9 SCIENCE FICTION-STORIES
hält es offenbar für angebracht, über die Geisteskraft des Künstlers zu spotten.«
Thissell kratzte wütend über seinen Strapan. »Um mich vor der Hitze zu schützen, komme ich in diesen kleinen, unansehnlichen Maskenladen. Der Künstler, obwohl noch abgelenkt von der Ungewohnheit des Werkzeugs, hat noch Aussicht, seine Geschicklichkeit zu verbessern. Deshalb übt er so eifrig, daß er es ablehnt, mit Fremden zu sprechen, ganz gleich, was ihr Anliegen sein mag.«
Der Maskenmacher legte ruhig sein Schnitzwerkzeug hin. Er erhob sich, ging hinter einen Wandschirm und kehrte kurz darauf mit einer Maske aus Gold und Stahl wieder, auf der senkrechte Flammen standen. In einer Hand trug er ein Skaranyi, in der anderen einen Krummsäbel. Er schlug eine wirbelnde Melodie an und sang:
»Selbst der vollkommenste Künstler kann sein strakh erhöhen, wenn er Seeungeheuer, Nachtmänner oder ungezogene Faulenzer tötet. So eine Möglichkeit ist mir jetzt gegeben. Der Künstler wartet mit seinem Angriff zehn Sekunden, weil der Beleidiger die Maske des Nachtschwärmers trägt.« Er schwang seinen Krummsäbel und wirbelte ihn über seinem Kopf.
Thissell schlug verzweifelt seinen Strapan an. »Betrat ein Waldgeist den Laden? Verließ er ihn mit einer neuen Maske?«
»Fünf Sekunden sind vergangen«, sang der Maskenmacher zu einem drohend monotonen Rhythmus.
Thissell rannte verzweifelt und wütend hinaus.
Er überquerte den Platz und sah über die Promenade. Hunderte von Männern und Frauen schlenderten über die Docks. Andere standen am Deck ihrer Hausboote. Und sie alle trugen Masken, die ihre Stimmung ausdrücken sollten, ihr Prestige und ihre besonderen Charaktereigenschaften. Und überall klang das Geklapper und Gezirpe der Musikinstrumente.
Thissell stand verloren da. Der Waldgeist war verschwunden. Haxo Angmark lief frei in Fan herum. Und Thissell hatte die Befehle Castel Cromartins nicht ausführen können.
Hinter ihm erklang eine spielerische Melodie auf dem Kiw.
»Sir Nachtschwärmer Thissell, Sie stehen in Gedanken versunken.«
Thissell drehte sich um und sah hinter sich eine Höhleneule, in düsteres Schwarzgrau gekleidet. Thissell erkannte die Maske, das Symbol der Bildung und der geduldigen Erforschung abstrakter Gedankengänge.
Mathew Kershaul hatte sie auch bei ihrem Zusammentreffen vor einer Woche getragen.
»Wie steht es mit dem Studium?« wollte er wissen. »Schaffen Sie jetzt die C-Plus-Skala auf dem Gomapard? Wenn ich mich recht entsinne, fielen Ihnen diese Umkehr-Intervalle nicht ganz leicht.«
»Ich habe sie geübt«, meinte Thissell düster. »Aber da man mich ohnehin nach Polypolis zurückrufen wird, ist das wohl reine Zeitverschwendung gewesen.«
»Aber, aber – was heißt das?«
Thissell erklärte, wie die Sache stand. Kershaul nickte ernst.
»Ich kann mich an Angmark erinnern. Keine angenehme Person, aber ein ausgezeichneter Musiker. Hat bewegliche Finger und ein echtes Talent für neue Instrumente.« Er strich nachdenklich über den Eulenspitzbart. »Was wollen Sie unternehmen?«
»Nichts«, erwiderte Thissell und spielte eine traurige Weise auf dem Kiw. »Ich habe keine Ahnung, was für Masken er tragen wird. Und wenn ich nicht einmal weiß, wie er aussieht, wie soll ich ihn dann finden?«
Wieder strich sich Kershaul über den Spitzbart. »Früher hatte er eine Schwäche für die Masken des Exo-Kambian-Zyklus. Und er besaß, wenn ich mich nicht täusche, einen ganzen Satz Fremdländer-Masken. Natürlich kann er seinen Geschmack inzwischen geändert haben.«
»Das ist es ja«, beklagte sich Thissell. »Er kann zwei Meter von mir entfernt sein, und ich weiß es nicht.« Er warf einen bösen Blick auf den
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