9 SCIENCE FICTION-STORIES
fallen und nahm den ersten Düsenjäger nach Hause. Ich hatte niemandem geschrieben, daß ich kommen würde.
So zahlte ich das Taxi am Eingang zu unserem Grundstück und ging unangemeldet durch das Wäldchen auf die Schlucht und unser Haus zu.
Das erste, was ich sah, war der Heustock, der über den Rand der Schlucht hinausragte. Er war besetzt.
Die Sonne schien, aber es war erst Anfang Mai und nicht sonderlich warm. Trotzdem trug Mutter einen dieser Sonnenanzüge. Vielleicht erzeugen Heustöcke eine Menge Wärme. Spontane Verbrennung.
Mutter sah nicht in meine Richtung. Sie beanspruchte sein gesundes Auge mehr, als es für ihn vermutlich gut war.
Ich hatte kein Geräusch gemacht, aber plötzlich wußte ich, daß sie mich erwartet hatte und daß sie meine Anwesenheit nun spürte.
Sie drehte sich um, setzte sich auf und lächelte mich an. »Hallo! Willkommen daheim. Oh, daß ich es nicht vergesse, das hier ist unser guter Doktor – äh – Brown. John Brown. Nenne ihn einfach Johnny.«
Sie zog sich ein Stück Heu aus dem Haar und grinste Johnny an.
Ich wiederum starrte die beiden an. Doktor Brown stützte sich auf einen Ellbogen und erwiderte meinen Blick, so freundlich es die schwarze Binde über dem einen Auge zuließ.
»Hallo, Honey«, sagte er ernst.
Dann brachen er und meine Mutter in Gelächter aus.
Es war das seltsamste Lachen, das ich je gehört habe. So, als gäbe es auf der ganzen Welt überhaupt nichts, was die beiden ernst nehmen würden.
In diesem Sommer sah ich Johnny oft. Die Dinge entwickelten sich rasch. Es wurde interessant. Schon nach kurzer Zeit fing ich diesen Blick von ihm auf, der besagte: »Ich würde ja gerne – aber …« Und das war alles. Trotzdem hatte ich das Gefühl, daß ich mit ihm weiter kommen würde als je mit einem von Mutters früheren Freunden.
Schließlich jedoch ärgerte ich mich über dieses ›bis-hierhin-und-nicht-weiter‹-Getue. Es wurde zu einer Herausforderung. Dann …
Vermutlich war es die Tatsache, daß er immer da war und daß ich wußte, wie es um ihn und Mutter stand, die die Dinge schließlich ihren Lauf nehmen ließen. Bei den Versuchen, ihn näher an mich zu bringen, ließ ich allmählich jede Vernunft fallen. Ich wurde richtiggehend schamlos. Ich begann seine Aufmerksamkeit bei jeder Gelegenheit auf mich zu lenken.
Wir unterhielten uns. Aber nicht über ihn. Wenn er wußte, was diesen Unfall verursacht hatte und wie er hierhergekommen war, so sprach er jedenfalls nie darüber. Zumindest nicht mit mir.
Wir unterhielten uns über Magnetronen.
Sieh mich doch nicht so verwundert an.
Wie du war er Experte für Magnetronen. Ich glaube, er wußte sogar noch mehr über Magnetronen als du. Und du dachtest, du seist der einzige Fachmann auf diesem Gebiet, nicht wahr?
Ich tat so, als hörte ich ihm zu, aber in Wirklichkeit verstand ich gerade noch die Grundbegriffe – daß Magnetronen eine Art Elektronen oder Gravitronen oder sonst etwas waren. Aber ich verstand zumindest, daß man durch ein magnetronisches Feld den Zeitfluß abwandeln und ziemlich eigenartige Ergebnisse erzielen konnte, wenn man einen Gegenstand diesem Feld aussetzte.
Wir sprachen eine Menge über Magnetronen.
Ich plante unsere Zusammentreffen oft Tage voraus. Ziemlich früh begann ich damit, mir Mutters Sonnenanzüge auszuborgen. Später, wenn er theoretisch nicht da sein konnte, sonnenbadete ich auch ohne. Außer einem Sonnenbrand brachte mir die Sache nichts ein.
Später stahl ich mich mit einem Schlafsack nachts ins Freie und schlief unter den Fichten. Ich konnte es nicht ertragen, zu wissen, wo er sich im Augenblick vermutlich aufhielt.
Nicht daß ich aufgegeben hätte.
Er baute einen Magnetronen-Erzeuger. Den ersten auf der ganzen Welt. Ich hatte ihm
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