9 SCIENCE FICTION-STORIES
Nähe. Ich brauche sie nicht als Zuschauer für mein Vorhaben.«
»Und worin besteht dieses Vorhaben?«
»Sie werden es noch rechtzeitig erfahren«, sagte Angmark. »Uns bleibt noch etwa eine Stunde Zeit.«
Thissell zerrte vorsichtig an den Fesseln. Sie waren zweifellos fest.
Angmark setzte sich ihm gegenüber. »Wie kamen Sie gerade auf mich? Ich gebe zu, ich bin neugierig.«
Er schüttelte den Kopf, als Thissell schweigend dasaß. »Na, na«, spöttelte er, »wollen Sie nicht eingestehen, daß ich Sie besiegt habe? Sie machen die Sache nur für sich selbst unangenehmer.«
Thissell zuckte die Schultern. »Ich habe nach einem einfachen Prinzip gearbeitet: Ein Mensch kann sein Gesicht, nicht aber seine Persönlichkeit verbergen.«
»Aha«, sagte Angmark. »Interessant. Fahren Sie fort.«
»Ich lieh mir einen Sklaven von Ihnen und den beiden anderen Ausländern und fragte sie genau aus. Welche Masken hatten ihre Herren in dem Monat vor Ihrer Ankunft getragen? Ich bereitete eine Tabelle vor und schrieb die Antworten nebeneinander auf. Rolver trug den Vogel-Tarn achtzig Prozent der Zeit, die übrigen zwanzig Prozent verteilten sich auf den Sophisten und die Komplizierte Schwarze Maske.
Welibus hatte eine Vorliebe für die Masken des Kan-Dachan-Zyklus. Er trug den Chalekun, den Unerschrockenen Fürsten und den Meerhelden. Darüber hinaus hatte er noch für zwei Tage der Woche den Südwind und den Fröhlichen Gesellen.
Kershaul war konservativer. Er trug die meiste Zeit seine Höhleneule und nur ab und zu den Sternenwanderer und zwei oder drei andere Masken.
Wie ich schon sagte, erlangte ich diese Informationen durch die sicherste Quelle: die Sklaven. Mein nächster Schritt bestand darin, euch drei zu überwachen. Jeden Tag notierte ich die Masken, die ich sah, und verglich sie mit meiner Tabelle.
Rolver trug sechsmal den Vogel-Tarn und zweimal die Komplizierte Schwarze. Kershaul trug fünfmal die Höhleneule, einmal den Sternenwanderer, einmal die Fünfergliederung und einmal das Ideal der Perfektion. Welibus trug zweimal den Smaragdberg, dreimal den dreifachen Phönix, einmal den Unerschrockenen Fürsten und zweimal den Haifisch-Gott.«
Angmark nickte gedankenvoll. »Ich sehe meinen Fehler ein. Ich habe unter den Masken von Welibus ausgewählt – aber nach meinem eigenen Geschmack. Damit habe ich mich, wie Sie ausführen, verraten. Aber nur Ihnen gegenüber.«
Er erhob sich und ging ans Fenster. »Kershaul und Rolver kommen jetzt ans Ufer. Sie werden bald ihren Geschäften nachgehen. Obwohl ich bezweifle, daß sie überhaupt eingreifen würden. Sie sind beide echte Sirener geworden.«
Thissell wartete schweigend. Zehn Minuten vergingen. Dann ging Angmark an ein Regal und holte ein Messer. Er sah Thissell an. »Stehen Sie auf!«
Thissell erhob sich langsam. Angmark näherte sich ihm von der Seite. Blitzschnell holte er aus und riß ihm die Maske vom Gesicht. Thissell keuchte und machte einen vergeblichen Versuch, sie wieder an sich zu bringen.
Zu spät. Sein Gesicht war nackt.
Angmark drehte sich um, nahm seine eigene Maske ab und setzte die Nachtschwärmer-Maske auf. Er schlug sein Hymerkin an.
Zwei Sklaven kamen herein und blieben wie vom Donner gerührt stehen, als sie Thissell ohne Maske sahen.
Angmark spielte einen schnellen Wirbel und sang dazu: »Bringt diesen Mann sofort auf die Docks hinaus.«
››Angmark!« schrie Thissell. »Ich habe keine Maske!«
Die Sklaven packten ihn und schleppten ihn trotz seiner Gegenwehr hinaus auf Deck und über die Laufplanke ans Ufer.
Angmark legte einen Strick um Thissells Hals. Er sagte: »Sie sind jetzt Haxo Angmark, und ich bin Edwer Thissell. Welibus ist tot. Sie sind nun auch bald tot. Ich
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