder zurück auf die andere Seite und kauerte sich so dicht es ging an die Wand.
    »Komm schon, Leo.« Er rüttelte ihn sanft am Bein. »Die letzten Monate waren doch ganz prima. Was ist denn jetzt plötzlich wieder los? Du weißt, dass dieser Vorfall uns zwingen wird, dich wohin zu schicken, wo du nicht hinwillst.«
    »Ich weiß«, antwortete Leo. »Du glaubst mir auch nicht.«
    »Und was genau soll ich dir glauben?« Er zog am Saum des Bettlakens. »Du hast mir ja noch gar nicht erzählt, was überhaupt passiert ist.«
    »Das hat sie dir doch längst erzählt. Und jetzt glaubt ihr schon wieder, dass ich mir das alles nur ausdenke.«
    »Leo, bitte, tu mir den Gefallen und schau mich an«, sagte er. Dann wiederholte er die Aufforderung, diesmal mit mehr Autorität in der Stimme: »Leo, schau mich an!«
    Leo drehte sich um. Er gab den Kampf ums Bettlaken auf und setzte sich mit dem Rücken zur Wand.
    »Aber … wer hat dir denn …?«
    Amador strich mit zwei Fingern über die Kratzer auf Leos Wange. Unvermittelt wandte er sich ab und legte das Kinn auf die rechte Schulter, als könnte er durch den Boden hindurch zu seiner Frau blicken, die unten in der Küche saß, während Linda der Form halber mit dem Geschirr hantierte und nur auf die Erlaubnis der Señora wartete, sich zurückzuziehen.
    »Ist es denn wahr, dass eine Frau zu dir gekommen ist und dir das Gleiche erzählt hat, wie in dem Brief stand?«, fragte er.
    Leos Blick wanderte zur Balkontür. Er antwortete nicht.
    »Also gut, mein Junge. Ich denke, Doktor Huertas wird uns in jedem Fall weiterhelfen.« Leo versteckte sich mit einer zornigen Geste wieder unter dem Zeichentrick-Roboter. »Verstanden, Commander. Jetzt wird erst einmal geschlafen. Wir sprechen morgen darüber.«
    Leo schwieg weiter.
    »Ich mache jetzt das Licht aus. Ich hab dich lieb, Leo«, sagte er und küsste seinen Sohn auf den Haarwirbel, der unter dem Bettlaken hervorlugte, direkt neben einer von Wall-Es Zangenhänden.
    Amador war dann vorsichtig vom Bett aufgestanden und zur Tür gegangen, geleitet nur vom schwachen grünen Schein des Weckers, der auf dem Nachttisch stand. Er war in Gedanken bereits so sehr mit der Frage beschäftigt, wie er Victoria eine Erklärung über die Kratzer in Leos Gesicht abverlangen könnte, dass er die Worte »Ich dich auch, Papa« gar nicht mehr hörte. Vielleicht waren sie auch nur für das Laken bestimmt gewesen. Oder vielleicht dachte Leo sie nur, kurz bevor er in den tiefen Schlaf sank, der ihn an jenem Samstagabend tröstend empfing. Der Staub des Parkplatzes auf seiner Haut war jetzt nur noch eine ferne Erinnerung an einen bösen Traum.
    Als hätte er die Bemerkung seiner Mutter über das schnelle Verschwinden der rothaarigen Frau nicht gehört, zog sich Leo am Vordersitz nach vorne. Er steckte den Kopf durch den Spalt zwischen den beiden Kopfstützen. Die Ampel, an der sie gerade standen, schaltete auf Grün. Und grün wurden auch die Pfützen auf dem Asphalt. Amador trat aufs Gas. Sie bogen in die Hauptstraße ein, die jetzt noch so gut wie leer war. In fünf Minuten würden sie ihr Ziel erreicht haben.
    »Papa«, sagte Leo heiter. »Erinnerst du dich noch an die Fahrt ans Meer, die wir einmal zusammen gemacht haben, um Pi zu holen?«
    Victoria runzelte die Stirn. Amador lächelte und stieß die Luft durch die Nase aus. Er suchte den Blick seines Sohnes im Rückspiegel und stellte sich vor, vor ihnen erstreckte sich die sonnenbeschienene Schnellstraße, die sie für sechshundert lange Kilometer und vielleicht sogar für immer verbunden hatte.
    »Und erinnerst du dich auch an das Lied, das wir zusammen gehört haben? Das mir so gut gefallen hat?«
    »Natürlich«, sagte Amador in den Rückspiegel. »Sehr gut sogar.«
    Victoria blickte hinaus auf die Straße.
    »Können wir es jetzt hören?«, bat Leo.
    Amador wurde flau im Magen. Er sah zu Victoria hinüber, die weiterhin aus dem Fenster starrte. Kaum merklich bewegte sie den Kopf von einer Seite zur anderen. Alle drei Insassen konnten das Geräusch hören, das sie erzeugte, indem sie den Daumennagel und den Zeigefingernagel miteinander verhakte und

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