9 SCIENCE FICTION-STORIES
muskelbepackten Arme. Eine dünne, nasse Spur lief von einem Mundwinkel über das Kinn. Das Ungeheuer setzte sich auf und dachte: Ladnar ist hungrig.
»O Gott im Himmel, bitte gib mir Zeit. Gib mir Zeit für diese eine kleine Aufgabe.«
Kettridge bemerkte, daß er die Hände über der Brust gefaltet hatte und zum Dach der Höhle emporstarrte. Zum erstenmal fühlte er Tränen auf seinen Wangen.
Gedanke: Du sprichst mit dem Herrn des Himmels.
Ladnar schien von Ehrfurcht ergriffen. Er beobachtete den Mann. Seine Augen waren plötzlich groß geworden.
Kettridge schickte dem Wesen seine Gedanken zu. Ladnar! Ich komme vom Herrn des Himmels. Ich kann dir zeigen, wie du unbesorgt durch den Sturm gehen kannst. Ich zeige dir, wie du …
Das Brüllen Ladnars betäubte Kettridge. Mit diesem Brüllen kam ein geistiger Aufschrei. Kettridge fühlte sich von den machtvollen Gedanken weggerissen und wurde heftig gegen die Felsen geschleudert.
Der Eingeborene sprang auf, hob seine krallenbewehrten Arme und bellte vor Wut.
Gedanke: Du sprichst verbotene Worte! Du sagst die Unwahrheit. Kein Mensch geht nach draußen, wenn der Dieb des Seins in der Nacht spricht. Du bist ein schreckliches Wesen. Ladnar hat Angst!
»Häresie, ich habe ihn durch Häresie beleidigt!«
Kettridge hätte sich am liebsten die Zunge aus dem Mund gerissen.
Gedanke: Ja, du hast etwas Unreines und Unwahres ausgesprochen.
Kettridge duckte sich angstvoll. Das fremde Geschöpf war jetzt wirklich wütend. Wie konnte es sich nur fürchten, wenn es so kraftvoll und massig war?
Gedanke: Ja, Ladnar hat Angst. Angst!
Dann erreichten die Wellen der Furcht Kettridge. In seinem Kopf dröhnte es. Jede Faser seines Gehirns wurde erschüttert und verzerrt und verdreht.
Hör auf, Ladnar, hör auf! Ich spreche die Wahrheit. Ich zeige dir, daß du ebenso wie ich im Sturm gehen kannst.
Und dann sprach er – sanft und drängend. Er versuchte ein Wesen zu überzeugen, dessen einzige Gottheit ein brüllendes Ding war, das die Welt mit Feuerstößen bedrohte. Er sprach von sich selbst und von seinen Fähigkeiten. Er sprach von seinen Fähigkeiten so ernst und ruhig, als ob er selbst an sie glaubte. Er rühmte sich selbst.
Langsam wurde Ladnar ruhiger, und die Wogen der Furcht verliefen sich. Noch blieben das Zittern und die Ehrfurcht, aber in seinem Gehirn war ein Funke des Glaubens aufgesprungen.
Kettridge wußte, daß er weiterarbeiten mußte.
»Ich komme vom Heim des Himmlischen, Ladnar. Ich spreche als Botschafter des Himmels. Ich bin stärker als der lausige Dieb des Seins, den du so fürchtest.«
Wie um seine Worte zu betonen, jagte vor der Höhle ein Blitz in den Boden, der den Raum einen Augenblick grell erleuchtete.
Kettridge fuhr fort. Er sprach immer schneller. »Ich kann im Sturm hinausgehen, und der Dieb des Seins wird mir nichts anhaben. Laß mich hinausgehen, Ladnar, damit ich dir meine Worte beweise.«
Gedanke: Hör auf!
»Weshalb, Ladnar? Ich kann dir zeigen, wie ich in die Nacht hinausgehe, während der Dieb des Seins tobt. Ich kann dir zeigen, wie man auf sein Toben reagiert und wie man ihn verhöhnt.«
Kettridge dachte daran, daß das Wesen nicht dumm war. Es fürchtete nicht nur den Zorn seiner Gottheit und den Todesstrahl des Blitzes. Es wußte auch, daß es verhungern mußte, wenn es den Mann gehen ließ.
»Laß mich gehen, Ladnar. Ich bringe dir Katzen, damit du während der Kälte leben kannst. Ich zeige dir, wie ich in das Dunkel gehe, und ich bringe dir obendrein Futter. Einen Wurf Katzen, Ladnar!«
Gedanke: Wenn du mich nicht belügst, weshalb sprichst du dann mit dem Herrn des Himmels?
Kettridge biß sich auf die Lippen. Er vergaß immer wieder …
»Ich möchte dem Herrn des Himmels zeigen, daß ich ebenso groß bin wie er. Ich will ihn davon überzeugen, daß ich ihn
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