9 SCIENCE FICTION-STORIES
Sie?«
»Reine Neugier.«
»Na, Sie können mir doch nichts weismachen«, erklärte Kershaul mit ungewöhnlicher Direktheit. »Da steckt mehr dahinter.«
Thissell hatte das Gefühl, sich jemandem anvertrauen zu müssen. Er nickte. »Die Lage ist folgendermaßen: Ein toter Ausländer wurde heute morgen im Hafen gefunden. Er hat braunes Haar. Ich bin nicht völlig sicher, aber von – hm – drei Chancen stehen zwei dafür, daß Angmark schwarzhaarig ist.«
Kershaul zupfte an seinem Höhleneulenbart. »Und woraus berechnen Sie diese Chancen?«
»Die Botschaft ging durch Rolvers Hände. Er selbst ist blond. Wenn Angmark Rolvers Rolle spielt, hat er natürlich die Botschaft in seinem Sinne geändert. Sie und Welibus haben zugegebenermaßen schwarzes Haar.«
»Hm«, meinte Kershaul. »Mal sehen, ob ich Ihre Schlußfolgerungen recht verstehe. Sie sind der Meinung, daß Angmark entweder Rolver, Welibus oder mich getötet hat und die Rolle des Getöteten spielt. Stimmt das?«
Thissell sah ihn überrascht an. »Sie selbst sagten doch, daß Angmark hier als Ausländer nicht unerkannt bleiben würde. Erinnern Sie sich nicht?«
»O doch. Fahren wir fort. Rolver hat Ihnen eine Botschaft überreicht, in der steht, daß Angmark dunkelhaarig ist. Er selbst beweist Ihnen, daß er blond ist.«
»Ja. Könnten Sie das bestätigen? Ich meine, was den früheren Rolver betrifft.«
»Nein«, sagte Kershaul traurig. »Ich habe weder Rolver noch Welibus je ohne Maske gesehen.«
»Wenn Rolver nicht Angmark ist«, überlegte Thissell, »kommen nur noch Sie oder Welibus in Frage.«
»Sehr interessant«, sagte Kershaul. Er sah Thissell argwöhnisch an. »Wenn das so ist, könnten auch Sie Angmark sein. Was für eine Haarfarbe haben Sie?«
»Braun«, sagte Thissell kurz. Er hob die graue Nachtschwärmer-Maske ein wenig im Nacken.
»Aber Sie könnten mir den Text der Botschaft falsch wiedergeben«, beharrte Kershaul.
»Nein.« Thissell winkte müde ab. »Sie können Rolver fragen, wenn Sie wollen.«
Kershaul schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Ich glaube Ihnen. Aber etwas anderes: Wie steht es mit den Stimmen? Sie haben unsere Stimmen vor und nach Angmarks Ankunft gehört. Ergibt sich da kein Hinweis?«
»Nein. Ich passe so genau auf, daß mir jede Stimme verändert vorkommt. Und die Masken dämpfen.«
Kershaul zupfte wieder an dem Bart der Maske. »Ich sehe im Augenblick auch keine Lösung dieses Problems.« Er kicherte. »Und ist eine Lösung denn so wichtig? Vor Angmarks Ankunft waren wir vier: Rolver, Welibus, Kershaul und Thissell. Und jetzt sind wir wieder vier – mit dem gleichen Namen. Wer könnte sagen, ob das neue Mitglied nicht eine Verbesserung des alten darstellt?«
»Ein völlig neuer Gedanke, der bestimmt nicht uninteressant ist«, meinte Thissell zustimmend. »Aber zufällig habe ich ein persönliches Interesse daran, Angmark dingfest zu machen. Meine Karriere steht auf dem Spiel.«
»Ich verstehe«, murmelte Kershaul. »Das Ganze läuft also schließlich und endlich auf einen Kampf zwischen Ihnen und Angmark hinaus.«
»Sie werden mir nicht helfen?«
»Nicht aktiv. Ich bin schon durchdrungen vom Individualismus der Sirener. Sie werden sehen, daß Rolver und Welibus ähnlich wie ich reagieren.« Er seufzte. »Wir leben alle drei schon zu lange hier.«
Thissell stand gedankenverloren da. Kershaul wartete einen Augenblick und sagte dann: »Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?«
»Nein«, meinte Thissell. »Ich möchte Sie lediglich um einen Gefallen bitten.«
»Gern, wenn ich Ihnen helfen kann«, erklärte Kershaul höflich.
»Borgen Sie mir für etwa zwei Wochen einen Ihrer Sklaven.«
Kershaul spielte eine amüsierte Tonfolge auf seiner Ganga. »Ich trenne mich nicht sehr gern von
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