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9 - Die Wiederkehr: Thriller

9 - Die Wiederkehr: Thriller

Titel: 9 - Die Wiederkehr: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Pen , Nadine Mutz , Hanna Grzimek
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Trick mit den Mentos und der Coca-Cola«, sagte Claudia. »Er sagt, dieses Jahr wird die Schaumfontäne noch viel höher sein als sonst. Sein Vater hat ihm Mentos aus China mitgebracht. Da mischen sie Schießpulver rein, damit sie besser schmecken.«
    »Das kann überhaupt nicht sein. Man kann kein Schießpulver in Süßigkeiten mischen.«
    »Keine Ahnung. Er behauptet es zumindest. Kommst du mit?«
    Leo senkte wieder den Blick. Er sah auf seine nackten Füße hinunter und wackelte mit den Zehen.
    »Ich gehe nie ins Open«, antwortete er.
    Claudia wollte gerade etwas sagen, da begannen ihre Freundinnen, die ein paar Meter entfernt stehen geblieben waren, zu singen. Die Melodie war von einem unterdrückten Kichern begleitet. Claudia blickte zu ihnen hinüber und verdrehte die Augen.
    »Also dann, bis nach den Ferien«, sagte sie. »Vielleicht sehen wir uns ja auch mal im Aqua. Mein Vater geht nächs ten Sonntag mit mir hin. Ich habe immer noch nicht die Rutsche ausprobiert, die wir im Februar gesehen haben.«
    Claudia rannte wieder zu ihren Freundinnen zurück und legte einer von ihnen die Hand auf den Mund. Die vier Mädchen starrten Leo an und brachen in lautes Gelächter aus.
    Der Strom von Schülern riss Leo bis zur Ampel mit. Für die Ampel hatte der Elternbeirat hart gekämpft und gefordert, dass der Zebrastreifen zweimal im Jahr frisch gestrichen wurde. Wie fast immer zeigte die Ampel Grün für die Fußgänger. Die Schülerschar überquerte, angetrieben von der Aussicht auf einen weiteren endlosen Sommer, die Straße wie eine Herde Gnus auf der Suche nach Wasser. Die Pflastersteine auf dem Bürgersteig brannten unter Leos Füßen. Er steckte die Hand in einen der Schuhe. Sie waren immer noch nass. Er hörte, wie sie mehrmals seinen Namen riefen. Ein paar Kinder formten die Hand zu einer Pistole. Jemand schlug ihm mit der flachen Hand in den Nacken. Leo umklammerte mit der freien Hand den Träger seines Astronautenrucksacks und stellte sich vor, auf den Mond geschossen zu werden. Den Blick weiterhin vor sich auf den Boden gerichtet, hoffte er, dass seine Mutter ihn heute nicht lange warten ließ.
    Diesseits der weißen Streifen begann sich die Meute aufzulösen. Die letzten Nachzügler flitzten an Leo vorbei über die Straße. Ein Junge, dessen Stimmbruch seine unmittelbar bevorstehende Pubertät ankündigte, warf sich auf den Asphalt und überquerte auf dem Boden rollend beide Fahrstreifen. Dabei brüllte er unverständliche militärische Parolen. Ein Ball flog quer über die Straße und prallte gegen einen parkenden Geländewagen. Das letzte Kind, das an Leo vorbei über den Zebrastreifen rannte, war jünger als er. Der Junge hielt die Arme parallel zum Boden ausgestreckt, als imitierte er die Flügel eines Flugzeugs. Ein imaginäres Geschoss musste ihn getroffen haben, denn er legte den rechten Arm an und kam von seiner Flugbahn ab. Dann entfernte sich der Lärm. Kaum fünfzig Meter trennten Leo von dem Rasenstück, das sich zu einer Seite der Zapfsäulen vor dem Eingang des Open erstreckte, aber die Entfernung reichte aus, damit das Geschrei der Kinder gedämpft und weniger bedrohlich zu ihm herüberdrang.
    Leo blickte nach beiden Seiten.
    Die parkenden Autos wirkten wie faule Tiere, die am Straßenrand weideten und mit ihren riesigen Metallmäulern den Bürgersteig verschlangen. Die automatische Schiebetür des Ladens öffnete und schloss sich im frenetischen Rhythmus der hinein- und herausstürmenden Kinder. Manche streckten nur einen Fuß in Richtung Tür und machten gleich wieder kehrt, um ihre Kameraden zu umarmen und sich wie die Schneekönige darüber zu freuen, dass sie den Mechanismus ausgetrickst hatten. Andere hatten ihre Hemden ausgezogen und taten so, als prügelten sie sich. Die Mädchen standen in Grüppchen um sie herum und sahen zu. Die Übrigen konkurrierten darum, wer am weitesten spucken konnte oder wer die Speichelpfütze mit der komischsten Farbe produzierte, nachdem sie alle möglichen verschiedenfarbigen Süßigkeiten gekaut hatten.
    Leo erblickte Claudia, die ein Eis schleckte. Schramme hatte sich die Krawatte um den Kopf gebunden. Seine Nase war unverwechselbar. Er spazierte mit einer Kappe in der Hand durch die Menge, damit die anderen ein paar Münzen hineinwarfen. Dabei schrie er einen der Erstklässler an, den Jungen, der die Straße an Bord eines Jagdflugzeugs überquert hatte.
    Leo hatte Mitleid mit dem Ladenbesitzer, dem alten Mann, der seinen Vater und ihn damals bedient

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