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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Hände weg und kehrte rasch hinter den Ladentisch zurück. Den zerknitterten Umschlag hielt er in der geschlossenen Faust. Vor Aaróns Augen stopfte er den Brief verächtlich unter einen Haufen Papier, das sich in einer Lücke zwischen Wand und Ladentisch stapelte.
    Aarón lächelte. Palmer seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Pass auf dich auf«, sagte er.
    Dann griff er, ohne eine Antwort abzuwarten, nach der Fernbedienung und stellte den Fernseher auf volle Lautstärke. Er widmete sich wieder dem Geschehen auf dem Bildschirm. Er wollte nichts mehr wissen.
    Aarón dankte ihm, aber der Amerikaner hörte es nicht.
    »Und sag deiner Frau einen schönen Gruß.«
    Mit einem leichten Schlag auf den Ladentisch, einem unfreiwilligen Lächeln auf dem Gesicht und einem ungewissen Gefühl im Bauch ging Aarón auf den Ausgang zu.
    Du weißt, dass sein Geburtsdatum nicht … Aber er dachte den Gedanken nicht zu Ende.
    Bevor er durch die Tür nach draußen trat, schirmte er sich mit der linken Hand die Augen ab. Die Klimaanlage war wirklich übertrieben im Open. Erleichtert trat er wieder in die Hitze hinaus.
    Die Sonne blendete so stark, dass er kurz darauf mit der Frau zusammenstieß, der er schon beim Eintreten begegnet war. Unwillkürlich umfasste Aarón mit den Armen ihren Bauch.
    Bei der Berührung knisterte und funkte es gleich einem elektrischen Schlag. Aarón zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt.
    »Entschuldigen Sie bitte, wirklich, es tut mir leid«, sagte er.
    Die Frau blickte ihn voller Verachtung von oben herab an. Dabei zog sie die Oberlippe hoch, sodass ihr Zahnfleisch zu sehen war. Er entschuldigte sich noch einmal und floh zum Auto.
    »Pass doch auf, wo du hinläufst!«, rief Amador Cruz ihm hinterher. Dann legte er seiner Frau eine Hand auf den Bauch und die andere auf die Schulter und fragte: »Alles okay mit euch beiden?«

18
    LEO
    Freitag, 19. Juni 2009
    Am letzten Schultag vor den großen Ferien verließ Leo das Schulgebäude barfuß, die Schuhe in den Händen. Die Socken hatte er in einen Schuh gestopft. Er spürte die Hitze des Asphalts unter den Fußsohlen. Seine Klassenlehrerin Alma Blanco verabschiedete sich von dem Schuljahr, indem sie aus dem Fenster des leeren Klassenzimmers blickte und die Kinder beim Verlassen der Schule beobachtete. Für sie war der letzte Schultag von klein auf immer eine Erleichterung gewesen. Neben dem Schultor begrüßten Schüler aller Altersstufen mit Freudenschreien und Gelächter die soeben gewonnene Freiheit, verabschiedeten sich voneinander oder spielten sich noch ein paar letzte Pässe mit dem Fußball zu.
    Leo ging neben seinen Kameraden her. Wie immer blickte er zu Boden. Er merkte, wie der eine oder andere stehen blieb, um ihn zu beobachten. Er sah auf die Schuhe von Edgar, Schramme, Jota oder die eines anderen Mitschülers, die sich näherten, kurz verharrten und sich dann wieder entfernten. Er ging über den Vorplatz in Richtung Hauptstraße. Zu der Stelle, wo er immer auf seine Mutter wartete. Auf dem Bürgersteig gegenüber dem Laden des Amerikaners. Wer ihm nachblickte, konnte seine pechschwarzen Fußsohlen sehen.
    »Alle Mann ins Open!«, brüllte jemand. »Schramme zeigt gleich sein großes Ferien-Special!«
    Der Strom von Schülern änderte die Richtung. Angefeuert von Schramme, der das Spektakel ankündigte wie ein Zirkusdirektor seine neueste Attraktion, rannten sie von links und rechts herbei. Einige Mütter oder Frauen in ähnlichen Uniformen wie Linda zogen strampelnde Kinder hinter sich her, weil sie es eilig hatten, nach Hause zu kommen.
    »Aus dem Weg, Blödmann!«, riefen sie ihm zu.
    Manche stießen mit ihm zusammen. Andere beschimpften ihn.
    Plötzlich tauchte im Gemenge eine Hand auf. Sie packte ihn am Handgelenk.
    »Leo«, sagte die dazugehörige Stimme. »Leo, ich bin’s, Claudia.«
    Als sie von einem ungeduldigen Kind geschubst wurde, stolperte Claudia.
    »Hallo«, erwiderte Leo.
    Er hob den Blick und sah Claudia an. Sie starrte auf die Schuhe in seiner Hand.
    »Warum …?« Sie formulierte die Frage nicht zu Ende.
    »Gehst du auch ins Open?«, fragte er sie. »Alle gehen hin, schau!«
    Jota flitzte zwischen ihnen hindurch, da ihn offenbar jemand verfolgte, und rammte Claudia an der Schulter. Ihre Brille drohte herunterzufallen. Leo erinnerte sich daran, wie Claudia damals, als sie zum ersten Mal miteinander gesprochen hatten, auf dem Boden gelegen hatte, den Rock bis zur Taille hochgeschoben.
    »Schramme macht heute noch mal den

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