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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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in der Dunkelheit leuchteten. »Das ist ein schwarzes Loch«, hatte Papa damals schnell erfunden, als sie den letzten Stern der halb fertigen Kassiopeia aufgeklebt hatten. Er wünschte sich, sein Vater könnte es jetzt genau so machen, einfach etwas erfinden, um die Bedeutung dieser Botschaften, des Briefes und der rothaarigen Frau, zu erklären, anstatt böse auf ihn zu werden und ihn gegen seinen Willen einem Seelenklempner vorzustellen.
    Er hörte die vom Teppich gedämpften Schritte seines Vaters auf der Treppe.
    »Das Abendessen steht auf dem Tisch«, rief Amador durch die angelehnte Tür. »Und es riecht fantastisch.«
    Leo hatte sich gerade fertig ausgezogen. Er hängte die Hose und das Hemd in den Kleiderschrank. Er räumte den Haufen auf, den er neben dem Schreibtisch hinterlassen hatte, und zog sich den gelben Schlafanzug an, den er unter dem Kopfkissen fand, wo Linda ihn hingelegt hatte. Dann schlüpfte er in seine Löwentatzenhausschuhe und ging die Treppe hinunter.
    Als er in die Küche kam, nahm Victoria den Teller von seinem Platz. Sie bedeutete Linda mit einer Geste, das Essen im Kühlschrank aufzubewahren.
    »Heute gehst du ohne Abendessen ins Bett«, lauteten ihre einzigen Worte.
    Amador wollte etwas sagen, ließ es dann aber doch bleiben.
    Stattdessen ging er zum Kühlschrank, schenkte ein Glas Milch ein, holte eine Packung Oreo-Kekse aus dem Regal und reichte sie Leo, nachdem er Linda sanft zur Seite geschoben hatte. Victoria knallte das Besteck mit Nachdruck auf ihren Teller. Linda senkte den Blick. Leo machte auf dem Absatz kehrt und ging in sein Zimmer zurück. Milch und Kekse stellte er auf den Schreibtisch. Unten stritten sich seine Eltern zum tausendsten Mal.
    Zwei Stunden später schlief Leo tief und fest unter einem unvollständigen Sternenhimmel, während sich die Rücken seiner Eltern in dem Ehebett, das mit jedem Streit kälter und größer wurde, kein bisschen berührten.
    Nur Pi, der sich zu dieser Stunde auf dem noch feuchten Dach tummelte, sah die schemenhafte Gestalt, die kurz vor dem Briefkasten der Cruz’ stehen blieb und sich dann eilig wieder entfernte.

15
    AARÓN
    Donnerstag, 8. Juni 2000
    Als Andrea Aaróns Namen auf dem Display des Telefons sah, glaubte sie ein bestimmtes prickelndes Gefühl wiederzuerkennen. Jenes, das sie am Anfang ihrer Beziehung immer gespürt hatte, wenn er sie anrief. Andrea tadelte sich, weil sie sich noch einmal dieses Verliebtsein gestattete, hob aber dennoch sofort ab. Um sie herum verließen die Studenten der deskriptiven Geometrie gerade den Hörsaal, der von ihrem Geplapper, den Kommentaren über die Dozentin und dem konstanten Quietschen der Stühle erfüllt war. Sie wischte die Tafel sauber und wirbelte dabei um einiges mehr Kreidestaub auf als sonst.
    »Drea.« Aaróns Stimme am anderen Ende der Leitung klang überspannt. »Drea, komm schnell vorbei. Das musst du dir anschauen.«
    Eine halbe Stunde später traf Andrea bei Aarón ein. Sie öffnete die Tür mit ihrem eigenen Schlüssel.
    »Macht der Gewohnheit«, sagte sie entschuldigend. »In Zukunft sollte ich wohl besser klingeln.«
    Verkehrt herum auf seinem Stuhl sitzend, das Kinn auf die Rückenlehne gestützt, sah Aarón sie vom Wohzimmer aus hereinkommen. Sofort sprang er auf, lief zu ihr und schloss sie in die Arme. Sie nahm einen sonderbaren Geruch wahr. Er wiederum bekam eine Gänsehaut, als ihm der Duft nach Kamille in die Nase stieg.
    »So ein Quatsch! Das hier bleibt dein Zuhause.«
    Andrea drehte sich weg, als sie fürchtete, er würde sie küssen. Aarón nahm sie an der Hand und führte sie zum Tisch. Er setzte sie auf einen Stuhl und schob seinen dicht an ihren heran. Dann klemmte er ihre Beine zwischen seine.
    »Ich bin mir jetzt sicher. Ich hatte recht.« Aarón roch nach Schlaf. Sein Hals war vom Bart gerötet. »Alles, was ich schon vermutet habe. Es stimmt. Und es wird auch jemandem nützen.«
    Er klang aufgeregt, fast euphorisch.
    »Deshalb hast du mich angerufen? Im Ernst?«
    »Es ist kein leeres Gerede. Alles passt zusammen. Drea. Es war kein Zufall.«
    Ohne ihr Zeit für eine Reaktion zu geben, entwirrte Aarón die vier ineinander verkeilten Beine, drehte sich dann auf seinem Stuhl herum und ordnete die Blätter, die er zuvor in der Hand gehalten hatte, auf dem Tisch in einer Weise an, die Andrea irgendwie einstudiert vorkam. Als er fertig war, stand er auf. Andrea bemerkte mehrere Flecken auf seiner roten Jogginghose.
    »Komm, schau’s dir an«, bat er sie. »Steh

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