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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers und A. D. Krauß
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ent­schul­di­gen. Aber es war die Art der Durch­füh­rung, die mir das Fach so gründ­lich ver­lei­de­te. Da­mals je­den­falls. Mut­ter ließ sich auf kei­ne der mo­der­nen Me­tho­den des Ge­schichts­stu­di­ums ein. Für Mut­ter gab es kei­ne Ana­ly­se der Ten­den­zen und kei­ne Zu­sam­men­schau in­ter­na­tio­na­ler Er­eig­nis­se. Mei­ne zu ent­schul­di­gen­den Leh­rer wur­den da­für be­zahlt, daß sie mich je­de Schlag­zei­le der New York Ti­mes bis zu dem Zeit­punkt aus­wen­dig ler­nen lie­ßen, zu dem Coun­ter­point den Pre­ak­ness ge­won­nen hat­te – und das war we­ni­ge Mo­na­te vor mei­ner Ge­burt ge­sche­hen. Für dies und nichts an­de­res. Man schal­te­te so­gar ein paar Ex­per­ten für Ge­dächt­nis­übun­gen ein, die mir mei­ne täg­li­che Ra­ti­on ver­dau­en hal­fen.
    So war es mir egal, ob es der ei­gent­li­che Grund war, mich zum Stu­di­um in die Schweiz zu schi­cken oder nicht. Ich war heil­froh, dem Aus­wen­dig­ler­nen von Schlag­zei­len ent­kom­men zu sein.
    Aber ich grei­fe den Er­eig­nis­sen vor.
    Ei­ne mei­ner frü­he­s­ten Kind­heits­er­in­ne­run­gen war ei­ne große Par­ty, die mei­ne Mut­ter in Sky­ridge, un­se­rem Land­haus, gab. Ich war sechs Jah­re alt. Es war die Nacht nach Roo­se­velts Wie­der­wahl. Von all den be­frag­ten Hell­se­hern und Ex­per­ten hat­te nur Mut­ter rich­tig ge­ra­ten. Sie und das Dut­zend Fir­men, die ih­re Vor­her­sa­gen ver­öf­fent­lich­ten. Ich soll­te oben schla­fen, aber das Ge­läch­ter und Sin­gen weck­te mich, und so ging ich nach un­ten und fei­er­te mit. Nie­mand küm­mer­te sich dar­um. Je­des­mal, wenn ein Mann Mut­ter um­arm­te und küß­te, pack­te ich ihn am Arm und schrie: »Er ge­hört mir !«
    Mei­ne Me­tho­den än­der­ten sich im Lau­fe der Jah­re. Mei­ne Ein­stel­lung blieb.
    Glaubst du, daß es ihr auch nur das ge­rings­te aus­mach­te?
    Pah!
    Je mehr ich ihr weg­zu­neh­men ver­such­te, de­sto mehr schi­en sie sich dar­über zu amü­sie­ren. Sie konn­te schal­lend über mei­ne Be­mü­hun­gen la­chen. Wie kann man so et­was be­kämp­fen? Ich wur­de nur um so wü­ten­der.
    Du denkst viel­leicht, ich hat­te nicht das ge­rings­te Recht, so et­was zu tun. Aber das stimmt nicht.
    Ich recht­fer­tig­te mein Tun mit ei­nem Ge­dan­ken: Sie lieb­te mich nicht.
    Ich war ihr Fleisch und Blut, aber sie lieb­te mich nicht. Viel­leicht moch­te sie mich ganz gern, auf ih­re lau­war­me Art, aber in ih­rem In­nern war kei­ne ech­te Lie­be für mich. Und ich wuß­te es und haß­te sie und ver­such­te, al­les, was ihr ge­hör­te, weg­zu­neh­men.
    Wir müs­sen ein ko­mi­sches Paar ab­ge­ge­ben ha­ben. Sie re­de­te mich nie mit mei­nem Na­men oder auch nur mit dem Per­so­nal­pro­no­men an. Nie­mals sag­te sie Din­ge wie: »Lieb­ling, könn­test du mir den Toast rei­chen?« Statt des­sen be­kam ich ein: »Kann ich den Toast ha­ben?« zu hö­ren.
    Es war, als be­trach­te sie mich als ein Glied von sich selbst, einen Arm viel­leicht, der kein un­ab­hän­gi­ges Le­ben füh­ren konn­te. Es war krän­kend.
    An­de­re Mäd­chen hat­ten vor ih­ren Müt­tern Ge­heim­nis­se. Ich konn­te vor mei­ner Mut­ter nichts Wich­ti­ges ver­ber­gen. Je mehr ich et­was ver­ber­gen woll­te, de­sto si­che­rer wuß­te sie es. Das war ein wei­te­rer Grund, wes­halb ich es nicht schlimm fand, in die Schweiz ge­schickt zu wer­den.
    Ich war si­cher, daß sie nicht in mei­nem In­nern le­sen konn­te. Um Te­le­pa­thie han­del­te es sich be­stimmt nicht. Sie kann­te nicht die Te­le­fon­num­mern, die ich aus­wen­dig ge­lernt hat­te, und wuß­te auch nicht die Na­men der fünf­und­zwan­zig Fuß­ball­spie­ler der Coun­ty-Li­ga. All­täg­li­che Din­ge wie die­se dran­gen im all­ge­mei­nen nicht zu ihr durch.
    Und mit Te­le­pa­thie könn­te man auch nicht er­klä­ren, was sich in je­ner Nacht ab­spiel­te, als sich mein Wa­gen an der Haar­na­del­kur­ve von Syl­va­nia über­schlug. Es wa­ren ih­re Hän­de, die mich aus dem zer­split­ter­ten Fens­ter zo­gen. Sie hat­te am Stra­ßen­rand ge­war­tet. Kein Am­bu­lan­zwa­gen – ein­fach mei­ne Mut­ter. Sie hat­te ge­wußt, wo und wann es ge­sche­hen und daß mir nichts

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